Setzten in den vergangenen Jahren auf der Konferenz vor allem die Biotechfirmen unter den Medikamentenentwicklern die Akzente, sorgten zuletzt auch Pharmakonzerne für Aha-Effekte. Bei Merck & Co. etwa lösten gleich mehrere positive Nachrichten einen Kurssprung aus. So gab das US-Pharmaschwergewicht bekannt, dass es bis Mitte 2014 über ein verkürztes Verfahren den Zulassungsantrag für ein Krebsmittel einreichen wolle. Der Wirkstoff mit dem Projektnamen MK-3475 ist als Therapie für Patienten mit Schwarzem Hautkrebs vorgesehen, bei denen bisherige Behandlungsmethoden keine Wirkung zeigten. Analysten beziffern das jährliche Umsatzpotenzial für MK-3475 auf drei Milliarden US-Dollar.
Zugleich landete Merck einen Etappensieg mit einem anderen Hoffnungsträger. Ein Fachgremium der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA äußerte sich positiv zu Vorapaxar, einem Mittel zur Sekundärprävention von Herzinfarkt und Schlaganfall - was in der Regel als Vorstufe für eine positive Entscheidung gilt.
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Pharmabranche im Umbruch
Langsam zeichnen sich erste Erfolge im Umstrukturierungsprozess ab, den die Pharmaindustrie durchläuft. Im Kern ging es dabei um schlankere Vertriebsstrukturen und die Ausrichtung in der Medikamentenentwicklung auf wenige Krankheitsfelder. Wenn dabei die eigene Innovationskraft nicht ausreicht, werden künftige Gewinntreiber durch Kooperationen und Übernahmen im Biotechsektor ergänzt. Grundsätzlich gilt: Je geringer die Abhängigkeit vom Umsatz einzelner Produkte ist (siehe Tabelle), desto weniger drastisch schlagen sich Patentabläufe auf der Gewinnseite nieder.
"Der Umbau bei Big Pharma geht weiter", erläutert Noushin Irani, Fondsmanagerin bei DWS Investment. "Allerdings kommen die Pipelines etlicher Pharmafirmen in die Reifephase. Dazu ermöglichen es Firmenausgliederungen und das Abstoßen von Nischenprodukten, bei der Vermarktung der Schlüsselprodukte größere Wachstumseffekte zu erzielen."
Pfizer etwa hat seine Sparte Kindernahrung 2012 an Nestlé verkauft und die Tiermedizin 2013 unter dem Namen Zoetis an die Börse gebracht. Für die Generikasparte werden die Branchengrößen Valeant, Mylan und Actavis als Käufer gehandelt. Zugleich sollen einige wenige Indikationen wie Krebs Wachstum und Profitabilität in der eigenen Forschung beschleunigen. Andere Branchengrößen wie Novartis, Johnson & Johnson oder Sanofi erzielen dagegen Wachstum in der Breite. Sie setzen neben der Pharmasparte auch auf andere Sektoren wie rezeptfreie Medikamente, Medizintechnik, Impfstoffe oder Generika. Wenn es um neue Medikamente gegen Volkskrankheiten wie Diabetes, Parkinson oder Alzheimer geht, führt an den Pharmariesen kein Weg vorbei. "Klinische Tests an Tausenden von Patienten wie auch der spätere Verkauf lassen sich nur mit der Finanz- und Vertriebskraft der großen Pharmakonzerne realisieren. Auch Biotech braucht sie deshalb als Partner", meint Equity-Spezialist Rudi Van den Eynde von der belgischen Dexia-Bank.
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Generikaspezialisten gehen neue Wege
Auch die Entwickler von Nachahmerpräparaten für Wirkstoffe mit abgelaufenem Patentschutz sind mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert. In den westlichen Industrieländern drückt der Sparkurs der Krankenkassen mit ihren Rabattverträgen auf die Marge. Mehr eigene rezeptfreie Markenprodukte und mehr Umsatz in den Schwellenländern mit ihrer wachsenden Mittelschicht als Selbstzahler für Arzneien sind die zwei gängigsten Strategien zu mehr Gewinn. In Staaten wie China, Indien oder Russland liegt der Anteil der Generika an den Medikamentenausgaben bei etwa 80 Prozent. Akquisitionen von lokalen Anbietern sind hier ein wichtiges Vehikel, um sich neue Märkte für Produktion und Vertrieb zu erschließen.
Ein spannendes Feld bleiben die Biosimilars, also Kopien von biologischen Substanzen, deren Patentschutz abläuft. Lassen sich chemische Moleküle mit geringem Aufwand nachbauen, ist der Herstellungsprozess für blutbasierte Produkte, Insulin oder Antikörper weitaus komplexer und mit größerem finanziellem, regulatorischem und zeitlichem Aufwand verbunden, was mittel- bis langfristig bedeutet, dass sich das Feld auf wenige Anbieter beschränken wird. Pharmakonzerne wie Roche, Merck & Co. oder Novartis mit seiner Generikasparte Sandoz werden selbst Biosimilars herstellen. Dazu kommen Anbieter wie Mylan, Teva oder Hospira.
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Gesundes Stock-Picking
Gewinnwachstum, Marktposition, künftige Produktpipeline, Finanzkraft sowie Dividendenausschüttung - das sind die fünf Parameter für das Stock-Picking von Pharmatiteln. Unter diesen Gesichtspunkten bieten Novartis, Pfizer, Merck & Co. und Novo Nordisk das derzeit beste Chance- Risiko-Profil. Für das dänische Unternehmen Novo Nordisk spricht besonders die hohe Gewinndynamik, die einhergeht mit der führenden Marktposition in den Bereichen Diabetes, Hämostase (Blutstillung) und Wachstumshormone.
Bei den Generikaanbietern überzeugt zum einen die US-Firma Mylan mit ihrem breiten Produktportfolio und der internationalen Aufstellung ihrer Absatzmärkte. Eine gute Einstiegschance bietet zum anderen derzeit auch Stada. Beim MDAX-Unternehmen werden sich die margenstarken Produkte aus Zukäufen in Großbritannien und Russland in den kommenden Jahren ebenso auszahlen wie der Fokus auf Markenarzneien.
Das Basket-Zertifikat RBS Generika Selective ist eine gute Anlageoption für alle, die in den gesamten Generikasektor investieren wollen. Deutlich breiter gefasst ist das von der Schweizer UBS aufgelegte Indexzertifikat auf den Stoxx Europe 600 Health Care Index.
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