Der massive Preisverfall bei Öl und die Folgen für Russland haben am Dienstag den Anlegern an den europäischen Aktienmärkten schwer zu schaffen gemacht. Bei anziehenden Umsätzen schwankten Dax und EuroStoxx50 stark. Am frühen Nachmittag notierte der Dax mit 9240 Zählern ein Prozent niedriger, während der EuroStoxx50 etwa 1,8 Prozent auf 2929 Zähler verlor. "Die Leute sind hochgradig nervös", sagte ein Händler. "Was da auch an den russischen Märkten abgeht ist der nackte Wahnsinn." In Moskau brach der Leitindex um fast 20 Prozent ein. Der Rubel konnte von der drastischen Leitzinserhöhung auf 17 von 10,5 Prozent nicht profitieren: bis zum Nachmittag stürzte er um zehn Prozent ab.

Der Preis für das Nordseeöl Brent rutschte erstmals seit Mai 2009 unter die Marke von 59 Dollar je Fass: Zeitweise fiel der Preis um 4,2 Prozent auf 58,50 Dollar. Die US-Sorte WTI markierte mit 53,80 Dollar ebenfalls den niedrigsten Stand seit Mai 2009. Seit Sommer hat sich Öl um fast 50 Prozent verbilligt. Neben der Überproduktion - vor allem in Nordamerika - machen Experten die schwache Konjunktur in Europa und China für die Talfahrt bei Öl verantwortlich. Viele Analysten vermuten aber auch politische Gründe hinter dem Preisverfall. Denn vor allem Russland - das mit seiner Ukraine-Politik im Westen auf heftige Gegenwehr gestoßen war - gilt als einer der größten Verlierer der Entwicklung: Rund 40 Prozent der Einnahmen des russischen Staates stammen aus dem Export von Rohöl. Im Haushaltsplan für 2014 war die Regierung noch von einem durchschnittlichen Preis von 104 Dollar je Fass ausgegangen.

"Die russische Wirtschaft droht, sollte sich der Kurs für WTI unterhalb 50 Dollar je Barrel halten, im nächsten Jahr um 4,5 Prozent zu schrumpfen", erklärte Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX. "Für die Zentralbank wird es schwierig den Rubel zu stabilisieren, solange der Ölpreis weiter fällt", sagt Wladimir Miklashevsky, Volkswirt bei der Danske Bank. Es sehe nicht so aus, als ob der Zinsschritt ausreiche.

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EURO ZIEHT NACH ZEW-INDEX WEITER AN

Die Anleger suchten daher die Sicherheit von Bundesanleihen und US-Staatspapieren. Entsprechend gaben die Renditen massiv nach: Die Verzinsung der zehnjährigen Bundesanleihe fiel auf ein Rekordtief von 0,567 Prozent. Die der US-Anleihen - die zuletzt angesichts der Spekulationen auf eine baldige Zinswende angezogen waren - fielen bis auf 2,009 Prozent. "Es gilt das Risiko einzudämmen, so gut es geht", sagte ein Händler. Dass der Offenmarktausschuss der US-Notenbank bei seiner bis Mittwoch dauernden Sitzung möglicherweise Signale für steigende Zinsen geben könnte, werde derzeit ausgeblendet.

Dies brachte vor allem auch den Dollar unter Druck: Die US-Devise fiel zum Yen auf rund 116 Yen von einem Tageshoch von 118,01 Yen. Der Euro profitierte von der Unsicherheit und stieg auf 1,2569 Dollar, womit er so hoch wie seit fast vier Wochen nicht mehr notierte. Dabei halfen auch Konjunkturdaten aus Deutschland und der Euro-Zone. So war der gemeinsame Einkaufsmanagerindex für Dienstleister und Industrie in der Währungsunion im Dezember um 0,6 auf 51,7 Punkte geklettert. Das Barometer für die ZEW-Konjunkturerwartungen stieg überraschend deutlich auf plus 34,9 Zähler von 11,5 Punkten im Vormonat.

Reuters