Immer Gewinne, egal ob es an der Börse gerade aufwärtsgeht oder ob die Kurse fallen - davon träumen alle Anleger. Eine spezielle Fondsart will diesen Traum Wirklichkeit werden lassen: Absolute-Return-Fonds versprechen in jeder Marktphase Rendite. Wer ihre Prospekte genau studiert, merkt zwar schnell, dass das nicht bedeutet, dass sie niemals Verluste machen. Dort heißt es meist, dass über bestimmte Perioden wie etwa einen "rollierenden Dreijahreszeitraum" ein positiver Ertrag angestrebt wird. Gleichwohl sollen die Fonds dabei unabhängig von der Großwetterlage an den Finanzmärkten sein. Das bringt Anlegern das gute Gefühl, vor Börsencrashs sicher zu sein.

Ermöglicht wird das Ganze durch die großen Freiheiten, die die Fonds haben. Viele von ihnen können nicht nur zwischen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Währungen oder Rohstoffe wechseln, sondern ähnlich wie Hedgefonds über Long-Short-Strategien auch auf steigende und fallende Kurse setzen und so von Kursabstürzen profitieren. Manche investieren in exotische Nischen, machen gehebelte Wetten oder nutzen Marktschwankungen, also die Volatilität, als Anlageklasse. Wieder andere kombinieren diese Strategien. Das alles geht nur durch den umfangreichen Einsatz von Derivaten. Mal trifft die Anlageentscheidungen ein Computer, mal ein Fondsmanager oder ein Strategieteam.

Doch wie haben sich die Alleskönner, die in jeder Börsenlage liefern wollen, im Corona-Crash geschlagen? Auf den ersten Blick ganz akzeptabel. Seit Jahresanfang liegen die 177 Absolute-Return-Fonds in der Datenbank von €uro im Schnitt vier Prozent im Minus. Das ist zwar ein Verlust, aber ein vergleichsweise niedriger. Zum Stichtag Ende Mai war der globale Aktienindex MSCI World zweistellig unter Wasser. So gesehen haben die Fonds ihr Stabilitätsversprechen einigermaßen gehalten. Einige von ihnen haben im Crash sogar hohe Gewinne erzielt.

Corona-Crash deckt Schwächen auf. Der zweite Blick ist weniger vorteilhaft. Denn die Spreizung der Wertentwicklung ist enorm. Insgesamt machten seit Jahresbeginn 130 der 177 Fonds Verluste. Die höchsten gab es beim H20 Moderato, der fast ein Drittel an Wert verlor. Zwischenzeitlich war er noch stärker im Minus, wie die Kennzahl Maximum Drawdown zeigt, die den größten zusammenhängenden Maximalverlust der letzten drei Jahre angibt. Bei den meisten Fonds kam dieser in der Corona-Krise zusammen. Hier lag der Moderato wenig moderate 46,3 Prozent im Minus. Noch schlechter war nur der AQR Global Relative Value, der 53,7 Prozent Verlust ansammelte. Solche Werte wären sogar bei reinen Aktienfonds äußerst schlecht.

Auch die Langfristperformance lässt häufig zu wünschen übrig. So ist der Amundi Volatility World - mit 26 Prozent Gewinn seit Januar der Spitzenreiter in diesem Jahr - auf fünf Jahre gerechnet trotzdem vier Prozent im Minus. Damit liegt er im Vergleich mit der Konkurrenz aber nicht einmal schlecht. Im Schnitt machten die Absolute-Return-Fonds in den letzten fünf Jahren fast drei Prozent Miese und hatten dabei Drawdowns von mehr als 15 Prozent. Sie schwankten also spürbar und lieferten statt der versprochenen stetigen Erträge in vielen Fällen mittelfristig Verluste.

Dennoch gibt es Absolute-Return-Produkte, die sich bewährt haben. Zum Beispiel die Alpha-Fonds von Nordea, die über Risikomodelle gesteuert werden. Der Nordea Alpha 15 MA soll ähnliche Gewinne wie Aktien erwirtschaften, dabei jedoch weniger schwanken, der Alpha 10 begrenzt Schwankungen noch stärker, bringt aber auch etwas weniger Rendite. Bisher funktionieren die Fonds gut. Auch der JP Morgan Global Macro Opportunities, der PTR Agora und der Long-Short-Fonds von Carmignac boten in der Vergangenheit solide Renditen bei relativ geringen Schwankungen (siehe Tabelle).


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Allerdings müssen Anleger den mit großen Freiheiten ausgestatteten Managern vertrauen und ihnen fast im Blindflug durch die Krise folgen. Am transparentesten ist noch der Carmignac-Fonds, Long-Positionen hat er derzeit zum Beispiel bei Bayer oder Novartis, short ist er bei deutschen Industrieunternehmen. Weil er nur auf steigende und fallende Kurse bei europäischen Aktien setzt, hat er aber auch die einfachste Strategie. Bei den stärker an Hedgefonds erinnernden Produkten kann man hingegen nur beim Fonds von JP Morgan erahnen, welche komplizierten Wetten er eingeht. Die Fonds von Nordea und Pictet weisen auf den Factsheets Kunden gegenüber fast gar nicht aus, was sie im Detail machen.

Dass sie den Corona-Crash gut überstanden haben, lässt hoffen, dass sie auch künftige Krisen meistern. Eine Garantie dafür gibt es aber nicht. Das zeigt nicht zuletzt das Beispiel des H20 Moderato. Der lief lange stark, verlor aber fast seine kompletten Gewinne aus zehn Jahren Fondsgeschichte in wenigen Tagen zu Beginn der Corona-Krise. Welche Wetten konkret schiefgingen, ist unklar. Die Computermodelle hätten die Schocks nicht antizipiert, entschuldigte sich das Management lediglich bei Anlegern, außerdem hätten Absicherungen bei Währungsgeschäften nicht wie geplant gegriffen. Nun ist fraglich, ob und wann der Fonds die Verluste wieder aufholt.