Dank zahlreicher Neuentwicklungen, wie etwa im Bereich Virtual Reality sowie E-SportsEvents stehen die Chancen gut, die Begeisterung unter den Spielern auch weiterhin hoch zu halten. Das Segment Virtual Reality schürt sogar so etwas wie Goldgräberstimmung sowohl bei den Hardware- als auch bei den Softwareherstellern, denn die damit verbundenen Chancen scheinen enorm zu sein. Zumal es sich dabei um die erste echte Neuerung der Branche seit den ersten 3D-Multiplayer-Spielen handelt, die Ende der 90er-Jahre auf den Markt kamen.
Mit den Umsätzen ging es aber auch ohne diese Zukunftsprodukte nach oben. So erhöhten sich die Erlöse der Spielebranche weltweit seit 2003 von 23,3 Milliarden auf 87 Milliarden Dollar. Das ist mehr als das was die Filmindustrie einspielt. In Deutschland erhöhte sich laut dem Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware das Volumen des Marktes für Computer- und Videospiele sowie Spielekonsolen im Vorjahr um elf Prozent auf 2,67 Milliarden Euro. In diesem Jahr könnte die Zuwachsrate Prognosen zufolge sogar noch etwas höher ausfallen. Das klingt nach einer guten Ausgangslage für die börsennotierten Videospiele-Hersteller.
Doch trotz positiver Rahmendaten sind gut laufende Geschäfte und Aktienkurse kein Selbstläufer. Das demonstrieren die Notierungen von Zynga und King Digital Entertainment, mit denen in den vergangenen Jahren kein Geld zu verdienen mehr. So schrieb der Onlinespieleproduzent Zynga im zweiten Quartal weiter rote Zahlen, auch wenn es gelungen ist, den Verlust von 62,5 Millionen auf 26,9 Millionen Dollar zu verringern. Nachhaltig bessern wird sich die Situation hier aber nur dann, wenn es endlich gelingt, auch gefragte Produkte für mobile Geräte und Apps herzustellen.
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Activision glänzt mit starken Quartalszahlen
Dass es auch ganz anders und somit sehr viel besser geht, zeigen die Aktien von Activsion Blizzard und Electronics Arts. Diese beiden Titel waren zuletzt nicht aufzuhalten und sind jeweils auf neue Kursrekorde gestürmt. Das aus der Fusion des Publishers Activision mit Vivendi Universal Games hervorgegangene Unternehmen Activision Blizzard (WKN: A0Q4K4, 28,66 Dollar, 25,301 Euro) gilt dabei als Marktführer im Computer- und Videospiele-Sektor. Der Gipfelsturm der Aktie (im Zwischentief notierte der Wert Ende Juni 2006 bei 0,47 Dollar) wurde hier zuletzt durch überzeugende Quartalszahlen untermauert.
Dank dem regen Interesse an dem Kriegs-Epos "Call of Duty" und dem Online-Kartenspiel "Hearthstone" stieg der Umsatz von 970 Millionen auf 1,04 Milliarden Dollar und der Nettogewinn kam von 204 Millionen auf 212 Millionen Dollar voran. Auf angepasster Basis betrug der Gewinn je Aktie 0,13 Dollar nach 0,06 Dollar, womit die Analystenerwartungen von 0,08 Dollar klar geschlagen wurden. Zudem erhöhte der Vorstand die Gewinnvorhersage für 2015 von 1,20 auf 1,30 Dollar und die Umsatzprognose von 4,4 auf 4,6 Milliarden Dollar.
Begeistert von dem Ergebnisausweis zeigten sich unter anderem die Analysten bei der US-Investmentbank Jefferies. Sie erhöhten in Reaktion darauf das Kursziel für die Aktie von 26 auf 33 Dollar. Für die gleichzeitig bekräftigte Kaufempfehlung wurden gleich sechs Argumente angeführt. Im Einzelnen handelt es sich dabei um ein ausgebautes Franchise-System, neue Produkte, die im zweiten Halbjahr an den Markt kommen, wie Destiny: The Taken King (15. September), Skylanders (20. September), Guitar Hero Live (20. Oktober), Call of Duty: Black Ops III (6.November), eine Ergebnisprognose, die noch immer relative konservativ erscheine, Wachstumschancen in China, positive Trends in der Industrie und nachdem der frühere Mehrheitsaktionär Vivendi seine Anteile weiter abgebaut habe, sei irgendwann auch eine Aufnahme in den S&P 500 Index denkbar.
Wenn alles glatt laufe, sind nach Einschätzung von Jefferies sogar Kurse von 36 Dollar denkbar, während im Negativfall das Kursrisiko bei maximal 24 Dollar gesehen wird. Ebenfalls ein Kursziel von 33 Dollar nennt S&P Capital IQ für Activision. Die Analysten dort haben in Reaktion auf den Quartalsbericht ihre Gewinnschätzungen für 2015 von 1,18 auf 1,34 Dollar je Aktie erhöht und für 2016 von 1,48 auf 1,50 Dollar. Damit ergeben sich für das laufende und für das kommende Jahr Kurs-Gewinn-Verhältnisse von 21,4 und 19,1. Das ist optisch relativ anspruchsvoll, lässt sich aber rechtfertigen, sofern sich die Wachstumshoffnungen erfüllen. Charttechnisch gesehen bleibt der Titel ohnehin solange ein Kauf, wie der intakte langfristige Aufwärtstrend nicht gebrochen wird.
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Electronic Arts ist auf Wachstum getrimmt
Was die Bewertung auf KGV-Basis angeht, wird Electronic Arts Inc. (WKN: 878372, 73,72 Dollar, 66,095 Euro) sogar noch etwas höher gehandelt als Activision Blizzard. Diesem Anbieter von Spiele, Zusatzinhalten und Onlinediensten für internetfähige Spielekonsolen, PCs, Mobiltelefone und Tablets werden vom Analystenkonsens für 2015 und 2016 Gewinne je Aktie von 2,95 und 3,37 Dollar zugetraut. Das entspricht auf dem aktuellen Kursniveau KGVs von 25,0 und 21,9. Die Bewertung ist auch deshalb etwas höher, weil das 1982 gegründete Unternehmen, das über 300 Millionen registrierte Spieler auf der ganzen Welt verfügt, noch wachstumsträchtiger aufgestellt scheint als Marktführer Activision. Analysten halten im Schnitt in den kommenden Jahren jedenfalls einen Gewinnanstieg von fast 17 Prozent p.a. für möglich.
Viel Potenzial beinhaltet dabei der Ausbau des Digitalgeschäfts, bei dem Electronic Arts vorne mitmischt. Das Angebot von immer mehr qualitativ hochwertigen Spielen, zu denen Blockbuster-Marken wie Die Sims, Madden NFL, EA SPORTS FIFA, Battlefield, Dragon Age und Plants vs. Zombies gehören, auf mobilen Geräten erschließt nicht nur neue Kundenkreise, sondern hilft auch den Margen. In diesem Zusammenhang ist es auch wissenswert, das laut dem Marktforscher Research and Markets die Umsätze aus dem Digitalgeschäft bereits jetzt einen prozentual zweistelligen Anteil am Branchenumsatz erreicht haben und künftig weiter deutlich zulegen dürften. So sollen sich die über Smartphones generierten Spiele-Umsätze bis 2017 verdoppeln und die mit Tablets erzielten Erlöse verdreifachen.
Für das erste Quartal des am 1. April 2015 begonnenen Geschäftsjahres 2015/16 hat der Publisher und Spielentwickler zwar einen Rückgang der Nettoerlös von 775 Millionen auf 693 Millionen Dollar sowie beim Reingewinn von 61 Millionen auf 49 Millionen US-Dollar bekanntgegeben, aber damit wurden die Analystenerwartungen übertroffen. Erhöht wurde die Prognose für die Nettoerlöse im Gesamtjahr von 4,250 Milliarden auf 4,450 Milliarden Dollar. Die Zuversicht hat mit zahlreichen Blockbuster-Spielen zu tun, die noch im laufenden Geschäftsjahr auf den Markt gebracht werden sollen. Konkret zählen dazu Titel wie Mirror’s Edge Catalyst, Plants vs. Zombies: Garden Warfare 2, Unravel, FIFA 16, Madden NFL 16, NBA Live 16, NHL 16, Need for Speed und Star Wars Battlefront.
Wie gut der S&P 500 Index-Vertreter Electronic Arts aktuell produktseitig ohnehin schon dasteht, zeigt sich auch an den bei der Gamescom eingeheimsten Preisen. Vier Auszeichnungen für Star Wars Battlefront (Best of Gamescom Award, Best Console Game Sony PlayStation, Best PC Game und Best Online Multiplayer Game), eine Auszeichnung für "Unravel" als "Best Strategy Game" plus dem Sieg von Star Wars Battlefront beim Publikumspreis "Most Wanted Consumer Award" machten Electronic Arts zum größten Gewinner.
Vor diesem Hintergrund ist nachvollziehbar, warum der Aktienkurs, der Ende Juli 2012 noch bei 10,95 Dollar notierte, bis zu dem am 05. August bei 75,16 Dollar aufgestellte Rekordhoch nach oben marschiert ist. Die Analysten von Jefferies halten hier aber sogar 80 Dollar für angemessen und ähnlich wie bei Activision gilt auch in diesem Fall, dass an einer positiven Einschätzung des Titels solange nicht gerüttelt werden muss, wie der langfristige charttechnische Aufwärtstrend intakt ist.