Datini? Nur wenige Fonds nutzen historische Persönlichkeiten, um Anlegern ihr Investmentkonzept zu vermitteln. Mit Francesco Datini hat sich Hendrik Leber jedoch ausführlich beschäftigt. Dem 1335 in Prato geborenen Kaufmann gelang der Aufstieg zu einem der wohlhabendsten Männer Europas. Wie Datini seinen Reichtum organisierte, dient Leber als Inspiration: "Er nutzte alle ihm zur Verfügung stehenden Informationen und scheute keine Gefahren, um daraus Gewinn zu erzielen."
Leber steuert den im April 2011 aufgelegten Acatis Datini Valueflex auf gleiche Weise. Der Manager analysiert Brokerberichte, informiert sich aus Presseartikeln, liest wissenschaftliche Studien und besucht Messen. Erscheint ihm ein Thema, eine Innovation als aussichtsreich, sucht er im globalen Aktienuniversum nach den Profiteuren. Dabei geht er mutige Wetten ein: "Ich möchte Chancen nutzen, nicht Risiken vermeiden." Zwischenzeitliche Rücksetzer von bis zu 30 Prozent sind da nicht auszuschließen. Die Verluste holt Leber jedoch schnell wieder auf. Seit Auflage erzielte der Fonds pro Jahr über 18 Prozent. Innerhalb eines Jahres legte er um 78 Prozent zu.
Eigener Kopf
Personalis ist ein Unternehmen, das seinem Investmentansatz und Anlagestil entspricht. Das US-Unternehmen sammelt und stellt molekulare Daten über Krebserkrankungen und Immunreaktionen von Patienten bereit, anhand derer neue Therapien entwickelt werden können. Der Titel ist zwar derzeit unter Druck, doch Leber bleibt investiert. Er managt den Acatis Datini Valueflex ausschließlich nach eigenen Ideen und stimmt sich nicht mit anderen Experten ab. "Zu viel Diskussion geht zulasten der Performance", sagt Leber. Seine Erkenntnis stützt sich auf profunde Erfahrung. Leber ist seit vielen Jahren Investmentprofi und zählt zu Deutschlands bekanntesten Fondsmanagern.
Sein umfassendes Anlage-Know-how und frühzeitiges Gespür für Gewinner zeigt sich beispielsweise am Engagement in Biontech. Lange bevor das Unternehmen einen Impfstoff gegen Corona entwickelte, war Leber auf die Mainzer aufmerksam geworden. Der Anspruch der Firmengründer, für jeden an Krebs erkrankten Patienten eine individuelle Therapie entwickeln zu wollen, motivierte ihn zum Einstieg. Seitdem hat die Aktie um 655 Prozent zugelegt. Trotz des starken Anstiegs haben Investoren das ganze Potenzial des Unternehmens noch nicht erfasst", ist Leber überzeugt.
Insgesamt hat er die Gesundheitsbranche mit rund 32 Prozent gewichtet. Rund 21 Prozent entfallen auf Technologie-Unternehmen wie etwa Nvidia. Doch wie vertragen sich die hohen Gewichtungen mit Value? Vertreter des Anlagestils investieren normalerweise in unterbewertete Aktien in der Hoffnung, sie erreichen ihren fairen Wert. Leber ist davon nicht mehr voll überzeugt. "Man muss Value auf die heutige Zeit übertragen und weiterentwickeln." Viele Wachstumstitel aus Zukunftsbranchen erfüllten mittlerweile das Value-Kriterium starke Unternehmenssubstanz.
Chancen nutzt Leber auch im Anleihebereich. Aktuell hat er jedoch nur rund fünf Prozent in Bonds investiert. "Nach dem guten Lauf nachhaltiger Bankanleihen gibt es kaum noch attraktive Papiere", erklärt er. Zu diesen zählt eine Anleihe der Deutsche Paletten Logistik. Der Bonds rentiert mit fünf Prozent.
Auch Bitcoin ist für Leber kein Tabu. Die Kryptowährung hat er mit rund zehn Prozent gewichtet und bislang hohe Gewinne erzielt. "Bitcoin steigt in Phasen politischer Krisen." Eine solche Versicherung hätte Datini zu seiner Zeit vermutlich auch gern gehabt.