Adobe gilt als Vorreiter bei der Umstellung auf das mittlerweile von vielen Softwareunternehmen praktizierte Abo-Geschäftsmodell. Dadurch wurden hohe Einmalerlöse beim Kauf von Softwarelizenzen durch monatliche Abo-Zahlungen ersetzt und Erträge aufgrund der regelmäßigen Zahlungen besser planbar. Diese Umstellung scheint dem Unternehmen nach anfänglichen Schwierigkeiten mittlerweile geglückt zu sein. Die Kalifornier haben zudem einige Programme im Angebot, die vom Trend zum Home-Office profitieren. Beim vor drei Monaten erfolgten Quartalsbericht überraschte das Management positiv, was der Aktie ein neues Rekordhoch eingebracht hat. Weil das Geschäft mit Firmenaufträgen und Beratungsleistungen aber bereits im Juni Bremsspuren aufgezeigt hatte, zog man die bisherige Prognose für das Gesamtjahr zurück. Nun darf man gespannt sein, ob sich die Unternehmensführung am Abend eine neue Prognose zutraut. Das im Mai zu Ende gegangene zweite Quartal fiel mit einem Umsatzwachstum in Höhe von rund 14 Prozent p.a. auf 3,13 Milliarden Dollar und einem Anstieg des Nettogewinns um 74 Prozent auf 1,1 Milliarden US-Dollar besser als erwartet aus.¬

Die meisten Analysten erwarten im dritten Quartal lediglich einen leicht rückläufigen Gewinn pro Aktie. Aktuell liegt der Konsens der Analystenprognosen (Quelle: FactSet Research) bei 2,41 Dollar pro Aktie (Q2: 2,45 Dollar) und für Q4 bei 2,64 Dollar, wobei hier die Schätzungen relativ weit auseinander gehen und somit mit Vorsicht zu genießen sind. Hinsichtlich der ausgesprochenen Analystenurteile überwiegt bei der Adobe-Aktie derzeit ganz klar der Optimismus. Unter den insgesamt 27 abgegebenen Einschätzungen stufen 17 Aktienexperten den Softwaretitel als Kauf ("Buy") ein, während zwei Analysten zum Übergewichten ("Overweight") raten. Außerdem sprechen sieben Analysten ein neutrales Rating ("Hold") aus und lediglich einmal wird zum Verkauf ("Sell) der Aktie geraten. Die ausgesprochenen Kursziele reichen von 375 bis 575 Dollar, woraus sich ein Mittelwert von 478,90 Dollar errechnet (aktuell: 485,91 Dollar).

Charttechnik: Trendbegrenzung gefährdet


Wie viele andere US-Technologieaktien überzeugt auch Adobe seit einigen Monaten durch ein hohes Maß an relativer Stärke, wenngleich das Anfang des Monats erzielte Rekordhoch bei fast 500 Dollar mittlerweile signifikant unterschritten wurde. Eine wichtige Erkenntnis aus der Corona-Krise dürfte sein, dass die Digitalisierung dadurch deutlich beschleunigt wurde. Da der Softwaretitel sein Vor-Corona-Niveau gegenwärtig um 100 Dollar übertrifft, sollten Investoren diesen Sachverhalt auf jeden Fall positiv honorieren. Auf lange Sicht überzeugte der Aktienkurs übrigens durch eine Verzwanzigfachung innerhalb von zehn Jahren. Vor allem in den Jahren 2018, 2019 und 2020 mussten besonders kräftige Kursschübe nach oben verdaut werden. Aus charttechnischer Sicht befindet sich der Titel aktuell auf Tuchfühlung mit der unteren Begrenzung des seit Frühjahr gebildeten Aufwärtstrends. Außerdem ist im Bereich von 430 bis 440 Dollar eine markante Unterstützungszone angesiedelt, die es in den kommenden Wochen zu verteidigen gilt. Anfang September trübte sich das Marktsentiment vor allem durch ein Verkaufssignal beim Timingindikator Relative-Stärke-Index ein. Dieser rutschte nämlich unter die Marke von 70 Prozent ab und bewegt sich nunmehr mit 51 Prozent in der neutralen Zone. Als besonders beeindruckend kann man aber auch den Umstand werten, dass die 200-Tage-Linie seit über fünf Jahren bergauf tendiert. Chartisten nutzen dies gerne als Trendfolgesignal.