Adidas-Chef Herbert Hainer hatte noch im August erklärt, sein Haus plane keinen Aktienrückkauf, der Kurs solle durch Ergebniswachstum wieder in die Höhe getrieben werden. Der langjährige Konzernchef war zuletzt in die Kritik geraten, nachdem er die Gewinn- und Umsatzprognosen kippte. Adidas hatte sich im Russlandgeschäft verschätzt und erwartet für das laufende Jahr trotz der Fußball-Weltmeisterschaft einen Gewinnrückgang.
An der Börse kamen die Pläne zum Aktienrückkauf zwar gut an, die Adidas-Titel legten knapp drei Prozent zu und waren damit die größten Dax-Gewinner. Unter Großinvestoren herrschte aber Argwohn über den Schritt. "Dies ist nur eine Beruhigungspille für die gebeutelten Aktionäre, löst aber keinesfalls die operativen Probleme bei Adidas" erklärte Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment, der auf der Hauptversammlung öffentlich gegen den Vorstand rebelliert hatte. "Das Topmanagement scheint unter enormem Druck zu stehen."
AKTIENRÜCKKAUF STARTET NOCH DIESES QUARTAL
Der Adidas-Vorstand zeigte sich unbeeindruckt. "Diese Emission ermöglicht es uns, von den derzeit kostengünstigen Finanzierungsmöglichkeiten auf dem Eurobond-Markt zu profitieren und langfristig günstige Finanzierungskosten zu sichern", lobte Adidas-Finanzchef Robin Stalker die Bondpläne. Der Rückkauf eigener Aktien soll bereits im laufenden Quartal losgehen. "Dieses Programm ergänzt die erklärte Dividendenpolitik des Adidas-Konzerns, die vorsieht, jährlich zwischen 20 Prozent und 40 Prozent des auf Anteilseigner entfallenden Gewinns auszuschütten", hieß es aus Herzogenaurach. "Wir kaufen auch deshalb jetzt Anteile zurück, weil wir unsere Aktie für deutlich unterbewertet halten", sagte ein Konzernsprecher.
Aktienrückkäufe auf Pump kommen angesichts der niedrigen Anleihenzinsen zunehmen in Mode. Auch Siemens finanziert ein ähnliches milliardenschweres Programm aus Bondgeldern. Für die Finanzvorstände hat das Konstrukt den Vorteil, dass die Zinslasten für das Fremdkapital mittlerweile häufig geringer sind als die Eigenkapitalkosten. Adidas gießt das Füllhorn zudem über fordernde Aktionäre aus, die in der Vergangenheit immer wieder mehr Beteiligung an den Überschüssen der Mittelfranken verlangt hatten.
rtr