Künstliche Intelligenz sorgt an der Börse nach wie vor für Begeisterung. Doch ist bei ein paar Kandidaten bereits zu viel Hype eingepreist? Bei diesen bekannten KI-Aktien könnte jetzt Vorsicht angebracht sein
Es bleibt das Trendthema Nummer 1 an den Börsen: Künstliche Intelligenz (KI). Spätestens, seit der bekannte Chatbot ChatGPT Ende 2022 der breiten Masse vorgestellt wurde, ist die Begeisterung für das Thema wieder jäh entflammt. Denn schlagartig wurde uns bewusst, wie weit wir bei dieser Technologie bereits sind – und welche bahnbrechenden Möglichkeiten in Zukunft noch möglich sein werden.
2023 konnten Tech-Aktien wie Nvidia oder Microsoft daher bereits ordentlich profitieren, die Kurse gingen durch die Decke. Und obwohl 2023 bereits einiges an Begeisterung eingepreist wurde, geht es 2024 bisher damit weiter. Vergangene Woche etwa lieferte der Chip-Gigant Nvidia Zahlen und übertraf mal wieder die Erwartungen. Für die Aktie ging es dementsprechend nach oben und die Börsen zogen gleich mit. Doch ist bei all der Begeisterung vielleicht auch Vorsicht geboten?
Bei zwei gehypten KI-Aktien warnt die Wall Street nun eindrücklich – es könnte um bis zu 30 Prozent nach unten gehen.
Diese zwei gehypten KI-Aktien könnten bis zu 30% fallen
Das Finanzportal „The Motley Fool“ entdeckte zwei gehypte KI-Aktien, bei denen die Kursziele der Wall Street derzeit deutlich unter den aktuellen Kursen liegen.
Bei der ersten Aktie handelt es sich um die Softbank-Tochter Arm Holdings, die erst im September 2023 ihren Börsengang bei 51 US-Dollar hatte. Derzeit steht der Kurs bei 138 US-Dollar. Arm entwickelt CPU-Produkte, die Halbleiterunternehmen zwingend für ihre Produkte brauchen. So sollen laut eigener Angabe ihre CPUs in über 99 Prozent der Smartphones weltweit verbaut sein und in über 250 Milliarden Chips ermöglichen sie die Rechenleistung, die gerade für Technologien wie KI unabdingbar ist. Die Aktie liegt seit Jahresanfang satte 98 Prozent im Plus. Einen besonderen Schub gaben die Ergebnisse zum dritten Quartal, die die Erwartungen übertreffen konnten. In einer Telefonkonferenz erklärte der CEO Rene Haas, dass Arm „eine starke Dynamik und Rückenwind in allen Bereichen der KI verspürt“. Trotzdem liegt das derzeitige durchschnittliche Kursziel laut der Datenbank von Bloomberg bei 97,89 US-Dollar. Das entspricht einem Abwärtspotenial von rund 30 Prozent. Vor allem die Analysten von Morningstar sind pessimistisch und sehen mit 45 US-Dollar sogar ein Abwärtspotenzial von 67 Prozent.
Doch warum sind die Analysten so pessimistisch? Motley Fool verweist hier auf die hohe Bewertung. Denn das KGV für das laufende Geschäftsjahr liegt bei stolzen 122. Arm wird also liefern müssen, um diese hohe Bewertung zu rechtfertigen. Allerdings rechnen die Analysten für das laufende Geschäftsjahr, das Ende März endet, mit einem Plus beim Umsatz von 19 Prozent und der bereinigte Gewinn je Aktie könnte sogar um über 120 Prozent auf 1,2 US-Dollar steigen. Auch für das nächste Jahr werden zweistellige Wachstumsraten erwartet. Außerdem rät trotz der durchschnittlich mauen Kurschance die Mehrheit zum Kauf der Aktie: 17 Analysten raten zum Kaufen, zwölf zum Halten und nur drei zum Verkaufen. Besonders bullisch sind die Analysten von Rosenblatt Securities, die jüngst ihr Kursziel von 140 US-Dollar auf 180 US-Dollar erhöhten und damit eine Chance von 30 Prozent nach oben sehen. „Ähnlich wie Nvidia im Bereich der Compute-GPUs wird die Technologie von Arm immer unverzichtbarer, verlagert sich KI doch immer mehr in Richtung Edge Computing", hieß es in einer Notiz.
Bei der zweiten gehypten KI-Aktie handelt es sich um Palantir. Auch diese Aktie ist in den vergangenen Monaten ordentlich gestiegen. Seit Jahresanfang liegt sie 47 Prozent im Plus, auf Sicht von einem Jahr rund 200 Prozent. Der jüngste Aufschwung kam auch hier von positiven Quartalsergebnissen. Der Umsatz stieg 2023 zweistellig und Palantir verzeichnete aufgrund der starken Nachfrage nach seinen KI-Angeboten das „erste profitable Jahr“.
Palantir hilft Unternehmen, ihre Datenmassen zu sortieren, zu analysieren und aus ihnen Nutzen zu ziehen und ist dabei noch ein führende Akteur im Bereich Cyber-Security. Palantir gilt als ein bekannter Spieler beim Thema KI, denn Daten sind nun einmal der Grundbaustein für eine jede künstliche Intelligenz. Für das laufende Geschäftsjahr rechnen Analysten auch hier im Durchschnitt mit einem zweistelligen Wachstum beim Umsatz. Der bereinigte Gewinn je Aktie könnte sogar um 250 Prozent auf 0,33 US-Dollar steigen. Allerdings scheinen die Experten hier deutlich weniger optimistisch als für Arm. Denn nur vier raten zum Kaufen, neun zum Halten und sieben zum Verkaufen. Ein durchschnittliches Kursziel von 18,75 US-Dollar würde ein Abwärtspotenzial von über 20 Prozent bedeuten. Besonders pessimistisch sind Morningstar und die Deutsche Bank, die zum Verkaufen raten und mit einem Kursziel von je 15 US-Dollar und 18 US-Dollar noch größeres Abwärtspotenzial sehen. Auch bei Palantir könnte ein KGV von 71 zur Vorsicht mahnen.
Bullischer sind da die Analysten von Wedbush, die ihr Kursziel auf 30 US-Dollar erhöhten und Palantir als „unentdecktes Juwel“ des KI-Booms bezeichnen.
Zweifelsohne handelt es sich bei beiden Aktien um KI-Profiteure, die Anleger in Zukunft noch weiter überraschen könnten. Wer an ihren langfristigen Erfolg glaubt, kann mit überschaubarem Einsatz natürlich weiterhin auf sie setzen. Allerdings ist das Risiko nicht zu unterschätzen sowie die Begeisterung, die bereits beide Aktien eingepreist haben. Zudem müssen sich die zwei Kandidaten gegen mächtige Konkurrenz behaupten können und ihre Burggraben weiter ausbauen. Außerdem ist die Bewertung beider Aktien derzeit enorm hoch. Diese müssen sie in Zukunft mit entsprechendem Wachstum rechtfertigen können. Korrekturen sind nicht ausgeschlossen.
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