Zwischen 2005 bis 2013 sei die Rangliste des "Lieblingsautos" der Deutschen zum Teil gravierend manipuliert worden, fanden die Wirtschaftsprüfer von Deloitte heraus, wie der ADAC am Montag mitteilte. So seien die Teilnehmerzahlen geschönt und auch die Reihenfolge der Gewinnermodelle verändert worden. "Durch diese bewussten Veränderungen wurde eine größere Markenvielfalt in den Top-5-Ergebnissen erreicht", hieß es. "Für sämtliche Jahre, die wir auswerten konnten, können wir eindeutig belegen, dass sowohl die Teilnehmerzahlen als auch die Stimmergebnisse bei der Wahl zum 'Lieblingsauto' des 'Gelben Engels' umfangreich manipuliert wurden", erklärte Deloitte-Experte Frank Marzluf.

Den Ergebnissen zufolge kürte der ADAC etwa im Jahr 2010 die E-Klasse von Mercedes zum Lieblingsauto der Deutschen, obwohl die Leser der ADAC-Verbandszeitschrift "Motorwelt" das A5-Cabrio von Audi zu ihrem favorisierten Modell gewählt hatten.

Bereits in der vergangenen Woche hatten die Prüfer erklärt, dass bei der jüngsten Preisverleihung getrickst worden sei. Nach dem mutmaßlich hauptverantwortlichen Kommunikationschef räumte auch Club-Präsident Peter Meyer im Streit mit seinen Präsidiumskollegen den Posten. Die Autokonzerne BMW, Volkswagen und Daimler kündigten an, ihre "Gelben Engel" zurückzuschicken.

PRÜFER UNTERSUCHEN WEITERE FÄLSCHUNGEN

Der verbliebene ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair will sein Haus mit Transparenz aus der Krise führen. "Wenn wir unsere Glaubwürdigkeit wiederherstellen wollen, müssen wir für die vergangenen Jahre alle Preiskategorien so umfassend wie möglich auf Manipulationen untersuchen und die Ergebnisse veröffentlichen", erklärte er. Deloitte nimmt derzeit noch die Ergebnisse der anderen Kategorien, in denen der "Gelbe Engel" vergeben worden ist, unter die Lupe. Anfang kommender Wochen wollen die Prüfer dann ihre Resultate vorlegen.

Aus der Politik, die der ADAC zuletzt mit seinem Widerstand gegen die Pkw-Maut gegen sich aufgebracht hatte, ertönten erneut Forderungen nach tiefgreifenden Reformen. "Das sind jetzt Erkenntnisse, die alle Befürchtungen bestätigen. Das heißt, der ADAC muss wirklich klar Schiff machen", verlangte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). "Der ADAC hat noch erhebliche Aufarbeitung vor sich." Es sei fraglich, "ob man weiterhin einen großen Konzern mit dem Mäntelchen eines Vereins umgeben kann". Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer schlug in die gleiche Kerbe. Der ADAC brauche "eine Reform an Haupt und Gliedern", sagte der CSU-Chef.

Auto-Professor Ferdinand Dudenhöffer attackierte ADAC-Geschäftsführer Obermair. Der sei seiner Verantwortung nicht gerecht geworden, urteilt der Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen. "Da der Vorsitzende der Geschäftsführung des ADAC Obermair auch zukünftig die operativen Geschicke des ADAC lenken soll, stellt sich schon die Frage, wie neu tatsächlich die Neuausrichtung des ADAC ist."

Reuters