Chart 1 - DAX im Fünf-Minuten-Chart
Gestern mussten sich die Marktteilnehmer festlegen, ob sie lieber dem fallenden (rot markiert) oder dem steigenden (grün markiert) Trendkanal des Deutschen Aktienindex folgen wollen. Und die Mehrheit entschied sich für die südliche Richtung. Die in der vergangenen Woche noch mehrfach wirksame Kaufzone bei rund 11.750/11.820 stabilisierte den Markt diesmal nicht einmal kurzfristig - ein klares Schwächezeichen. Auch der Monatsdurchschnittskurs (die 21-Tage-Linie), der während der jüngsten Rally seit Mitte Januar immer für eine Bodenbildung gut war, lockte diesmal zunächst keine Käufer mehr an, auch wenn sich die Kurse später wieder darüber erholten - das ist ein weiteres Warnzeichen.
Erst durch eine Parallelverschiebung der Abwärtstrendlinie, die sich über die letzten drei Zwischenhochs ziehen lässt, kann nun ein Trendkanal konstruiert werden, an dessen Untergrenze der DAX sich letztendlich gefangen hat. Er wird heute im Tagesverlauf bis 11.570 Punkte fallen und dort mit dem 38,2-prozentigen Rückschlagsziel (Fibonacci-Retracement) der jüngsten Aufwärtswelle zusammen treffen, welches von Anlegern häufig als erstes Korrekturziel in einem Aufwärtstrend gesehen wird. Damit besteht eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass sich die Kurse spätestens hier fangen. Tun sie es nicht, ist der Weg nach unten bis mindestens an die Zone 11.380/11.460 frei.
Und eine weitere Hoffnung würde dann platzen: Die jetzt noch im Chart erkennbare Flaggen-Formation, die wir in der Analyse am Vortag bereits besprochen haben (Tageschart auf Seite 2), wäre dann nach unten durchbrochen worden. Noch ist dies nicht der Fall, so dass ein letzter Funken Optimismus im Hinblick auf eine Fortsetzung der kurzfristigen Aufwärtsbewegung noch angebracht ist, obwohl der Markt sich vor einer Woche bereits um mehr als 20 Prozent von seinem 200-Tage-Durchschnitt nach oben abgesetzt hat, und damit aus einer mittel- bis langfristigen Perspektive maßlos überhitzt ist. (Siehe Indikator unter dem Wochenchart auf Seite 3).
Anleger mit kurzem Zeithorizont dürften bei Long-Positionen inzwischen Kasse gemacht haben, wenn nicht sollten sie dies spätestens dann tun, wenn der Index unter die 10.570er-Marke fällt. Dort können Inhaber von Short-Positionen bereits erste Gewinne mitnehmen. Wer noch neutral ist, kann einen möglichen Ausbruch unter diese Zone als Einstiegssignal für eine Spekulation auf fallende Kurse verwenden und bis mindestens 11.380/11.460 investiert bleiben.
Nur Investoren mit langfristigem Zeithorizont sollten sich nicht beeindrucken lassen. Auch sie sollten einen Teil ihrer Long-Positionen abgebaut haben, als der Index sich um mehr als 20 Prozent von der 200-Tage-Linie entfernt hat. Der Rest kann weiter gehalten werden, auch wenn nun eine längere Seitwärtsbewegung oder eine Korrektur im Raum stehen. Danach sollte es wieder aufwärts gehen. Passende Zertifikate finden Sie auch heute wieder auf der letzten Seite dieser Analyse (Seite 6).
Chart 2 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie
Im Tageschart wird die Flaggenformation am besten erkennbar. Sie ist grundsätzlich positiv zu werten, allerdings sollten Anleger nicht auf Grund eines einzelnen Kursmusters reagieren, sondern auch die weiteren Rahmenbedingungen berücksichtigen, insbesondere den überhitzten Marktzustand im Wochenchart (Seite 3).
Chart 3 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Der Markt hat sich inzwischen fast 20 Prozent von der 200-Tage-Linie nach oben abgesetzt. Die Erfahrungen aus den Jahren 2003, 2007 und 2009 zeigen, dass damit oft das Limit einer Übertreibungsphase erreicht wurde. Erst nach einer längeren Atempause ging es signifikant weiter aufwärts, zumindest in zwei von drei Fällen.
Chart 4 - Kerzenchart auf Tagesbasis
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Unterstützungen und Widerstände
Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des "Index-Radar, der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Andreas Büchler ist Herausgeber des Magazins und Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft für Börsenhandelssysteme.
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