Eine Aktie aus dem DAX befindet sich grad im Crash: MTU Aero Engines verliert innerhalb von zwei Handelstagen 21 Prozent und egalisiert damit alle Jahresgewinne. Was ist bei der Aktie los und was sollten Anleger tun?
Papiere von MTU haben ihren jüngsten Abschwung am Dienstag mit einem Tief seit Oktober 2022 fortgesetzt. Die Aktien des Triebwerkbauers liegen nach gutem Jahresstart mit zwischenzeitlichem Plus von 21 Prozent 2023 inzwischen klar im Minus. In zwei Handelstagen sanken sie in der Spitze um 21 Prozent, aktuell sind es heute minus 7,3 Prozent nach 12,1 Prozent gestern. Die Branche bleibt höchst verunsichert durch die Materialprobleme, die im Sommer bei Pratt & Whitney zu einem Rückruf geführt haben. Langsam kristallisieren sich die Folgen heraus.
DAX-Aktie MTU Aero Engines stürzt ab: So geht es nach dem Crash weiter
Probleme mit Triebwerken von Pratt & Whitney und MTU werden in den nächsten Jahren hunderte Airbus-Jets am Boden halten. Wegen eines seit Juli bekannten Materialmangels müssten in der Zeit von 2024 bis 2026 voraussichtlich 600 bis 700 Triebwerke von Mittelstreckenflugzeuge der Modellfamilie A320neo zusätzlich in die Wartung, hatten die Pratt & Whitney-Mutter RTX und der Münchner Triebwerksbauer MTU am Montag mitgeteilt. Beide Unternehmen bereiten sich auf Belastungen in Milliardenhöhe vor. MTU stellte die eigene Umsatz- und Gewinnprognose für 2023 unter Vorbehalt.
Angesichts der finanziellen Dimension und Komplexität, aber auch der unglücklichen Kommunikation des Rückrufs laste die Angelegenheit schwer auf den Aktien, erklärte Analyst Christian Cohrs von Warburg Research in einer am Dienstag vorliegenden Studie.
Die für Anleger wohl entscheidende Frage ist, an welchem Punkt die Belastungen ausreichend eingepreist sind. Laut Analyst Kseniia Maslova von der Bank UBS sind bei MTU inzwischen zwei mögliche Folgen im Kurs enthalten: Entweder keine Lieferungen von GTF-Triebwerken für Airbus-Jets ab 2026, oder aber ein langfristiges Niveau von Margen aus dem Servicegeschäft, die um die Hälfte geringer ausfallen, als bisher erwartet. Keines dieser Szenarien erscheine aktuell vernünftig, so Maslova. Mit Hochspannung wartet Maslova nun auf Neuigkeiten zu diesem Thema am Mittwochnachmittag.
Auch Airbus-Aktien verloren am Dienstag weitere 1,7 Prozent. Sie haben sich zuletzt aber besser gehalten und ihr Jahresplus mit aktuell 18 Prozent großteils verteidigt
MTU-Aktie hart angeschlagen
Im Chart ist die MTU-Aktie jetzt komplett abgerutscht, die 50-Tage-Linie und die 200-Tage-Linie hatte das Papier aber bereits vorher verloren. Es bildete sich ein Todeskreuz, was ein weiteres Verkaufssignal war. Weil die Aktie so stark abverkauft wurde, kann es kurzfristig zu technischen Gegenreaktionen kommen. Insgesamt sollten Anleger jetzt aber erstmal abwarten, wie sich die Lage sortiert und was die Analysten sagen.
Heute gab es bei Bloomberg einige neue Analystenmeinungen. Während Morningstar weiter zum Kauf mit Kursziel 225 Euro rät, setzte M.M. Warburg das Ziel zwar auf 195 Euro, riet aber zum Halten. Ebenso Hauck und Aufhäuser mit 198 Euro und Halten.
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(Mit Material von dpa-AFX)