Auch im Falle einer Niederlage Deutschlands gegen Argentinien hätte Adidas Grund zur Freude gehabt. Denn anders als der US-Rivale Nike hat der deutsche Sportartikelhersteller beide Finalmannschaften komplett mit Shorts, Trikots und Schuhen ausgerüstet - mit Ausnahme von drei Spielern, die andere Läufer tragen durften.

Insgesamt hat Adidas allerdings nur neun Teams bei der WM ausgestattet, Nike dagegen zehn und Puma acht.

Dass der Werbeeffekt im Endspiel und der Sieg der Deutschen den Umsatz von Adidas nochmals ankurbeln dürfte, steht wohl außer Frage. "Unser Fußball-Umsatz liegt auf Rekordniveau", schwärmte bereits Adidas-Chef Herbert Hainer. Ob der Effekt aber auch den Aktienkurs langfristig beflügeln wird, ist nicht garantiert. Am Montag lag das Papier mit einem Plus von mehr als zwei Prozent an der Dax-Spitze. Doch am Dienstag verpuffte der WM-Effekt wieder: Nach kritischen Analystenkommentaren fiel die Aktie um 1,5 Prozent. Insgesamt hat der Anteilsschein während des Turniers vom 12. Juni bis 13. Juli sechs Prozent eingebüßt - den Kursgewinn vom 14. Juli mit eingeschlossen.

Die schlechte Performance steht im Einklang mit der ohnehin enttäuschenden Kursentwicklung der vergangenen Monate. Wie man an dem Chart erkennen kann, geht die Schere zwischen Adidas und Nike immer weiter auseinander. Bei den Deutschen herrscht ein deutlicher Abwärtstrend, bei den Amerikanern dagegen sieht es besser aus.

Auch im Langfristvergleich schneidet Adidas schlechter ab. In den Jahren nach der Lehman-Pleite und dem Ausbruch der weltweiten Finanzkrise liefen die Papiere fast immer den Anteilsscheinen von Nike hinterher. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Vergleich der Umsatz- und Gewinnzahlen. Auch hier konnte Adidas nicht mithalten.

Angesichts dieser gravierenden Unterschiede stellt sich die Frage, wie es mit beiden Aktien weitergeht. Wer macht künftig das Rennen - Adidas oder Nike? Und was sollten Anleger tun?

Um diese Fragen zu beantworten, hat BÖRSE ONLINE die Papiere miteinander verglichen. Zu diesem Zweck haben wir uns ausführlich mit den Einschätzungen der Analysten befasst. Über diese kann man sich zwar streiten, doch ignorieren sollte man sie nicht. Die Einschätzungen der Experten können bei der Anlageentscheidung helfen. Am Ende sollte sich aber jeder Anleger seine eigene Meinung bilden.

Auf Seite 2: Wie schätzen Analysten die Aktien ein?

Wie schätzen Analysten die Aktien ein?

Betrachtet man bei Bloomberg das aktuell durchschnittliche Rating aller Analysten, die ihre Einschätzungen während der letzten 12 Monate aktualisiert haben, fallen die Urteile zu den Aktien sehr ähnlich aus. Im Detail stecken jedoch feine Unterschiede.

Mit einem Konsensrating von knapp über 4 gelten beide Titel als "schwacher Buy". Dabei wird Nike etwas positiver bewertet als Adidas - was angesichts der hauchdünnen Differenz eigentlich kaum erwähnenswert ist. Im Gegensatz zu den Amerikanern können die Deutschen aber etwas mehr Kaufempfehlungen verzeichnen. Nike wiederum darf sich damit brüsten, auf keiner einzigen Verkaufsliste zu stehen. Von Adidas raten immer fast 20 Prozent der Analysten Papier ab. Auffällig ist auch das vergleichsweise große Lager der neutral gesonnenen Experten bei Nike, das sich auf mehr als 40 Prozent beläuft.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass es zwischen den Aktien - auf Basis des Konsensratings - kaum Unterschiede gibt. Beide Titel hinterlassen bei der Mehrheit der Analysten einen recht positiven Eindruck.

Erläuterungen: Quelle: Bloomberg, Stand 09.07.2014, 11.30 Uhr

Konsensrating: Aktuell durchschnittliches Rating aller Analysten, die während der letzten 12 Monate aktualisiert haben. (5= Buy, 4= schwacher Buy, 3= Hold, 2= schwacher Sell, 1= Sell).

Buys: Die Zahl der Analysten, die den Kauf des Wertpapiers empfehlen, und der Prozentsatz aller Analysten, die diese Empfehlung abgeben.

Holds: Die Zahl der Analysten, die empfehlen, das Wertpapier zu halten, und der Prozentsatz aller Analysten, die diese Empfehlung abgeben.

Sells: Die Zahl der Analysten, die den Verkauf des Wertpapiers empfehlen, und der Prozentsatz aller Analysten, die diese Empfehlung abgeben.

Um sich ein Gesamtbild von der Meinung der Analysten zu machen, reicht es allerdings nicht aus, sich auf den Status Quo zu konzentrieren. Man muss auch einen Blick darauf werfen, wie sich die Einschätzungen der Experten über einen längeren Zeitraum entwickelt haben. Daraus lassen sich am Ende eventuell Trends ableiten.

Auf Seite 3: Wie haben sich die Einschätzungen der Analysten entwickelt?

Wie haben sich die Einschätzungen der Analysten entwickelt?

Adidas und Nike haben durchaus einen Platz in den Depots der Anleger verdient, lautet das allgemeine Urteil der Analysten über beide Aktien.

Doch wurden die Titel auch vorher so betrachtet wie momentan? Wirft man einen Blick auf die Einschätzungen von vor einem Jahr, lautet die Antwort ja.

Die Konsensratings beider Aktien bewegen sich im Juli 2014 ungefähr auf dem gleichen Niveau wie im Juli 2013. Einziger nennenswerter Unterschied: Während Adidas ein paar Fans verloren hat, konnte Nike ein paar hinzugewinnen. Bei den Deutschen wanderten einige zuvor positiv und neutral gestimmte Experten ins Lager der Pessimisten ab. Bei den Amerikanern wurde das Gleichgewicht zwischen Kauf- und Halteempfehlungen hin zu den Kaufempfehlungen verschoben.

Lässt sich daraus ein Trend ableiten? Durchaus! Die Meinungen der Experten über Adidas verschlechtern sich - allerdings nur in leichtem Ausmaß. Diese Entwicklung hält bereits seit Dezember 2013 an. Zuvor hatte sich das Stimmungsbild noch leicht aufgehellt. Bei Nike dagegen ist schon seit Juli 2013 eine stetige Verbesserung zu erkennen. Seit vergangenem April gab es jedoch keine wesentlichen Änderungen.

Unterm Strich ist die Lage bei Adidas unruhiger. Das spiegelt sich auch im fallenden Aktienkurs wieder.

Auf den folgenden beiden Seite haben wir Chancen und Risiken gegenübergestellt, die Analysten bei beiden Sportartikelherstellern sehen.

Auf Seite 4: Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken bei Adidas?

Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken bei Adidas?

Auf Seite 5: Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken von Nike?

Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken von Nike?

Auf Seite 6: Wie viel Kurspotenzial trauen Analysten den Aktien zu?

Wie viel Kurspotenzial trauen Analysten den Aktien zu?

Analysten sehen bei Adidas deutlich höheres Kurspotenzial als bei Nike. Dem Dax-Papier trauen sie eine Wertsteigerung von fast einem Viertel zu, dem Dow Jones-Titel dagegen nur etwas mehr als ein Zehntel. Die Differenz lässt sich wohl durch den Erholungsbedarf nach dem Kursrutsch und das niedrigere Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von Adidas erklären. Letzteres liegt für 2015 bei schätzungsweise 14. Nike kommt dagegen auf ein KGV von 22.

12 M. Zielkurs: Konsens-Zielkurs (Währung)

Letzter Kurs: Stand 09.07.2014, 11:30 Uhr

Ertragspotential: Das zukünftige Renditepotential des Best-Konsens-Zielkurses und des letzten Kurses der Aktie.

LTM Rendite: 1-Jahresertrag des Wertpapiers

Zu den Analysten mit den höchsten Kurszielen für Adidas gehört Cedric Rossi von Bryan Garnier & Cie. Er sieht das Ende der Fahnenstange bei 98 Euro. Damit würde sich - auf Basis des aktuellen Kurses - eine Zuwachsquote von 27 Prozent ergeben.

Zu den Analysten mit den höchsten Kurszielen für Nike gehört Omar Saad von ISI Group. Er beziffert den Höchstwert auf 73,31 Euro. Das entspräche einer Zuwachsquote von 22,4 Prozent

Auf Seite 7: Fazit

Fazit

Grundsätzlich stehen Analysten den Aktien von Adidas und Nike in gleichem Maße positiv gegenüber. Beide Papiere werden als "schwacher Buy" eingestuft. Allerdings verliert das Dax-Papier seit dem Jahreswechsel langsam Anhänger, während Nike eine konstant große Fangemeinschaft besitzt.

Andererseits sehen Experten bei Adidas deutlich größeres Kurspotenzial als bei Nike.

Was die Chancen und Risiken betrifft, führen Analysten auf beiden Seiten Pro- und Contra-Punkte auf. Welche Punkte man schwerer gewichtet, bleibt wohl eine individuelle Sache.

Auf Seite 8: Was empfiehlt BÖRSE ONLINE?

Was empfiehlt BÖRSE ONLINE?

Adidas:

Laut Konzernchef Herbert Hainer wird Adidas 2014 "definitiv" erstmals mehr als zwei Milliarden Euro Umsatz mit Fußballprodukten erwirtschaften. Dennoch gehört die Aktie zu den Losern im Dax. In der ersten Jahreshälfte war das Papier mit einem Minus von 20,15 Prozent der zweitschwächste Wert im Leitindex. Da es an frischen Impulsen mangelt, besteht aktuell kein Handlungsbedarf. Beobachten/Halten.




Nike:

Nike hatte vor der Fußball-WM den Werbeetat kräftig aufgestockt, um dem Erzrivalen Adidas in dessen Bastion den Rang abzulaufen. Zwar hinterlassen die Kosten Spuren im Quartalsbericht, doch die Strategie geht scheinbar auf: Während Adidas währungsbereinigt zuletzt stagnierende Umsätze verbuchte, meldete Nike für März bis Mai 2014 ein Wachstum von 13 Prozent. Vor allem in Westeuropa brummt das Geschäft, weshalb das Management fürs laufende Quartal ein Umsatzwachstum im unteren zweistelligen Prozentbereich vorhersagt. Nach dem überzeugenden Zwischenbericht spricht alles dafür, dass Nike im Duell mit Adidas auch an der Börse in Führung bleibt. Kaufen.