Adler Group hat am Samstag trotz des Versagungsvermerks des Abschlussprüfers KPMG Geschäftszahlen für das vergangene Jahr vorgelegt. Damit sollen die Berichtspflichten gemäß den Bedingungen ausstehendes Anleihen erfüllt werden, wie die Gesellschaft mitteilte.
Um ihre hohen Schulden abzubauen, hatte die Adler Group Ende 2021 und Anfang 2022 Immobilien in größerem Umfang verkauft, etwa an die Beteiligungsgesellschaft KKR sowie an den Konkurrenten LEG. Wegen der vielen Verkäufe rechnet Adler nun mit einem deutlichen Rückgang des operativen Ergebnisses (FFO 1) im laufenden Jahr, und zwar auf 73 bis 76 Millionen Euro. 2021 war dieser um 28 Prozent auf 137,1 Millionen Euro.
Fast 1,2 Milliarden Euro Verlust
Unter dem Strich stand 2021 für die Anteilseigner von Adler indes ein Verlust von knapp 1,2 Milliarden Euro, nach plus 191 Millionen Euro vor einem Jahr. Dabei verweist das Unternehmen unter anderem auf "Auswirkungen einer Wertminderung von Geschäfts- oder Firmenwerten im Zusammenhang mit dem Erwerb der Consus Real Estate AG in Höhe von 1,08 Milliarden Euro. Grund seien gestiegene Baukosten und eine deutliche Reduzierung des erwarteten Projektentwicklungsvolumens.
Zuvor hatte Adler mitgeteilt, dass der Wirtschaftsprüfer KPMG nicht in der Lage sei, ein abschließendes Prüfungsurteil abzugeben. KPMG habe einen sogenannten Disclaimer of Opinion (Versagungsvermerk) für den Konzernabschluss und Einzelabschluss 2021 angekündigt.
Wirecard-Jäger warnte bereits 2021
Im Dauerstreit um ihr Berichtswesen ist das eine schwere Schlappe für das SDAX-Unternehmen. Adler hatte sich erst vor einer Woche nach einer KPMG-Sonderprüfung als von den Vorwürfen der Investmentfirma Viceroy des Leerkäufers Fraser Perring als entlastet bezeichnet.
Zwar seien in der Dokumentation und in der Abwicklung einiger Transaktionen Mängel festgestellt worden, die Sonderprüfer hätten hingegen keine Beweise dafür gefunden, dass es systematisch "betrügerische oder die Gesellschaft ausplündernde Transaktionen mit angeblich nahestehenden Personen" gegeben habe, hatte Adler mitgeteilt.
Viceroy, der auch den insolventen Finanzdienstleister Wirecard früh mit Veröffentlichungen unter Druck gesetzt hatte, hatte gegen Adler erstmals Anfang Oktober vergangenen Jahres schwere Vorwürfe erhoben - unter anderem mit Blick auf die Bewertung von Immobilien-Projekten. Der Aktienkurs war daraufhin stark unter Druck geraten.
Die Adler Group hat ihren rechtlichen Sitz in Luxemburg und ihren operativen Hauptsitz in Berlin. Das Unternehmen war aus dem Zusammenschluss von Ado Properties, Adler Real Estate und dem Berliner Projektentwickler Consus Real Estate entstanden. Ado Properties hatte hierbei Adler Real Estate übernommen und dann Consus geschluckt.
Börse Online Einschätzung zur Adler-Aktie
Die Aktien der Adler Group stürzten bereits nach den Vorwürfen des Leerverkäufes von etwa 23 Euro im Sommer 2021 bis unter 10 Euro im Oktober ab. Nach einer zwischenzeitlichen Beruhigung bis auf 14 Euro Mitte März sackte der Aktienkurz zuletzt wieder massiv ab. Am Montag beträgt der Verlust zum Xetra-Schluss am Freitag bei 7,24 Euro mehr als 45 Prozent auf das neue Allzeittief 3,95 Euro.
Börse Online hatte die Adler-Aktie bereits im Herbst 2021 zum Verkauf empfohlen. Auch wenn es in den kommenden Wochen nun zu Hoffnungs-Kursaufschwüngen kommen dürfte, sollten Anleger dem Treiben von der Seitenlinie aus zuschauen. Meiden!
mmr mit dpa und rtr