Kräftige Zuwächse in fast allen Weltregionen überstrahlten im Sommer die Sorgen von Adidas in Russland, in Nordamerika und im Golfgeschäft. Auch die Skandale bei den Fußballverbänden Fifa und DFB konnten dem Sponsor Adidas nichts anhaben. "Dank unserer hervorragenden Performance in den ersten neun Monaten erreichen wir die Ziellinie für 2015 viel schneller, als wir erwartet haben", erklärte Vorstandschef Herbert Hainer am Donnerstag.
Hainer plant nun im Gesamtjahr höhere Umsätze und Gewinne als bisher und rechnet im kommenden Jahr mit ungebremstem Wachstum. Die lange Zeit von Geschäftsproblemen und enttäuschten Erwartungen gebeutelte Aktie setzte am Donnerstag ihre Aufholjagd fort. Der Kurs kletterte um mehr als neun Prozent auf knapp 90 Euro. Damit setzten sich die Titel nicht nur an die Spitze des Leitindex Dax>.GDAXI>. Sie erreichten auch mit ihrem größten Tagesgewinn seit fast sieben Jahren den höchsten Stand seit Beginn des Krisenjahrs 2014.
Im dritten Quartal legte der Umsatz um fast 18 Prozent auf knapp 4,8 Milliarden Euro zu - obwohl bereits im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres die Fußball-WM und Räumungsverkäufe aufgrund der Wirtschaftskrise in Russland und der Probleme im Golfgeschäft die Einnahmen in die Höhe getrieben hatten. Zugpferd war nun erneut die Kernmarke Adidas mit Fußball-Trikots und -Schuhen sowie Straßenkleidung. Der Überschuss kletterte im Sommer um zehn Prozent auf 311 Millionen Euro.
Beide Beträge kamen selbst für Branchenexperten überraschend, die Adidas deutlich weniger Wachstum zugetraut hatten. Auch Nike und der Branchendritte Puma hatten zuletzt von guten Geschäften berichtet. Puma veröffentlicht am Freitag ausführliche Zahlen. Nike ist mit einem Jahresumsatz von zuletzt umgerechnet 28 Milliarden Euro fast doppelt so groß wie Adidas. Puma liegt mit drei Milliarden Euro im vergangenen Jahr weit abgeschlagen dahinter.
Bei Adidas legte sogar die angeschlagene Golfsparte zu, die der Konzern zuletzt als Sanierungsfall eingestuft hatte. Der Umsatz stieg währungsbereinigt um mehr als sechs Prozent, mit Rückenwind durch den starken Dollar sogar um 15 Prozent. Weil in den USA immer weniger Menschen der früheren Trendsportart nachgehen, hat Hainer bei TaylorMade-adidas Golf bereits Einschnitte in Aussicht gestellt.
"Wir machen große Fortschritte beim Umbau", sagte Hainer nun und kündigte den Abbau von rund 200 Stellen an, überwiegend in Großbritannien. Ein Verkauf der Golfsparte oder von Teilen davon steht unverändert im Raum: Eine Bilanz der strategische Überprüfung dieses Geschäfts solle erst Anfang des kommenden Jahres gezogen werden, sagte Hainer.
Gegenwind erwartet Adidas zunehmend von der Dollar-Stärke, die die Kosten in die Höhe treibt: Im kommenden Jahr dürften negative Währungseffekte die positiven überwiegen, sagte Finanzvorstand Robin Stalker. Der Dollar ist die Einkaufswährung der Branche, die die meisten Waren bei Zulieferern in Asien fertigen lässt. Die Wechselkursentwicklung trifft die Ausrüster stets verzögert, weil sie für den Einkauf vorab feste Kurse vereinbaren. Im laufenden Jahr überwiegt für Adidas noch die positive Seite der Dollarstärke, weil die Einnahmen aus dem wichtigen US-Markt direkt in Euro umgetauscht werden.
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Einschätzung der Redaktion
Die Geschäftszahlen bestätigen den Aufwärtstrend bei Adidas. Der Konzern profitiert vom guten Umfeld für die Sportartikelindustrie. Weil immer mehr Menschen auf ihre Gesundheit achten, steigt die Nachfrage nach Sportbekleidung und Ausrüstung. In der Vergangenheit aber hat Adidas das Potenzial nicht ausgereizt. Um sich im Konkurrenzkampf gegen Branchenriesen Nike und kleinere Rivalen wie Under Armour und Puma besser zu behaupten, hat Adidas Marketing, Produktentwicklung und Vertrieb neu organisiert. Der Härtetest für die neue Strategie kommt im kommenden Jahr, wenn Adidas in den USA Fortschritte machen muss.
Probleme bringen Währungsverschiebungen. Für Adidas ist der starke Dollar eine Belastung, da viele Kosten in US-Währung abgerechnet werden. Die Dynamik im operativen Geschäft spricht dennoch für weiter steigende Kurse. Charttechnisch liegt die nächste Hürde beim Rekordhoch von 93 Euro aus dem Januar 2014.
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Sven Parplies