EZB-Chef Mario Draghi hat mit einer zögerlichen Haltung bezüglich weiterer Geldspritzen die Anleger an den europäischen Börsen nicht aus der Reserve gelockt. Dax und EuroStoxx lagen am Donnerstagnachmittag wie bereits vor Beginn der Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) jeweils 0,3 Prozent im Minus bei 10.180 beziehungsweise 3030 Punkten.
Zwar habe Draghi die jederzeitige Handlungsbereitschaft der EZB betont, falls Risiken für die Erreichung des Inflationsziels bestünden, hieß es in einem Kommentar der Helaba. "Konkrete Hinweise auf eine bevorstehende Aktion gab es unseres Erachtens aber nicht." Auch die für 2017 und 2018 nicht veränderten Inflationsprognosen deuten nach Ansicht von Commerzbank-Analystin Esther Reichelt darauf hin, dass die EZB wohl erst einmal nicht mit weiteren geldpolitischen Maßnahmen nachlegen müsse. "Das sollte den Euro eigentlich stützen", fügte sie hinzu. Wirkliche Impulse für den Devisenmarkt wird ihrer Meinung nach allerdings erst der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag liefern. Die Gemeinschaftswährung schwankte während der Pressekonferenz vom Plus ins Minus und lag zuletzt unverändert bei 1,1182 Dollar.
Im Kampf gegen eine Deflation - ein wirtschaftlich gefährlicher Preisverfall auf breiter Front - hatte die EZB im März ihre Geldpolitik erneut gelockert: Der Leitzins wurde auf null gesetzt, die Strafgebühren für die bei ihr geparkten Einlagen der Banken erhöht und der Kauf von Wertpapieren ausgedehnt.
Reuters