Vor allem das Reich der Mitte bereitet den Börsianern Sorgen. Chinas Exporte sind im Februar um 25,4 Prozent eingebrochen - der stärkste Rückgang seit Mai 2009. Gleichzeitig sind die Importe um knapp 14 Prozent gesunken. Auch wenn die Zahlen wegen des chinesischen Neujahrsfests nur eingeschränkt vergleichbar sind, deuten sie doch auf eine erhebliche Schwäche der Konjunktur hin.
Optimistisch für China
Etliche Unternehmen spüren aber noch keinerlei Bremsspuren. Adidas-Chef Herbert Hainer etwa erklärte zu Jahresbeginn, dass der Sportartikelhersteller 2015 in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt so viel abgesetzt hat wie noch nie: "In China werden wir 2015 einen Umsatzrekord von mehr als zwei Milliarden Euro aufstellen", sagte Hainer. Auch für 2016 erwartet Adidas in China ein prozentual zweistelliges Wachstum. Konzernweit sollen die Erlöse im laufenden Jahr um zehn bis zwölf Prozent vorankommen. 2020 will der Konzern die Umsatzmarke von 20 Milliarden Euro knacken.
Aussagen wie diesen schenken wir bei unserer traditionellen Frühjahrsgewinnprognose große Beachtung. Neben den Ausführungen der Vorstände während der aktuellen Berichtssaison und dem Studium der Geschäftsberichte gibt es viele weitere Anhaltspunkte, um zu aussagekräftigen Schätzungen für das aktuelle und das kommende Geschäftsjahr zu gelangen. Die Vorhersagen von Konjunkturexperten zum deutschen Bruttoinlandsprodukt (siehe unten) gehören ebenso dazu wie Gespräche mit Analysten, Fondsmanagern und Branchenexperten.
Auf Seite 2: Ab sofort ist 2017 relevant
Ab sofort ist 2017 relevant
Das Resultat - die 2017er-Gewinnschätzungen für mehr als 500 deutsche Unternehmen - finden Sie im Datenbank-Teil "Deutsche Aktien". Ab sofort bilden zudem die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) für das kommende Jahr die Basis für sämtliche Aktienanalysen in BÖRSE ONLINE. Zudem haben wir 13 Aktien herausgefiltert, bei denen überdurchschnittlich hohe Gewinnwachstumsraten zu erwarten sind. Jeweils zwei stammen aus den vier Auswahlindizes DAX, MDAX, SDAX und TecDAX. Dazu gesellen sich fünf Nebenwerte (s. Seite 6/7).
Auch wenn noch nicht alle DAX-Unternehmen endgültige Zahlen vorgelegt haben, steht bereits fest, dass die 30 Indexmitglieder 2015 erhebliche Ergebnisrückgänge hinnehmen mussten. Der Indexgewinn dürfte gegenüber 2014 um 17,4 Prozent auf 56,7 Milliarden Euro gesunken sein (siehe Grafik Seite 9). Allerdings geht das Minus ausschließlich auf die horrenden Verluste bei der Deutschen Bank und beim Versorger Eon zurück. Ohne diese beiden Ausreißer wäre der Indexgewinn leicht gestiegen. Insgesamt konnten voraussichtlich zwei Drittel der 30 Gesellschaften ihren Gewinn im vergangenen Jahr steigern, nur bei zehn Unternehmen gab es einen Gewinnrückgang.
Auch die weiteren Aussichten sind hervorragend: Analysten erwarten, dass die DAX-Gewinne bis 2017 auf knapp 94,4 Milliarden Euro nach oben springen werden. Das wäre ein Anstieg von satten 66,3 Prozent gegenüber 2015. Allerdings sind die Schätzungen in einigen Fällen mit großen Unsicherheiten behaftet. Beispielsweise wird allein von Volkswagen für 2017 ein Gewinnbeitrag von mehr als zehn Milliarden Euro erwartet. Das würde unterstellen, dass dann bereits sämtliche finanziellen Folgen des Abgasskandals abgearbeitet wären - unwahrscheinlich. Auch von den Finanztiteln und Versorgern erwarten Analysten durchweg schwarze Zahlen. Doch könnte es aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsumfelds auf der einen Seite und der Energiewende auf der anderen Seite durchaus zu neuen Belastungen kommen, die heute noch nicht vorhersehbar sind. Anleger sollten sich daher an Aktien mit hoher Prognosesicherheit halten.
Im DAX zählt dazu neben Adidas der Softwarekonzern SAP. Dieser gehört zu den wenigen Unternehmen, die bereits konkrete Vorhersagen für 2016 und 2017 abgegeben haben. Demnach soll der Umsatz gegenüber dem 2015er-Wert von 20,8 Milliarden Euro auf 23 bis 23,5 Milliarden Euro klettern. Für den operativen Gewinn erwartet SAP einen Anstieg von 6,35 auf 6,7 bis 7,0 Milliarden Euro. Unter dem Strich könnte dann ein Gewinn von 4,31 Euro je Aktie stehen. Daraus errechnet sich ein durchschnittliches jährliches Wachstum von fast 30 Prozent. Wachstumstreiber ist das noch junge Geschäft mit vermieteter Software. 2016 und 2017 soll es um jeweils ein Drittel klettern. 2018 soll die Sparte größer sein als das Altgeschäft, der Verkauf von Lizenzen.
Auf Seite 3: MDAX
MDAX: Beschleunigung des Wachstums 2017
Der im MDAX notierte Werbevermarkter Ströer ist eines der wenigen Unternehmen, das bereits früh eine konkrete Prognose für 2016 abgibt. "Wir können einen sehr guten Jahresstart in allen Geschäftsbereichen verzeichnen und bestätigen unsere aktuelle Guidance von 270 bis 280 Millionen Euro Ebitda bei einem Konzernumsatz zwischen 1,1 und 1,2 Milliarden Euro für 2016", sagte Ströer-Chef Udo Müller. Für das erste Quartal 2016 rechnet das Unternehmen mit einem organischen Wachstum von bis zu zehn Prozent. Ströer profitiert von den im vergangenen Jahr vollzogenen Akquisitionen. Die Neubewertung der Aktie dürfte angesichts des zu erwartenden Ergebniswachstums in den kommenden Jahren noch nicht abgeschlossen sein.
Der Lichtspezialist Osram blickt nach einem gut verlaufenen ersten Quartal optimistischer auf 2016. Die um Sondereffekte bereinigte Ebita-Marge (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) dürfte bei über acht Prozent liegen. Zuvor hatte Osram mit einem beträchtlichen Rückgang im Vergleich zum Vorjahreswert von 10,2 Prozent gerechnet. Der Strategiewechsel, der darauf abzielt, sich mit dem Bau einer LED-Fabrik zur Produktion von Leuchtdioden für den Massenmarkt neue Wachstumspotenziale zu erschließen, findet an der Börse allmählich Gefallen.
Insgesamt erwarten Analysten für die 50 MDAX-Unternehmen nach einem moderaten Gewinnplus von 7,3 Prozent im Jahr 2016 für das kommende Jahr eine Beschleunigung des Wachstums: 2017 soll der Indexgewinn um 14 Prozent auf 18,23 Milliarden Euro anziehen. Für den SDAX werden sogar Gewinnsprünge von 41,7 Prozent für 2016 und 12,9 Prozent für 2017 prognostiziert.
Auf Seite 4: Wachstumsstar im SDAX
Wachstumsstar im SDAX
Bei Ferratum dürfte es deutlich stärker nach oben gehen. Dem Finanzdienstleister steht bis 2017 ein durchschnittliches Ergebnisplus von 88,3 Prozent bevor. Mit seinem Geschäftsmodell trifft der Anbieter von mobilen Konsumentenkrediten, der inzwischen 1,2 Millionen Kunden zählt, den Nerv der Zeit. Der Umsatz stieg 2015 um 57,4 Prozent auf 111 Millionen Euro. Trotz erhöhter Marketing- und Vertriebskosten kletterte der bereinigte operative Gewinn (Ebit) um 43,9 Prozent auf 17 Millionen Euro. Für weiteres Wachstum dürfte der Einstieg in das Geschäft mit kleinen Unternehmenskrediten sorgen.
Über einen großen Gewinnhebel verfügt Zooplus. Der Onlinehändler für Heimtierbedarf hat inzwischen mit knapp 750 Millionen Euro eine Umsatzgröße erreicht, bei der erhebliche Skaleneffekte realisierbar sind. Für 2016 prognostiziert Zooplus eine Gesamtleistung von mindestens 900 Millionen Euro, 2017 dürfte die Marke von einer Milliarde Euro überschritten werden. Analysten rechnen mit einem Anstieg des Ergebnisses je Aktie von 1,17 Euro 2015 auf 2,88 Euro im Jahr 2017. Daraus errechnet sich eine durchschnittliche Wachstumsrate von 56,7 Prozent. Angesichts dessen erscheint das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2017 von rund 40 akzeptabel - zumal bei der Gewinnprognose noch Spielraum nach oben besteht.
Auf Seite 5: TecDAX ist nicht zu schlagen
TecDAX ist nicht zu schlagen
Mit dem stärksten Ertragswachstum wartet der TecDAX auf. Die Gewinne der 30 Mitglieder des Technologieindex dürften zwischen 2015 und 2017 von 1,55 auf 3,03 Milliarden Euro zulegen. Voraussichtlich werden dann nur noch drei TecDAX-Unternehmen - Aixtron, Morphosys und Telefónica Deutschland - rote Zahlen ausweisen. Im vergangenen Jahr war das immerhin noch bei fünf Firmen der Fall.
Der Wechselrichterhersteller SMA Solar schaffte nach zwei Jahren mit hohen Verlusten 2015 den Turnaround. Nachdem er ein hartes Sparprogramm durchlaufen hat und die Nachfrage endlich wieder anzieht, ist die Basis für kräftig steigende Gewinne gelegt. Für 2016 plant das Unternehmen mit einem Plus des operativen Ergebnisses (Ebit) von 30 bis 33 auf 80 bis 120 Millionen Euro. 2017 könnten unterm Strich 2,81 Euro je Aktie übrig bleiben - ein Vielfaches des 2015er-Werts. Mit einer durchschnittlichen erwarteten Gewinnsteigerung von knapp 108 Prozent zwischen 2015 und 2017 ist SMA Solar die klare Nummer 1 im TecDAX. Angesichts dessen ist das 2017er-KGV von 14,4 noch recht moderat.
Der Medizin- und Sicherheitstechnik-Hersteller Drägerwerk hat nach einem Gewinneinbruch die 2015er-Dividende drastisch gekürzt. Die Aktie hat sich seit ihrem Höchststand mehr als halbiert. Doch nun ist Land in Sicht. Der Umsatz soll 2016 wegen des gesunkenen Auftragsbestands zwar um rund ein Prozent zurückgehen. Währungsbereinigt peilt Drägerwerk jedoch einen Zuwachs von bis zu drei Prozent an. Die operative Marge soll dank des laufenden Sparprogramms von 2,6 auf 3,5 bis 5,5 Prozent steigen. Wegen der abzusehenden Ergebnisverbesserung, die 2017 in ein Ergebnis je Aktie von gut fünf Euro münden könnte, ist der Titel wieder einen Blick wert.
Auf Seite 6: Small Caps: Fünf Gewinnmaschinen aus den hinteren Reihen
Small Caps: Fünf Gewinnmaschinen aus den hinteren Reihen
Traditionell besonderes viele Unternehmen mit kräftigen Gewinnsprüngen finden sich in den hinteren Reihen des deutschen Aktienmarkts. Unter den gut 350 Nebenwerten, die wir regelmäßig analysieren, befinden sich 18, die ihren Profit bis 2017 im Durchschnitt um mehr als 100 Prozent pro Jahr steigern dürften.
Zu den Spitzenreitern gehört GK Software. Das erwartete Gewinnplus bis 2017 beträgt satte 418 Prozent. Allerdings vollzieht der auf den Einzelhandel spezialisierte Softwareanbieter gerade den Turnaround. Doch auch ohne den in diesen Fällen oft zu beobachtenden Basiseffekt sind die Steigerungen enorm: Bereits 2017 könnte unter dem Strich ein Ergebnis von 2,95 Euro je Aktie stehen.
Angesichts des erwarteten Wachstums ist das KGV von 13,3 moderat. Zudem könnte es angesichts der Besonderheiten in der Aktionärsstruktur jederzeit zu einem Übernahmeangebot durch den Großaktionär SAP kommen.
Attraktiver TecDAX-Rückkehrer
Auch Süss Microtec hat einen beeindruckenden Turnaround hingelegt. Hatte der Spezialmaschinenbauer für die Chipproduktion lange mit einer Nachfrageflaute zu kämpfen, konnte sich der Konzern vor allem im Schlussviertel 2015 vor Aufträgen kaum retten. Die mehrmals angehobenen Prognosen hat das Unternehmen übertroffen. Für 2016 peilt Süss Microtec ein Umsatzplus von mindestens 14,5 Prozent auf 170 bis 180 Millionen und eine Steigerung des operativen Ergebnisses von fünf auf neun bis 13 Millionen Euro an. Die Aktie ist zwar bereits angesprungen, doch die Bewertung lässt weiteren Spielraum nach oben. Für Fantasie sorgt auch die Rückkehr in den TecDAX per 21. März.
Auf Seite 7: Small Caps, Teil 2
Zu unseren erfolgreichsten Entdeckungen des Jahres 2015 zählt Myhammer. Nach unserer Empfehlung Anfang Dezember 2015 bei 3,29 Euro ging es in der Spitze bis auf fast neun Euro nach oben (siehe BÖRSE ONLINE EXPRESS 50/15). Nahe des Höchstkurses hatten wir Neueinsteigern geraten, einen Rücksetzer abzuwarten. Der ist jetzt gekommen. Aktuell sind die Anteile des Handwerkerportals wieder für weniger als fünf Euro zu haben - ein gutes Einstiegsniveau, um an der bevorstehenden Wachstumsstory zu partizipieren. Bestätigt sich der operative Aufwärtstrend in den kommenden Quartalen, sind sogar zweistellige Aktienkurse möglich.
In puncto Planungssicherheit ist Helma Eigenheimbau das Nonplusultra am deutschen Aktienmarkt. Der Spezialist für individuelle Massivhäuser und nachhaltige Energiekonzepte hat jüngst eine neue mittelfristige Prognose vorgelegt. Wegen der prall gefüllten Auftragsbücher soll sich der Umsatz bis 2018 gegenüber 2015 auf 420 Millionen Euro verdoppeln. Die Marge auf Basis des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit) wird zwischen acht und elf Prozent erwartet. Damit könnte 2018 unterm Strich ein Ergebnis von bis zu 6,50 Euro je Aktie stehen. Angesichts dieser Aussichten bleibt die Aktie ein klarer Kauf.
Unser Wachstumsdauerbrenner Nanogate ist im Zuge des allgemeinen Ausverkaufs an den Börsen unter unseren Stoppkurs gefallen. Doch nun empfehlen wir den Neueinstieg. Das Systemhaus für Hochleistungsoberflächen erschließt mit seinen Technologien immer neue Anwendungsfelder. Ende April wird sich zeigen, ob die Gesellschaft ihre im November erhöhte Prognose für 2015 erreichen konnte. Der Umsatz sollte von 68,6 auf mindestens 84 Millionen Euro und das operative Ergebnis (Ebitda) trotz erheblicher Investitionen von 7,6 auf mehr als neun Millionen Euro zulegen.
Auf Seite 8: BÖRSE-ONLINE-DATENBANK - Hinweis in eigener Sache
BÖRSE-ONLINE-DATENBANK: Alle Zahlen im Blick
An der Börse gehört es zu den essenziellen Aufgaben der Anleger, sich über "ihre" Unternehmen stets auf dem Laufenden zu halten. Besonders wichtig sind die Prognosen für die Zukunft. Daher haben wir unsere Datenbank Deutsche Aktien auf den neuesten Stand gebracht. Der Statistikteil enthält ab sofort die 2017er-Gewinnprognosen für mehr als 500 deutsche Aktien. Der vordere Teil widmet sich ausführlich den 160 Unternehmen aus DAX, MDAX, SDAX und TecDAX. Im Anschluss finden Sie die neuesten Kennzahlen für rund 350 Small Caps. Eine ausführliche Version der Datenbank finden Sie auf unserer Internetseite. Die Excel-Version des Statistikteils, BO DATA INTERACTIVE, enthält sämtliche Werte der Printausgabe - und darüber hinaus viele zusätzliche Daten, die Ihnen bei der Aktienanalyse helfen. Mit der praktischen Sortierfunktion können Sie die Aktien individuell nach Ihren Wünschen filtern. BO DATA INTERACTIVE wird mehrmals wöchentlich aktualisiert. Als Abonnent können Sie jederzeit die aktuelle Excel-Datei vom Premiumbereich unter boerse-online.de herunterladen.