Das Börsenjahr 2017 befindet sich auf der Zielgeraden. Bereits in acht Wochen kann Bilanz gezogen werden. Wie es aussieht, setzt sich beim DAX eine imposante Serie fort. Aktuell notiert der Deutsche Aktienindex 15 Prozent über dem 2016er-Schlussstand. Bleibt es dabei, würde er das sechste Jahr in Folge mit positiven Vorzeichen abschließen.



Ob Ölpreisabsturz, die Zweifel am Wachstum in China, der Brexit oder der rüpelhafte Politikstil von US-Präsident Donald Trump: Kein noch so hoher Stolperstein konnte die Rally beim DAX nachhaltig bremsen. Vielmehr eilen die 30 Large Caps von einem Rekord zum nächsten. Keine zwei Jahre ist es her, dass der Index zum ersten Mal über die Schallmauer von 10 000 Punkten kletterte. Mittlerweile notiert er gut 30 Prozent höher mit mehr als 13 000 Zählern.

Eine seltene Konstellation



Der DAX steuert mit einer hohen Drehzahl auf ein bedeutendes Ereignis zu. Am 1. Juli 2018 jährt sich die Einführung des Deutschen Aktienindex das 30. Mal. Es spricht vieles dafür, dass sich das positive Börsenklima bis zum runden Geburtstag hält. Vor allem das starke makroökonomische Umfeld lässt Anleger beherzt aufs Gaspedal treten. Laut Carsten Klude, Chefökonom und Anlagestratege bei M.M. Warburg, wiesen alle wichtigen Volkswirtschaften aus den Industrie- und den Schwellenländern im zweiten Quartal eine positive Wachstumsrate auf - das erste Mal seit dem vierten Quartal 2005. "Seit 1980, also über einen Zeitraum von 150 Quartalen, war dies überhaupt nur viermal der Fall", betont der Experte. Seiner Ansicht nach deuten die meisten Frühindikatoren darauf hin, dass sich an dieser positiven Konstellation in der nächsten Zeit wenig ändern wird.

Trotz allem traut die Europäische Zentralbank (EZB) dem Aufschwung nicht. Jedenfalls strafft sie die geldpolitischen Zügel nur zaghaft. Ab Januar wird die EZB ihre Anleihekäufe zwar auf 30 Milliarden Euro monatlich reduzieren. Doch soll das Programm bis September 2018 und, falls nötig, darüber hinaus weiterlaufen. Laut EZB-Präsident Mario Draghi ist sowohl mit Blick auf die Konjunktur als auch in puncto Inflation weiterhin "ein umfangreicher geldpolitischer Impuls nötig". Tatsächlich lag die Teuerung in der Eurozone mit 1,5 Prozent im September deutlich unter dem von der Zentralbank angestrebten Niveau von knapp zwei Prozent.

Auf Seite 2: Tiefe Zinsen, attraktive Dividenden





Tiefe Zinsen, attraktive Dividenden



Von dem jüngsten Entscheid gehen zwei Signale aus: Zum einen hat das Rätselraten um den weiteren EZB-Kurs vorerst ein Ende. Zum anderen müssen Anleger am Euro-Rentenmarkt weiterhin mit historisch tiefen Zinsen leben. Beispielsweise hat sich die zehnjährige Bundesanleihe zuletzt bei mageren 0,4 Prozent eingependelt. Dem steht beim DAX - trotz Kursrally - eine nach wie vor attraktive Dividendenrendite von 2,6 Prozent gegenüber. Diese Kennzahl stellt die erwarteten Gewinnbeteiligungen der 30 Indexmitglieder in Relation zum aktuellen Kursniveau. Für das Geschäftsjahr 2016 kehrten die heimischen Konzerne in Summe mehr als 31 Milliarden Euro an ihre Aktionäre aus. Angesichts der starken Gewinnentwicklung dürfte der DAX diesen Spitzenwert zum Jubiläum ein weiteres Mal toppen.



Laut Zahlen des Datendienstleisters Factset gehen Analysten im Schnitt davon aus, dass die 30 Unternehmen ihren Profit im laufenden Jahr um knapp 14 Prozent steigern. "Wächst die Wirtschaft 2018 und 2019 weiter, werden sich auch die Unternehmensgewinne weiter verbessern", erklärt Carsten Klude. Er verweist darauf, dass der Konsens für 2019 einen DAX-Gewinn von rund 1050 Indexpunkten erwartet (siehe Grafik). Legt man das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) über diesen Wert um, errechnet sich dem Experten zufolge ein Kursziel für den DAX von rund 14 500 Punkten. "Aktien sind also immer noch attraktiv", sagt Klude.



Leitindex im Härtetest



Natürlich ist das optimistische Szenario nicht frei von Risiken. Vor allem die Politik könnte den Bullen einen Strich durch die Rechnung machen. Das gilt zuvorderst für die USA. Bekanntlich kommt Donald Trump nur schleppend mit der Umsetzung seiner börsenfreundlichen Wahlversprechen voran. Derweil könnte ein Scheitern der Jamaika-Koalitionsverhandlungen am deutschen Markt für eine Phase der Verunsicherung sorgen. Wie schon in den vergangenen Jahren wäre es auch mit Blick nach vorne falsch, wegen solcher Gefahren einen Bogen um den DAX zu machen. Vielmehr gilt es für Anleger, das Kapital zu streuen und gleichzeitig eine langfristige Strategie zu verfolgen.

BÖRSE ONLINE prüft die 30 DAX-Aktien permanent auf Herz und Nieren. In der unten stehenden Tabelle haben wir wichtige Kennziffern sowie die aktuelle Einschätzung zu allen Indexmitgliedern zusammengetragen. Auf den folgenden Seiten gehen wir auf fünf Favoriten etwas ausführlicher ein. Ein Exchange Traded Fund (ETF) rundet die Empfehlungen ab. Dieses Produkt bietet eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, in den DAX als Ganzes zu investieren und auf eine Fortsetzung der imposanten Gewinnserie zu setzen.



Auf Seite 3: Die Favoriten der Redaktion: Adidas und BASF





Adidas-Aktie: Der neue Chef erhöht das Tempo



Seit gut einem Jahr sitzt Kasper Rorsted an der Konzernspitze von Adidas. In seiner bisherigen Amtszeit zeigt der Däne einen enormen Tatendrang. Mit dem Verkauf der Golfmarken TaylorMade, Adams Golf und Ashworth sowie des Eishockeylabels CCM fokussiert er den Konzern auf seine Kernkompetenzen: Sportschuhe und -bekleidung. Aufs Gaspedal drückt Rorsted auch bei der Produktion - und zwar sprichwörtlich: Anfang Oktober nahm die sogenannte Speedfactory in Ansbach ihren Betrieb auf. In der bayrischen Stadt produziert Adidas auf die individuellen Bedürfnisse eines Athleten zugeschnittene Laufschuhe. Das Ziel der Maßnahmen ist klar: Adidas soll weiter rasant wachsen. Wenige Monate nach dem Amtsantritt schraubte Rorsted die Prognose bis 2020 nach oben. Während der Umsatz in diesem Zeitraum durchschnittlich pro Jahr um währungsbereinigt zehn bis zwölf Prozent zulegen soll, peilt der Vorstandschef beim Profit im Mittel eine Steigerung von 20 bis 22 Prozent an. Im laufenden Jahr möchte Rorsted die Zielsetzung bei beiden Kennziffern sogar deutlich übertreffen.

Rückenwind spürt das Unternehmen vor allem in Nordamerika. Im ersten Halbjahr verbuchte Adidas dort ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 28,1 Prozent. Dabei spielte den Franken neben der positiven Konsumentenstimmung das Formtief des Erzrivalen und Branchenkrösus Nike in die Hände. Zwar dürfte Adidas im dritten Quartal, Zahlenvorlage am 9. November, das Tempo etwas gedrosselt haben. Doch steht dem Konzern der nächste Wachstumsschub bereits ins Haus. 2018 sorgen Winterolympiade und Fußball-WM sowohl operativ als auch an der Börse für ein optimales Umfeld.



BASF-Aktie: Am Puls des globalen Aufschwungs



Die BASF-Aktie steht vor einem Befreiungsschlag: Nicht nur, dass der Large Cap dabei ist, die Seitwärtsphase der vergangenen Monate nach oben aufzulösen. Gleichzeitig trennen das DAX-Mitglied nur noch knapp vier Prozent von dem im April 2015 markierten Allzeithoch bei 97,22 Euro. Die Rally kommt nicht von ungefähr. Als typischer Zykliker profitiert BASF vom globalen Konjunkturaufschwung. Ein Blick in den jüngsten Zwischenbericht untermauert diese These. Im dritten Quartal verbuchte BASF ein Umsatzwachstum von neun Prozent auf 15,3 Milliarden Euro. Beim Betriebsgewinn kam der Branchenkrösus überproportional um 16 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro voran. Vor allem das Kerngeschäft brummt. Steigende Volumen und deutlich höhere Verkaufspreise ließen die Erlöse der Chemiesparte um ein Viertel nach oben schnellen.

Mit einem Umsatzminus von sechs Prozent tanzte das Agrarsegment aus der Reihe. Neben Problemen auf dem brasilianischen Markt bremsten Produktionsausfälle in den USA und Puerto Rico den Geschäftszweig aus. Wegen tropischer Wirbelstürme musste BASF dort Anlagen abschalten. Ungeachtet dessen forciert Vorstandschef Kurt Bock den Agrarbereich. Vor Kurzem unterzeichnete er eine Vereinbarung über den 5,9 Milliarden Euro schweren Kauf von Teilen der Saatgut- und Herbizidgeschäfte von Bayer. "Mit dieser Investition ergreifen wir die Gelegenheit, äußerst attraktive Geschäftsfelder in wichtigen Feldkulturen und Märkten zu erwerben", begründet Bock die Transaktion. Obwohl BASF erst im September für 1,6 Milliarden Euro im Polyamidbereich zugekauft hatte, kommen die Aktionäre weiterhin nicht zu kurz. Für 2017 zeigt der DAX-Titel eine Dividendenrendite von 3,3 Prozent.



Auf Seite 4: Continental und Deutsche Post





Continental-Aktie: Beim Auto der Zukunft auf der Poleposition



Reifenhersteller stehen an der Börse derzeit im Vordergrund. Nicht nur weil gerade das wichtige Wintergeschäft auf Hochtouren läuft, auch ist mit dem jüngsten IPO von Pirelli ein renommierter Player zurück auf dem Markt. Der perfekte Zeitpunkt also, sich mit Continental zu beschäftigen. Der Autozulieferer konnte in seiner Reifendivision zuletzt nicht punkten. Zwar erhöhte sich der Spartenumsatz zum Halbjahr, aufgrund von höheren Rohstoffkosten ging die Marge jedoch von 22,6 auf 18,5 Prozent zurück. Auch wenn die Pneus noch den größten Umsatz- und Gewinnanteil im Konzern auf sich vereinen, sind die Hannoveraner längst zur Technologiefirma mutiert. Elektromobilität, Fahrzeugsicherheit und Digitalisierung sind die wesentlichen Treiber.

Dafür greift Conti tief in die Tasche - allein in den ersten sechs Monaten erhöhten sich die F & E-Ausgaben um 9,5 Prozent. Laut dem Konzern ist das Geschäft mit innovativen Technologien für assistiertes und automatisiertes sowie vernetztes und effizientes Fahren zum Halbjahr mit einem Plus von einem Zehntel erneut schneller gewachsen als der globale Automarkt. Infolgedessen hob Conti den Umsatzausblick um 0,5 auf mehr als 44 Milliarden Euro an. Auch soll der Gegenwind im Segment Reifen durch die hohen Kautschukpreise in der zweiten Hälfte nachlassen, sodass von dieser Seite keine schlechten News mehr drohen. Zugegeben, nicht alles auf dem Pkw-Markt läuft derzeit rund. Neben dem Dieselskandal verändern sich auch die Absatzmärkte zusehends. Wir gehen aber davon aus, dass es Conti in der Branche am besten gelingen dürfte, sich auf mögliche Neuerungen einzustellen und beim "Auto der Zukunft" vorne mitzuspielen.



Deutsche Post: Logistiker mit jeder Menge Schubkraft



Am 9. November präsentiert Frank Appel in Frankfurt die Quartalszahlen der Deutschen Post. Nicht wenige Investoren spekulieren darauf, dass der Vorstandschef diesen Anlass nutzt, um die Jahresprognose des Logistikkonzerns nach oben zu schrauben. Bis dato peilt Appel für 2017 beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) ein Plus von rund sieben Prozent auf 3,75 Milliarden Euro an. Nicht zuletzt die Kauflaune der Deutschen spricht dafür, dass der Konzernlenker damit etwas zu tief stapelt. Da immer mehr Menschen ihre Geschenke im Internet kaufen, dürften den mehr als 100 000 Zustellern der Post in den kommenden Wochen jede Menge Arbeit ins Haus stehen.

Spartenchef Jürgen Gerdes rechnet für die Vorweihnachtszeit mit einem Rekord im Paketgeschäft. An Spitzentagen könnten bis zu 8,7 Millionen Sendungen und damit mehr als das Doppelte als an einem normalen Tag ausgeliefert werden. Insofern dürfte der Wachstumsmotor des Konzerns seine Gangart ein weiteres Mal erhöhen. Dass der Onlinehandel auch während des Jahres brummt, zeigen die jüngsten Zahlen von Amazon. Im dritten Quartal verbuchte der E-Commerce-Gigant in seinem internationalen Geschäft ein sattes Umsatzwachstum von knapp 30 Prozent. Für eine Prognoseerhöhung der Post spricht auch das Frachtgeschäft. Die lange Zeit kriselnde Sparte findet allmählich in die Spur zurück. Im zweiten Quartal hat sich das Ebit bei deutlich erhöhtem Volumen weiter stabilisiert. Alles in allem überrascht es nicht, dass die Post-Aktie auf einem Allzeithoch notiert. Zwar wird sie ihr jüngstes Tempo kaum halten können. Gleichwohl bleibt der Dividendentitel gerade für langfristig orientierte Anleger ein Top-Pick aus dem DAX.



Auf Seite 5: Henkel und db x-trackers Dax ETF





Henkel: Spitzenmarken am laufenden Band



Zugegeben: Ein Schnäppchen ist Henkel nicht gerade. Mit einem 2018er-KGV von 19,4 bewegt sich die Vorzugsaktie im teuersten Drittel des DAX. Allerdings bekommen Anleger für die vergleichsweise hohe Bewertung einiges geboten. Mit den Geschäftsbereichen Klebstoffe, Schönheitspflege sowie Wasch- und Reinigungsmittel ist der Konzern breit aufgestellt. Sei es Pattex, Schwarzkopf oder Persil - in allen drei Segmenten verfügt das Familienunternehmen über Topmarken. Dadurch ist es den Düsseldorfern in den vergangenen Jahren gelungen, bei stetig steigenden Erlösen Profitabilität und Gewinn deutlich zu verbessern. Daran soll sich 2017 nichts ändern. "Wir erwarten ein organisches Umsatzwachstum von zwei bis vier Prozent", sagt Vorstandschef Hans Van Bylen.

Während er beim Ergebnis je Vorzugsaktie eine Verbesserung von sieben bis neun Prozent anpeilt, soll die operative Marge einen Spitzenwert von mehr als 17 Prozent erreichen. Wie es dem Unternehmen zuletzt ergangen ist, erfahren Anleger am 14. November. Dann präsentiert Van Bylen die Zahlen für das dritte Quartal. Wir gehen davon aus, dass er die Prognose bestätigt. Bei der geplanten Telefonkonferenz dürfte auch die jüngste Übernahme ein Thema sein. Für umgerechnet gut 400 Millionen Euro hat das Unternehmen die Haarpflegefirma Zotos International gekauft. "Diese Akquisition ist Teil unserer Strategie, die Position von Henkel in attraktiven Märkten und Kategorien auszubauen", erklärt Van Bylen. Es dürfte nicht der letzte Zukauf bleiben. Henkel verfügt über die nötige Finanzkraft sowie jede Menge Erfahrung in der erfolgreichen Integration von Übernahmen - ein weiteres Argument für diesen nicht gerade günstigen DAX-Titel.



DAX-ETF: Mit einer Order den ganzen Index kaufen



Am 11. April 2000 eröffnete die Deutsche Börse ein spezielles Segment für den Handel mit Exchange Traded Funds (ETF). Dabei handelt es sich um Fonds, die einen Index möglichst genau abbilden - der Fachjargon spricht daher von passiven Investments. Gegenüber aktiv verwalteten Produkten punktet der ETF vor allem mit tiefen Gebühren. Seit dem Start vor mehr als 17 Jahren schreiben die börsengehandelten Indexfonds eine imposante Wachstumsstory. Europaweit sind mittlerweile rund 600 Milliarden Euro in diesem Segment allokiert. War der ETF lange Zeit die Domäne institutioneller Investoren, entdecken mittlerweile immer mehr Privatanleger seine Vorzüge für sich. Sowohl bei kurzfristigen Wetten als auch in der langfristigen Vermögensplanung können passive Fonds ihre Stärken ausspielen. Beispielsweise ist es problemlos möglich, über einen Sparplan regelmäßig eine bestimmte Summe in den DAX zu investieren. Aktuell sind an der Deutschen Börse neun ETFs auf den Leitindex notiert.

Sie bringen es zusammen auf ein verwaltetes Vermögen von knapp 19 Milliarden Euro. Zu den günstigsten Produkten zählt der db x-trackers DAX ETF (WKN: DBX 1DA). Deutsche Asset Management ruft für den vier Milliarden Euro schweren Fonds eine jährliche Gesamtkostenquote von nur 0,09 Prozent auf. Das ETF-Label der Deutschen Bank bildet den DAX physisch ab. Will heißen, der Fonds hält alle 30 Indexmitglieder analog zu ihrer Gewichtung in der Benchmark. Natürlich kommen dem Anleger auch die Dividenden der heimischen Large Caps zugute. Anfallende Gewinnbeteiligungen werden dem Fondsvermögen zugeführt. Wer laufende Erträge erzielen möchte, greift zu einem ausschüttenden ETF.