Für die Problemfelder Russland und Nordamerika sowie die kriselnde Golf-Sparte kündigte Vorstandschef Herbert Hainer am Dienstag Verbesserungen im Jahresverlauf an. Der Manager hatte für die jüngsten Rückschläge heftige Kritik einstecken müssen und dem Konzern vor kurzem eine neue Strategie bis 2020 verordnet, die sich nach und nach auszahlen soll. Im ersten Quartal profitierte Adidas von guten Geschäften mit Ausrüstung für den Laufsport und mit Mode. Der Umsatz kletterte überraschend stark auf knapp 4,1 Milliarden Euro. "Wir sind 2015 gut aus den Startblöcken gekommen und blicken nun optimistisch auf das Gesamtjahr", sagte Hainer.

2015 sollen die Erlöse währungsbereinigt im mittleren einstelligen Prozentbereich steigen, bekräftigte er und verwies auf Neuerungen etwa bei Fußballschuhen oder Tennis-Ausrüstung. Die Marken Adidas und Reebok hätten ordentlich Schwung - auch dank höherer Marketingausgaben. Im Startquartal wuchs der Umsatz währungsbereinigt um neun Prozent. Der Ausrüster spielte in allen Teilen der Welt mit Ausnahme von Russland und dessen Nachbarstaaten mehr Geld ein.

Wegen der Krise in der Region bemüht sich Adidas dort um Kostensenkungen: 30 unrentable Läden wurden im ersten Quartal geschlossen. Der Konzern betreibt in Russland gut 1000 eigene Geschäfte, denn anders als in Westeuropa oder den USA gibt es keinen Sportfachhandel und keine Franchise-Nehmer wie etwa in China. Hainer sagte, das Geschäft in Russland sei im Startquartal profitabel gewesen und werde es auch im Gesamtjahr sein. Die Krise sei zwar nicht vorbei, aber es bestehe kein Zweifel, dass Russland langfristig "ein sehr guter Markt" für Adidas sei.

In Nordamerika braucht der Konzern laut Hainer ebenfalls Zeit. Auf dem größten Sportartikelmarkt der Welt ist Adidas hinter Platzhirsch Nike und den Aufsteiger Under Armour zurückgefallen. Zuletzt wuchsen die Erlöse währungsbereinigt um sieben Prozent. "Das ist nur der Anfang", sagte Hainer. "Amerika ist kein Sprint, sondern eher ein Marathon." Adidas habe noch viel Arbeit vor sich. Die Franken tauschten bereits Manager und Designer aus und heuerten Sportstars als Werbeträger an, die vor allem Teenager zum Kauf neuer Schuhe oder Mode verleiten sollen.

Wie der Vorstandschef weiter ausführte, soll das Geschäft mit Ausrüstung für den Golfsport nach einem Umsatzrückgang im Startquartal in der zweiten Jahreshälfte wieder zulegen. Eine zweistellige Wachstumsrate im Gesamtjahr sei "definitiv unser Ziel". Die Golf-Sparte und der Einbruch in Russland hatten im vergangenen Jahr dafür gesorgt, dass der Gewinn schrumpfte und die Erlöse trotz Fußball-Weltmeisterschaft kaum vom Fleck kamen.

Hainer, der seit 2001 Adidas-Chef ist und spätestens 2017 aufhören will, musste sich Rücktrittsforderungen anhören. Es gehe nicht darum, wann sein Vertrag ende, sagte der Firmenchef, sondern darum, wie man die Wende für den Konzern schaffe. Dank der neuen Strategie soll Adidas den Umsatz ab 2016 Jahr für Jahr im hohen einstelligen Bereich und den Gewinn um 15 Prozent steigern.

Reuters