Das "Wall Street Journal" berichtete, dass eine Investorengruppe den Franken Reebok für einen überraschend hohen Preis abkaufen wolle. Während Adidas eine Stellungnahme ablehnte, äußerten sich Branchenexperten skeptisch, dass ein solches Geschäft zustandekommt.
Der Zeitung zufolge steckt eine Gruppe um den Finanzinvestor Jynwel Capital aus Hongkong und Staatsfonds des arabischen Emirats Abu Dhabi hinter dem Plan. Sie bereiteten ein Angebot über 2,2 Milliarden Dollar für Reebok vor, also umgerechnet 1,7 Milliarden Euro. Das wäre knapp ein Siebtel des Börsenwerts von Adidas insgesamt. Reebok erwirtschaftete zuletzt zehn Prozent der Konzernumsätze. Die Gewinne der einzelnen Marken weist Adidas nicht gesondert aus.
Die Interessenten seien der Ansicht, dass Reebok alleine besser aufgestellt sei, berichtete das Blatt unter Berufung auf nicht näher genannte Insider. Ein Sprecher von Jynwel Capital sagte lediglich, die Firma halte ständig Ausschau nach Investitionsmöglichkeiten.
Die Adidas-Aktie, die seit Jahresbeginn mehr als ein Drittel an Wert verloren hat, war in einem schwachen Gesamtmarkt zweitweise einziger Gewinner im Leitindex Dax. Sie legte um 4,5 Prozent zu. Der langjährige Adidas-Chef Herbert Hainer steht schon länger unter Handlungsdruck. Zuletzt gab es Spekulationen über einen Einstieg von Hedgefonds, denen nachgesagt wurde, sie wollten Reebok abspalten und Hainer absetzen. Der Konzernchef enttäuschte Anleger mehrfach, indem er wegen unerwartet großer Einbußen in Russland und den USA seine Umsatz- und Ergebnisziele verfehlte.
Hainer hatte den US-Sportausrüster Reebok 2005 ins Visier genommen und im darauffolgenden Jahr für 3,8 Milliarden Dollar gekauft. Seitdem wurden mehrere Teile abgespalten und anderen Konzernbereichen zugeschlagen. Reebok, seinerzeit auf die in den USA populären Sportarten American Football und Basketball spezialisiert, war lange Zeit das Sorgenkind des Konzerns. Nach einer Neuausrichtung auf den Fitnesssport erholte sich die US-Tochter jedoch in den vergangenen Quartalen. Adidas-Chef Hainer hat mehrfach betont, dass Reebok ein Hoffnungsträger sei. Die in den USA verwurzelte Marke soll nicht nur helfen, das schwächelnde Geschäft in Nordamerika wieder aufzumöbeln. Zugleich soll Reebok mit der Spezialisierung auf Fitness auch einen international wachsenden Markt beackern.
Analyst Cedric Lecasble vom Beratungshaus Raymond James rechnet deshalb nicht mit einem Verkauf von Reebok: "Ich glaube nicht, dass Adidas ein solches Angebot annehmen wird." Zu stark sei die US-Marke mittlerweile in den Konzern integriert, zu groß sei das Synergiepotenzial, das Adidas durch die Verschränkung mit den übrigen Firmenteilen noch heben könne. "Die Marke hat ihre schlimmsten Tage hinter sich." Jörg Philipp Frey von Warburg Research äußerte sogar Zweifel, dass ein Investor ein Angebot in dieser Höhe überhaupt auf den Tisch legen werde. "Aus Adidas-Sicht wäre das ein super Preis. Ob das Management darauf eingehen würde, ist der andere Pferdefuß. Das wäre für Adidas das Eingeständnis einer Niederlage."
Der einzige Anteilseigner, der bisher öffentlich gegen Hainer rebelliert hat, kassierte auf der Hauptversammlung eine Niederlage: Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment fand kein Gehör für seine Forderung, dem Management die Entlastung zu verweigern. Die Aktionäre stützten Vorstand und Aufsichtsrat mit rund 96 Prozent der Stimmen. Adidas hat keine dominierenden Anteilseigner - bisher ist kein Aktionär mit deutlich über fünf Prozent bekannt geworden.
Reuters