Adidas habe "einen umfassenden Turnaround-Plan für sein Golfgeschäft initiiert", mit dem die Kosten gesenkt sowie Preise, Sonderaktionen und Handelsstrukturen überarbeitet werden sollen, sagte Hainer. Was dies für die Arbeitsplätze bedeutet, wolle er erst dann öffentlich sagen, wenn er mit den Mitarbeitern gesprochen habe. Zusammen mit der Investmentbank Guggenheim Partners würden nun Szenarien für die Zukunft des Golfgeschäfts ausgelotet. "Wir konzentrieren uns vor allem auf die Randmarken Ashworth und Adams", sagte Hainer.
Bereits im vergangenen Jahr war Hainer davon überrascht worden, dass immer weniger Freizeitsportler die Golfschläger schwingen. Der Markt, in dem sich der deutsche Konzern zum Branchenprimus aufgeschwungen und jahrelang satte Gewinne erwirtschaftet hatte, schrumpft. Der Umsatz der Golfsparte war bereits 2014 um 28 Prozent auf 913 Millionen Euro eingebrochen. Das waren sechs Prozent des Konzernumsatzes. Nun zerschlug sich auch die Hoffnung, dass Adidas die Sparte mit den im vergangenen Jahr angekündigten Kostensenkungen und Stellenkürzungen 2015 wieder auf Vordermann bringen kann.
Das Verkaufsszenario stieß bei Branchenexperten nicht auf ungeteilte Zustimmung. "Adidas sollte sein Golfgeschäft lieber selbst restrukturieren, als es jetzt zu verkaufen, wo es einen Tiefpunkt erreicht hat", sagte Analyst Jörg Philipp Frey von Warburg Research.
Sein Kollege Peter Steiner vom Bankhaus Lampe sieht dagegen Argumente für eine Trennung: "Eine Konzentration auf das Kerngeschäft dürfte vom Markt positiv wahrgenommen werden", sagte Steiner. Er könne sich eine Reihe von Interessenten vorstellen, darunter Käufer aus der Branche in Asien sowie Finanzinvestoren. Einen Einstieg der großen Konkurrenten wie Nike, Puma, Under Armour oder dem Golfspezialisten Callaway halte er hingegen für unwahrscheinlich.
WACHSTUMSZIELE BEKRÄFTIGT
Weil die Kernmarken Adidas und Reebok kräftig zulegten, übertraf der Konzern aus Herzogenaurach im abgelaufenen Quartal sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn die Erwartungen an der Börse. Hainer bekräftigte auch seine Wachstumsziele für das Gesamtjahr. "Die unerwartet schwache Entwicklung unseres Golfgeschäfts gefährdet nicht unseren Ausblick für Umsatz und Ergebnis", betonte der Vorstandschef. Die Aktie war mit einem Plus von einem Prozent einer der größten Gewinner im Leitindex Dax.
Die Erlöse wuchsen im zweiten Quartal um 15 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro. Der stärkste Rückenwind kam freilich von der Euro-Schwäche - ohne diesen Einfluss wuchsen die Umsätze um fünf Prozent. Der Währungseffekt ist auch eine Hypothek für das kommende Jahr: Während der hohe Dollarkurs jetzt die Erlöse aus dem großen US-Markt nach dem Umtausch in Euro sprudeln lässt, werden aus dem gleichen Grund die in Dollar abgerechneten Einkäufe für Adidas im kommenden Jahr teurer, wie Finanzchef Robin Stalker erklärte. Der Betriebsgewinn stieg um acht Prozent auf 234 Millionen Euro, der Überschuss legte um gut ein Prozent auf 146 Millionen Euro zu.
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Unsere Einschätzung zur Aktie
Die Geschäftszahlen von Adidas waren insgesamt gut. Umsatz und operativer Gewinn lagen leicht über Analystenschätzung, die Marge war etwas schlechter als erwartet. Der Einbruch der Golfsparte TaylorMade ist ernüchternd. Das Geschäft macht aber weniger als sieben Prozent des Konzernumsatzes aus. Insgesamt dürften die Quartalszahlen den Aufwärtstrend der Aktie bestätigen. Trotz einiger Probleme im Konzern dürfte Adidas von einem insgesamt positiven Umfeld für die Sportartikelbranche profitieren. Charttechnisch steht die Aktie kurz vor einem wichtigen Widerstand, dem Jahreshoch bei 78 Euro. Ein Durchbruch dürfte nicht im ersten Anlauf, mittelfristig aber gelingen. Kursziel: 85 Euro. Stopp: 64 Euro.
Von Sven Parplies