Mit den Quartalszahlen die Erwartungen übertroffen, doch der Ausblick enttäuscht sehr. Auf diesen Kurzen Nenner lassen sich die jüngsten Zahlen des Sportartikel-Riesen Nike zusammenfassen. Die Aktie verliert im vorbörslichen US-Handel gut vier Prozent. Die Konkurrenten Adidas und Puma nehmen's jedoch gelassen.
Der hat am Donnerstag nach US-Börsenschluss Zahlen zum im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2022/23 vorgelegt. Dank der kräftigen Erholung des China-Geschäfts (Umsatz plus 16 Prozent) konnte der größte Adidas-Rivale die eigenen Wachstumserwartungen und die Prognosen der Analysten übertreffen.
Der Q4-Umsatz lag von März bis Ende Mai mit 12,8 Milliarden Dollar weltweit um fünf Prozent über dem Vorjahresniveau, teilte Nike mit. Analysten hatten im Schnitt nur mit 12,6 Milliarden gerechnet, Nike selbst hatte stagnierende Umsätze in Aussicht gestellt. Vor allem der Absatz von Sportschuhen wie dem "Air Jordan" und dem "LeBron 20" boomte, während der Verkauf von Sportkleidung stagnierte.
Umsatz rauf, Gewinn runter
Im Gesamtjahr steigerte Nike den Umsatz um zehn Prozent auf 51,2 Milliarden Dollar, getrieben vom Direktgeschäft über das Internet – obwohl Währungseffekte das Ergebnis belasteten. Die hohen Lagerbestände und der daraus folgende Druck auf die Margen ließ aber den Nettogewinn um 28 Prozent auf 1,03 Milliarden Dollar oder 66 Cent je Aktie schmelzen. Das war etwas stärker als erwartet. Die Bruttomarge sank von 46,0 auf auf 43,6 Prozent, lag damit ebenfalls etwas höher als Experten befürchtet hatten.
Trotz der Preissenkungen legten die Lagerbestände leicht auf 8,5 Milliarden Dollar zu. Fast alle großen Sportartikelhändler hatten in der Corona-Pandemie angesichts wackliger Lieferketten zu viel Ware bestellt, die jetzt nur mit Rabatten loszuschlagen ist.
Nike-Aktie unter Druck
In vielen Ländern – auch in Nordamerika, dem größten Markt für Nike – erschweren es die maue Konjunktur und die Inflation den Händlern zusätzlich, die Ware loszuschlagen. Das Wachstum fiel dort mit fünf Prozent im Schlussquartal so niedrig aus wie in keinem der drei Quartale zuvor.
Anleger senkten nach Betrachtung des Gesamtpakets den Daumen. Der Aktienkurs von Nike fiel im nachbörslichen New Yorker Handel um vier Prozent im Vergleich zum Schlusskurs an der Wall Street. Im deutschen Freitags-Handel verliert die Nike-Aktie etwa dreieinhalb Prozent.
Adidas und Puma mit Kurssteigerungen
Auch die beiden deutschen Sportartikel-Hersteller Adidas und Puma gerieten im frühen deutschen Handel nach dem dürftigen Nike-Ausblick unter Druck. Beide erholen sich aber deutlich und legen zum Xetra-Schluss vom Donnerstag gut zwei Prozent zu.
Ein Blick auf den Kursverlauf seit Jahresanfang zeigt eindeutig die Adidas-Aktie im Vorteil. Adidas kämpfte zuletzt in China mit heftigem Gegenwind und zusätzlich mit dem Aus für die Partnerschaft mit dem Rapper Kanye West. Vor allem der Wechsel an der Vorstandsspitze im Herbst 2022 sorgt jedoch wieder für frischen Wind. Die Adidas-Aktie gehört mit einem Plus von 36 Prozent jedoch zu den besten DAX-Werten.
Bei Puma sieht es mit einem Minus von fast sechs Prozent anders aus. Nike-Aktien haben 2023 im Xetra-Vergleich sogar gut zehn Prozent verloren (siehe Chart).
Wer das größte Potenzial hat...
Schaut man nur auf die Charts, hat Adidas weiterhin gute Chancen, seinen Aufwärtstrend fortzusetzen. Die Puma-Aktie hat kürzlich mit der Überwindung des Abwärtstrends ein Kaufsignal gegeben. Das Kurspotenzial für den MDax-Konzern dürfte noch höher als beim großen 'Bruder' sein.
Das Analysehaus Jefferies hat die Einstufung für Puma SE nach den Nike-Zahlen von Nike auf "Buy" mit einem Kursziel von 65 Euro belassen. Die anhaltende Fokussierung des Konzerns auf die Maximierung der rabattlosen Verkäufe biete einen hilfreichen Hintergrund für den deutschen Sportartikel-Hersteller, schrieb Analyst James Grzinic in einer Studie. Adidas belässt er auf "Hold" mit einem Kursziel von 175 Euro. In der Vorwoche hatte Deutsche Bank Research die Einschätzung für Puma auf "Buy" mit einem Kursziel von 75 Euro belassen.
Bei der Nike-Aktie hat sich das Chartbild im Mai weiter eingetrübt. Positiv wäre zu werten, wenn der US-Kurs die Zone 120 bis 125 Dollar (etwa 110/115 Euro) nachhaltig überwindet.
BÖRSE ONLINE hat für Adidas ein Kursziel von 185 Euro ausgegeben, für Puma sieht die Redaktion Potenzial bis 80 Euro und für Nike von 130 Euro. Das prozentual größte Kurspotenzial liegt also bei Puma. Vielleicht reicht es irgendwann auch wieder zur Rückkehr in den DAX...
(Mit Material von Reuters und dpa-AFX)
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