Seit sich das Coronavirus rund um den Globus rasant ausbreitet, ist die Angst an den Märkten und bei Anlegern groß. Die Sorgen drehen sich dabei nicht nur um die Gesundheit, sondern auch um die Finanzen. Denn neben vielen Jobs steht insbesondere auch der Wert von getätigten Aktieninvestments auf dem Spiel.

Wer als Anleger das Gefühl der Angst möglichst gering halten will, sollte sich mit Qualitätsaktien beschäftigen. Denn diese schneiden gerade in einem krisenhaften Umfeld wie aktuell oft besser ab als der Gesamtmarkt. Mit solchen Titeln lässt es sich besser schlafen, weil diese über vergleichsweise gute Überlebenschancen verfügen. Gute Geschäftsmodelle und/oder solide Bilanzen sowie Ergebnisstabilität und Wettbewerbsvorteile sind wertvolle Eigenschaften, mit denen sich Krisen besser meistern lassen.

Historie belegt die Stärke

Belegen lässt sich diese These mithilfe der drei Grafiken in der rechten Spalte. So zeigt das erste Schaubild aus einer Studie der Bank of America, dass Qualitätsaktien historisch als Versicherung bei volatilen Kursausschlägen am Aktienmarkt taugten. Denn Unternehmen mit stabilen Ergebnissen schnitten bei einem steigenden Volatilitätsindex in der Vergangenheit besser ab als der Gesamtmarkt.

Vorteilhaft fallen auch die Performancedaten für verschiedene Zeiträume aus. Beim MSCI World Quality Index vergleicht sich ein von Ende Juni 1996 bis Ende Februar eingefahrener Zuwachs von 11,00 Prozent per annum mit einem Plus von 7,38 Prozent per annum beim MSCI World Index. Versteht man unter Qualität Gewinnstabilität, war es seit 2009 zudem so, dass die von der Ratingagentur S & P mit "A+" bewerteten Firmen auf eine Outperformance von 59 Basispunkten zum gleichgewichteten Index S & P 500 kamen.

Ebenfalls interessant ist die zweite Grafik. Sie zeigt, basierend auf Daten der Bank of America, dass Aktien mit hoher Qualität über einen rollierenden Zehnjahreszeitraum seit 1986 selbst ohne Berücksichtigung von Dividenden nie Verluste zu beklagen hatten. Sogar in der schwächsten Phase von 1999 bis Februar 2009 reichte es im Schnitt für diese Titel noch zu einem Plus von vier Prozent. Zum Vergleich: Der S & P 500 hatte für diesen Zeitraum ein Minus von 41 Prozent vorzuweisen.

Die dritte Grafik stammt von der Ersten Bank in Wien und zeigt, dass in der jüngsten Marktschwäche Unternehmen aus der Gruppe 5 (beste Qualität) wesentlich geringere Kursverluste erlitten als die Aktien der Gruppe 1 (schlechteste Qualität). "Gute Unternehmen haben im Sektorenvergleich meist hohe Margen, eine geringe Verschuldung beziehungsweise wenig Goodwill in der Bilanz", erklärt Erste-Bank-Analyst Hans Engel. Aktieninvestoren sollten in diesem Umfeld unbedingt auf die Qualität der Firmen achten, rät Engel. Zumal die aktuelle Situation einer globalen Wachstumsverlangsamung auch in den nächsten Quartalen eine sehr relevante Rolle des Qualitätskriteriums erwarten lasse.

Acht Einzelfavoriten mit Qualität

Im aktuellen Umfeld setzen Investoren, die von einem baldigen Ende der Corona- virus-Krise und einer V-förmigen Erholung der Konjunktur ausgehen, am besten auf besonders stark gefallene Titel und/oder auf Zykliker. Denn diese versprechen - basierend auf Daten der Vergangenheit - am besten zu laufen. Aber auch diejenigen, die mit einer anhaltend schwachen Konjunktur rechnen, dürften mit diesen Qualitätsaktien gut fahren.

Wir haben uns deshalb im globalen Anlageuniversum nach Titeln umgesehen, die als Qualitätsaktien durchgehen. Acht der dabei herausgefilterten Werte stellen wir näher vor. Die meisten der Favoriten kommen aus den Sektoren Basiskonsumgüter, Gesundheitswesen sowie Informationstechnologie und damit aus Bereichen, die sich nicht nur im diesjährigen Kursabschwung besser als der Markt geschlagen haben, sondern diese Stärke schon in früheren Schwächephasen demonstrierten.

 


Auf einen Blick: Qualitätsaktien

Krisenresistent: Unter Qualitätsaktien versteht man Papiere von Firmen mit hohen Margen und geringen Schulden, deren Geschäft nicht konjunktursensibel ist. Die Ratingagentur S & P vergibt Qualitätsstufen von "A+" bis "D".

Gilead Sciences: Spezialist im Kampf gegen Viren

Aus dem Gesundheitsbereich stammt Gilead Sciences aus den USA. Der Biotechkonzern hat aus der Sicht der DZ Bank mit Remdesivir ein ganz heißes Eisen im Feuer, wenn es um die zeitnahe Entwicklung eines Medikaments geht, um Covid-19 zu behandeln. Der virostatische Wirkstoff wurde ursprünglich als Ebola-Medikament entwickelt. Der Spezialist für biologische Medikamente gegen Viruserkrankungen ist bereits bei der Behandlung von HIV Weltmarktführer und seit 2015 auch im Bereich Hepatitis C. Aktivitäten gibt es zudem bei neuartigen Krebsmitteln und der Behandlung immunologischer Erkrankungen wie Rheuma.

Gilead hat derzeit neun Produkte in klinischen Studien der Phase 3, die meisten davon gegen entzündliche Krankheiten sowie gegen Krebs. Der US-Finanzdienstleister Morningstar billigt der Gesellschaft einen "breiten wirtschaftlichen Schutzgraben" zu, im Fachjargon "Moat" genannt. Dieser basiert auf der Dominanz des Unternehmens im HIV/Aids- und Hepatitis-C-Markt sowie auf immateriellen Vermögenswerten. Positiv hervorzuheben ist außerdem die moderate Bewertung. Und auch die aktuelle Dividendenrendite ist überdurchschnittlich attraktiv.

Intel: Krisenerprobter Halbleiterexperte

Im Falle eines längeren konjunkturellen Abschwungs wird es bei Intel nennenswerte Geschäftseinbußen geben. Der weltgrößte Halbleiterkonzern ist trotzdem eine langfristige Wette wert. Denn er hat schon frühere Krisen überstanden. Auch dieses Mal könnte das Unternehmen gestärkt aus der schwierigen Situation hervorgehen. Dafür sprechen Größenvorteile, die lange Firmengeschichte und die damit verbundenen Erfahrungen und Kontakte. Außerdem ist die Verschuldung im Branchenvergleich relativ gering. Zudem punktet Intel mit einer vorzeigbaren Profitabilität.

Die LBBW-Analysten gehen davon aus, dass der Homeoffice-Trend und der hohe Bedarf an Cloud-Lösungen dazu führen, dass die großen Cloud-Anbieter ihre Rechenzentren weiter ausbauen und die Nachfrage nach effizienten Serverchips hoch bleibt. Damit dürfte 2020 diese Sparte die Umsatzentwicklung stützen. Durch die Übernahmen von Altera, Mobileye, Nervana und Movidius dürften sich neue Wachstumschancen ergeben. Die Bewertung ist auf KGV-Basis moderat und sollte nach den jüngsten Kursverlusten einige Ergebnisbelastungen durch eine schwache Konjunktur berück- sichtigen.

Linde: Marktführer mit starker Leistungsbilanz

Gemessen am Börsenwert ist Linde - nach SAP - die Nummer 2 unter den DAX-Mitgliedern. Auch sonst ist Größe ein wertvoller Pluspunkt. Denn der aus dem Zusammenschluss der deutschen Linde und dem US-Konzern Praxair Ende 2018 entstandene Konzern ist mit einem Umsatz von 28,2 Milliarden Dollar im Jahr 2019 sogar das weltweit führende Indus- triegasunternehmen. Das Tätigkeitsfeld ist dabei zwar grundsätzlich zyklisch, unterliegt also Schwankungen. Dennoch gilt das Geschäftsmodell als sehr robust und krisenfest. Für die US-Investmentbank Jefferies ist es sogar das beste in der Branche.

In der letzten Weltfinanzkrise haben sich die beiden fusionierten Vorgängerunternehmen Praxair und Linde gut behauptet, stellt die DZ Bank fest. Für eine solide Verfassung des Konzerns spricht die gute Note "A" beim S & P-Rating. Wie vielfältig Linde agiert, zeigen Beispiele, die die DZ Bank in einer Studie hervorhebt: Lincare, das US-Tochterunternehmen für Gesundheitsleistungen, unterstützt und entlastet Krankenhäuser durch häusliche Pflege von Hochrisikopatienten während der Covid-19-Pandemie. Linde liefert außerdem Sauerstoff zur Beatmung von Intensivpatienten.

Nissin Foods: Nudelanbieter mit viel Pep

Dieser Tipp ist insofern ein Außenseiter, als Nissin Foods mit knapp acht Milliarden Euro die mit Abstand geringste Marktkapitalisierung aufweist. Verstecken muss sich dieser Wert allerdings nicht. Denn ebenso wie Unicharm gelang es Nissin kürzlich, neue Kurshochstände zu erreichen. Diese Relative Stärke hat mit dem Angebot zu tun, das zu den derzeitigen Umständen passt. Denn die mit dem Coronavirus verbundenen Beschränkungen führen zu einer verstärkten Nachfrage nach Lebensmitteln in den Supermärkten. Der Griff nach den Produkten von Nissin Foods fällt leicht, weil sie preiswert sowie einfach und schnell zuzubereiten sind.

Im Angebot hat die Firma Instantnudeln, welche die Gesellschaft 1958 zuerst auf den Markt gebracht hat. Heutzutage strebt das Unternehmen danach, führen- de Lebensmittelmarken für neue Märkte auf der ganzen Welt zu entwickeln und auf den alten Heimatmärkten die führende Stellung mit neuen Inhaltsstoffen, neuen Geschmacksrichtungen und Verpackungsinnovationen zu verteidigen. Laut Analystenkonsens ist Nissin Foods dabei gut aufgestellt - man rechnet von 2019 bis 2024 mit einem Gewinnanstieg von 185,85 Yen auf 394,10 Yen je Aktie.

PepsiCo: Auf dem Weg zum Dividendenkönig

Selbst bei einem etablierten Getränke- und Nahrungsmittelhersteller wie dem US-Unternehmen Pepsico scheinen sich die Anleger nicht sicher zu sein, ob das Coronavirus die Geschäfte nicht doch bremst. Auch diese Aktie musste Kursverluste hinnehmen. Die Bedenken sind nicht aus der Luft gegriffen, denn vielerorts liegt das Restaurantgeschäft brach. Der US-Getränke- und Snackanbieter ist aber breit diversifiziert aufgestellt. Es gibt 22 verschiedene Produktlinien, die jährlich jeweils mehr als eine Milliarde Dollar weltweit umsetzen. Die Konzerngröße und die sehr bekannte Marke sorgen für wertvolle Vorteile beim Wettstreit mit der Konkurrenz um Marktanteile.

Mit dem Aktienkurs geht es seit 1980 stetig nach oben. In dieser Zeit gab es schon viele Krisen. Das spricht dafür, dass Pepsico bisher stets richtige Antworten auf Herausforderungen gefunden hat. Wie stabil das Geschäftsmodell ist, zeigt sich auch daran, dass man 47 Jahre in Folge die Dividenden erhöht hat. Setzt sich diese Tradition noch drei Jahre fort, zählt Pepsico zu den Dividendenkönigen. Diesen Status erreichen nur Firmen, denen es gelingt, über alle Konjunkturzyklen hinweg gute Geschäfte zu machen.

Sanofi: Stabiler Pharmawert mit Covid-Fantasie

Eine ziemlich sichere Bank ist aus unserer Sicht Sanofi. Auch deshalb, weil Vertreter aus dem Gesundheitsbereich eine relativ geringe Anfälligkeit zeigen, was wirtschaftliche Entwicklungen angeht. Um eine Rezession zu bewältigen, ist Sanofi laut den Analysten der Credit Suisse bestens positioniert. Die Franzosen zählen zu den weltgrößten Pharmakonzernen und verfügen über ein breites und gut diversifiziertes Portfolio. Mit gleich drei Ansätzen widmet sich Sanofi der Behandlung der Covid-Erkrankung. Im Erfolgsfall verspricht das großes Potenzial.

Durch Übernahmen ist die Verschuldung zwar gestiegen, hohe Margen und starke Cashflows erlauben aber eine schnelle Schuldentilgung. Die Landesbank Baden-Württemberg zählt Sanofi zu den fundamental stärksten Pharmakonzernen. Die Gesellschaft ist unter neuer Führung dabei, Geschäftsfelder umzustrukturieren, worin Analysten Chancen sehen. Die stärkere Fokussierung auf die Behandlung immunologischer und seltener Erkrankungen soll höhere Margen und mehr Wachstum ermöglichen. Die Stabilität des Konzerns zeigt sich auch daran, dass - zumindest bisher - geplant ist, 2019 die 26. Dividendenanhebung in Folge vorzunehmen.

SAP: Herausragende Marktstellung

Der Spezialist für Unternehmenssoftware SAP ist der schwergewichtigste Titel im DAX. Bei einer längeren Krise ist zwar mit geschäftlichen Einschnitten zu rechnen. Aber als weltweit größter Anbieter von Unternehmenssoftware zur Verwaltung und Steuerung von Geschäftsprozessen mit Produkten und Lösungen für 25 Industrien verfügt SAP über eine starke Marktstellung. Ein Blick auf die Entwicklung während der Finanzkrise 2008/09 zeigt laut Metzler Capital Markets, dass der Umsatz damals zwar um rund neun Prozent einbrach, die operative Marge jedoch relativ stabil blieb. Die Dienstleistungen sind für die Kunden letztlich unverzichtbar.

Die Walldorfer sind bei Me- gatrends wie Mobile Computing oder Cloud-Computing vorn mit am Ball. Nachteilig sind hohe Firmenwerte in der Bilanz sowie eine hohe Verschuldung. In Zeiten mit vielfach gewährten Staatsgarantien ist aber schwer vorstellbar, dass die Politik SAP bei finanziellen Problemen nicht helfen würde. Außerdem hat die Aktie laut der DZ Bank ein Kursniveau erreicht, dass SAP dank der vorhandenen Technologie, der Marktposition und der regionalen Aufstellung zum attraktiven Übernahmekandidaten macht.

Unicharm: Expertise bei Pflege- und Hygieneartikeln

Unicharm aus Japan zählt zu den wenigen Titeln, die inmitten der Corona-Baisse auf neue Kursrekorde vorgerückt sind. Möglich gemacht hat das ein breites Angebot im Bereich Pflege- und Hygieneprodukte. Der größte Hersteller von Einwegbabywindeln, Damenhygiene- und Inkontinenzprodukten für Erwachsene in Japan und Asien hat sich auf Körperpflegeprodukte aus Vliesstoff fokussiert. Die Produkte für die häusliche Pflege, die Körperpflege und die Küchenpflege sind gefragt in einer Zeit, in der es im Kampf gegen das Virus auch um Hygiene geht. Das Unternehmen bietet zudem eine 3-D-Maske an, die Luftschadstoffe wie PM2,5 oder Partikel mit einem Durchmesser von 2,5 Mikrometern oder weniger filtern kann. Die Bewertung ist zwar optisch nicht günstig, aber das ist in diesem Segment nicht selten der Fall. Bei Unicharm ist das auch als Lohn für eine seit fast 60 Jahren relativ stetige Geschäftsexpansion zu sehen. Der in mehr als 80 Ländern aktive Konzern ist in vielen seiner Bereiche Marktführer und punktet neben der klaren Fokussierung auch mit Innovationskraft. Der im Jahr 1992 aufgenommene langfristige charttechnische Aufwärtstrend ist intakt. Wir heben das Kursziel leicht an.