Dafür macht Adidas-Chef Kasper Rorsted nun beim Thema Profitabilität Dampf: Mittelfristig trauen sich die Franken in diesem Punkt nun mehr zu.
An der Börse wurde Adidas für Zahlen, Ausblick und Dividende gefeiert. Die Aktie legte zwischenzeitlich um fast zehn Prozent zu als größter Gewinner im Dax . Sie hatte allerdings seit ihrem Hoch im August letzten Jahres auch kräftig Federn gelassen, so dass Anleger nun zugriffen.
Konzernchef Rorsted sprach von einem "starken Jahr" für Adidas. China, Nordamerika und das Online-Geschäft seien Haupttreiber dieser Entwicklung gewesen. Auch das Sorgenkind Reebok ist inzwischen aus dem Gröbsten raus. "Wir haben die Blutung gestoppt", sagte Finanzvorstand Harm Ohlmeyer. Rorsted, der kurz nach seinem Amtsantritt im Herbst 2016 der Tochter ein Fitnessprogramm mit dem Namen "Muscle Up" verpasst hat, ist überzeugt, dass die über Jahre vernachlässigte Marke vor 2020 wieder profitabel sein wird.
Die Umsätze von Reebok zogen bereits 2017 mit Ausnahme von Nordamerika wieder an. Dort hatte der Konzern im vergangenen Jahr etliche unrentable Läden dicht gemacht, die Organisation gestrafft und die Produkte überarbeitet. Für mehr Erfolg bei den Frauen soll künftig Designerin Victoria Beckham mit eigenen Reebok-Modellen sorgen.
Konzernweit stiegen die Umsätze 2017 um 15 Prozent auf 21,2 Milliarden Euro an, angetrieben von einem starken Wachstum der Hausmarke Adidas und einer guten Nachfrage nach Laufschuhen und modischen Sneakers. Der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft verbesserte sich um ein gutes Viertel auf 1,35 Milliarden Euro und wäre ohne die Belastungen aus der US-Steuerreform bei 1,43 Milliarden Euro herausgekommen. Operativ legte Adidas um ein knappes Drittel zu und erreichte eine Marge von 9,8 Prozent.
Die Aktionäre sollen nun eine Dividende von 2,60 Euro je Aktie erhalten. Dies sind 60 Cent mehr als im Vorjahr und auch mehr als Analysten erwartet hatten. Bereits am Vorabend hatte der Konzern einen Aktienrückkauf über insgesamt bis zu drei Milliarden Euro angekündigt. "Es bringt nichts, das Geld auf der Bank zu lassen", erklärte Finanzvorstand Ohlmeyer den Geldregen an die Anteilseigner. Auch größere Zukäufe stünden in nächster Zeit nicht an. Gleichwohl will Adidas kräftig investieren. 900 Millionen Euro sollen dieses Jahr in die firmeneigene Infrastruktur, die Renovierung von Läden, den Ausbau der Firmenzentrale und die IT fließen. Die eigenen Strukturen hätten zuletzt nicht mehr mit dem Wachstum mitgehalten, sagte Rorsted.
Nachholbedarf sieht der Konzernchef weiter in Nordamerika. Dort komme Adidas noch nicht auf 15 Prozent Marktanteil wie in den meisten anderen Ländern. Die Region zählt neben China zu den stärksten Wachstumstreibern. Adidas wuchs dort 2017 währungsbereinigt um gut 27 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Die amerikanischen Wettbewerber Nike und Under Armour hatten zuletzt geschwächelt, was nicht nur an dem stärker werdenden Konkurrenten aus Deutschland, sondern auch am schwierigen und von Einzelhändler-Pleiten geprägten US-Markt lag. "Wir kommen natürlich von einer ganz anderen Basis, haben aber auch viel richtig gemacht mit den Produkten, die wir eingeführt haben", erklärte Rorsted den Erfolg. "Wir verstehen derzeit wohl den US-Konsumenten besser."
Die gesamte Sportartikelbranche profitiert derzeit von einem wachsenden Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung und davon, dass Menschen sportliche Mode im Alltag tragen. 2018 steht zudem die Fußballweltmeisterschaft in Russland an, von der sich Adidas als Hauptsponsor einen Schub verspricht. Bereits im vierten Quartal haben die ersten Bestellungen für das Event die Umsätze nach oben getrieben. Auch sein Digital-Geschäft will der Konzern weiter ausbauen.
Im laufenden Jahr soll der Gewinn auf bis zu 1,7 Milliarden Euro steigen und die Marge auf bis zu 10,5 Prozent zulegen. Beim Umsatz traut sich der Konzern ein währungsbereinigtes Plus von etwa 10 Prozent zu. Anders als im Vorjahr sollen die Regionen Westeuropa und Lateinamerika aber nicht mehr zwei-, sondern nur noch einstellig zulegen.
Die mittelfristigen Gewinnziele hob Adidas an. Bis 2020 soll der Gewinn nun jährlich im Schnitt um 22 bis 24 Prozent steigen, bei einem Umsatzwachstum von 10 bis 12 Prozent pro Jahr. Bei der operativen Marge hofft Adidas bis 2020 auf bis zu 11,5 Prozent. Ein Kritikpunkt von Analysten war stets, dass Rivale Nike profitabler als Adidas ist. Die Lücke bei der Marge zu schließen, werde aber nur gelingen, wenn Adidas in den USA noch größer werde, sagte Finanzvorstand Ohlmeyer.
dpa-AFX