Adidas kann erneut auf ein starkes Geschäftsjahr zurückblicken: Die Herzogenauracher steigerten 2019 den Nettogewinn um zwölf Prozent auf 1,92 Milliarden Euro. Daher will der Sportartikelhersteller den Aktionären eine Dividende von 3,85 Euro je Aktie zahlen - das sind 50 Cent oder 15 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Das entspricht einer Ausschüttungsquote von 39,2 Prozent. Der Konzern hat sich zum Ziel gesetzt, 30 bis 50 Prozent seines Gewinns aus dem fortgeführten Geschäft an die Aktionäre zu zahlen.

Dank florierendem Geschäft im Internet legte der Umsatz des Dax-Konzerns währungsbereinigt um sechs Prozent auf 23,6 Milliarden Euro zu. Damit blieb das Umsatzwachstum allerdings hinter den Erwartungen von währungsbereinigt rund 6,5 Prozent zurück. Das ist das schwächste Wachstum seit Jahren - Konkurrenten wie Nike oder Puma wachsen deutlich schneller.

Trotz guter Zahlen ein herausforderndes Geschäftsjahr


Es war also trotz starker Zahlen kein leichtes Geschäftsjahr für die erfolgsverwöhnten Mittelfranken. Seit der Däne Kasper Rorsted im Oktober 2016 den Konzern lenkt, hat er die Profitabilität des Unternehmens kontinuierlich nach oben getrieben.

In der ersten Jahreshälfte 2019 belasteten aber vor allem Lieferengpässe in den USA. Adidas hatte dabei die Nachfrage im mittleren Preissegment unterschätzt. Um die Kunden zu bedienen, mussten die Franken die Ware per Luftfracht aus anderen Regionen herbeischaffen - was zuletzt auch die Marge belastete. Dazu kam, dass der Sportartikelhersteller in der Vergangenheit angesichts der guten Geschäfte in den USA und China den europäischen Markt etwas vernachlässigt hatte. Erst im dritten Quartal kehrte Adidas hier wieder auf den Wachstumspfad zurück.

Doch das Corona-Virus dürfte jetzt alles durcheinander bringen. Die Folgen für das Geschäft ließen sich derzeit nicht zuverlässig beziffern, teilte Adidas am Mittwoch in Herzogenaurach mit.

Corona-Virus aus Prognose ausgeklammert


Deshalb warnte Adidas am Mittwoch seine Aktionäre: In China könnte es durch die Krise allein im ersten Quartal zu Umsatzeinbußen von bis zu einer Milliarde Euro kommen. Beim operativen Gewinn würden damit 400 bis 500 Millionen Euro fehlen. Ob und wann sich der Rückstand aufholen lasse und wie sich die Epidemie auf andere Länder auswirke, sei ungewiss.

Eine erhebliche Anzahl der eigenen sowie Partnerläden waren wegen des Virus geschlossen, in die anderen kamen kaum Kunden. Seit Anfang März würde sich das Geschäft leicht erholen, so Adidas. Auch die Produktion in China laufe zum Großteil wieder.

Ohne das Corona-Virus rechnet Adidas in diesem Jahr mit einem wechselkursbereinigten Umsatzwachstum um sechs bis acht Prozent. Das wäre mindestens so viel wie 2019. Zu Zugpferden sollen Nordamerika - die Heimat des größeren Rivalen Nike - und Russland werden. Für Asien rechnet der Dax-Konzern nur noch mit einstelligen Zuwachsraten, Europa soll mit etwa fünf Prozent stärker zulegen als 2019.

Der Nettogewinn soll 2020 um zehn bis 13 Prozent auf 2,10 bis 2,16 Milliarden Euro steigen. "Unser Ziel ist es, zum sechsten Mal in Folge eine Gewinnsteigerung im zweistelligen Bereich zu erzielen", sagte Rorsted.

Konkurrent Puma stellt Prognose in Frage


Auch die Konkurrenten Puma und Nike hatten vor erheblichen Auswirkungen des Corona-Virus gewarnt. China gehört zu den wichtigsten und profitabelsten Märkten der Sportartikelhersteller. Investoren hofften zuletzt auf eine kurzfristige Delle. Denn eigentlich boomt die Sportartikelbranche und zeigte sich vor Ausbruch des Virus resistent gegen die schwächere Weltkonjunktur sowie die politischen Unsicherheiten.

Doch Rivale Puma stellte am Mittwoch die eigene Umsatz- und Gewinnprognose in Frage. Eine kurzfristige Verbesserung der Lage, auf der die Erwartungen für das laufende Jahr fußten, sei "trotz erster, ermutigender Signale aus China", nicht absehbar, räumte der drittgrößte Sportartikelhersteller der Welt ein. Es sei unmöglich eine Vorhersage zur Geschäftsentwicklung in den kommenden Wochen und Monaten zu machen.

Vor drei Wochen hatte der Adidas-Mitbewerber für 2020 - ohne Währungseffekte - einen Umsatzanstieg um zehn Prozent und ein Ebit zwischen 500 und 520 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Das wäre ein Plus von 14 bis 18 Prozent.

Einschätzung der Redaktion


Die Unsicherheit über die Folgen des Corona-Virus hatte die Sportartikelhersteller am Mittwochvormittag fest im Griff. Die Adidas-Aktie brach zeitweise um neun Prozent ein - das war das tiefste Niveau seit einem Jahr. Zuletzt notierte das Papier rund sechs Prozent im Minus. Beim Konkurrenten Puma sah es nach der in Frage gestellten Umsatz- und Gewinnprognose ähnlich aus: Der Wert verlor zeitweise sechs Prozent.

Die Mehrheit der dpa-AFX-Analysten nehmen wegen des Corona-Virus eine abwartende Haltung ein. Jedoch raten die meisten weiterhin zum Kauf der Adidas-Aktie. Zu den Optimisten etwa gehört RBC-Analyst Piral. Er hält Adidas in dem strukturell attraktiven Markt für gut positioniert. Allerdings reduzierte er Anfang März die Schätzungen für Umsatz und das operative Ergebnis 2020. Die Epidemie des Corona-Virus dürfte das Gewinnwachstum auf dem profitablen Markt Festlandchina begrenzen. China sei der wichtigste Absatzmarkt für Adidas.

Charttechnisch betrachtet zählte die Adidas-Aktie in den vergangenen Jahren zu den Lieblingen der deutschen Anleger. Im Jahr 2019 legte das Papier um rund 59 Prozent zu und zählte damit zu den Top 3-Aktien im Leitindex Dax. Mitte Januar erreichte der Kurs mit 317,45 Euro seinen Rekordwert in der knapp 25-jährigen Börsengeschichte des Unternehmens.

Seit Januar ging es aber kontinuierlich bergab - Mitte Februar beschleunigte sich die Talfahrt noch einmal. Am "Schwarzen Montag", als der Dax Anfang der Woche fast acht Prozent eingebrochen war, verlor das Papier sechs Prozent. Derzeit notiert die Sport-Aktie bei rund 211 Euro.

Die seit Anfang 2019 steigende 200-Tagelinie gerät derzeit ins Stocken und verläuft seit Februar bei 276 Euro seitwärts. Die Aktie notiert am Mittwoch 30 Prozent unter dem viel beachteten Indikator. Unterstützung findet der Kurs beim Tief Ende 2018 bei 175,00 Euro - hier ist auch unser Stoppkurs.

Einschätzung: Kaufen
Kursziel: 250,00 Euro
Stoppkurs: 175,00 Euro

Mit Material von dpa-AFX