Allerdings wurden auch nur gut 14 Prozent der Aktien verkauft, dem Unternehmen selbst floss durch den Börsengang kein Kapital zu. Dennoch kann sich die Bilanz sehen lassen: Zwölf Jahre nach der Gründung wird der Zahlungsdienstleister bereits mit etwa 14 Mrd. Euro bewertet. Auch bei den Großinvestoren dürften die Sektkorken geknallt haben. Neben Singapurs Staatsfonds Temasek sind unter anderem auch Twitter-Chef Jack Dorsey, Linkedin-Mitgründer Reid Hoffman sowie Facebook-Chef Mark Zuckerberg mit von der Partie.
Milliarden-Schwelle im Visier
Die Wachstumsstory fällt ähnlich wie bei Wirecard beeindruckend aus: Auf allen Kontinenten arbeiten rund 800 Mitarbeiter in 15 Büros. Im vergangenen Jahr wickelte Ayden bereits ein Zahlungsvolumen von 108 Mrd. Euro ab. Beim Umsatz knackten die Niederländer erstmals die Milliarden-Dollar-Schwelle, nach etwa 660 Mio. Euro in 2016. Unter dem Stich blieb ein Nettogewinn von 71 Mio. Euro. In den ersten drei Monaten setzte sich die Entwicklung fort: Der Umsatz legte um knapp 50 Prozent zu, der Nettogewinn sogar um 70 Prozent. Bleibt das Wachstumstempo ungebrochen, könnten die Erlöse 2020 die Schwelle von zwei Mrd. Euro übertreffen.
Adyen ist schon jetzt sehr gut aufgestellt. Mehr als 250 Zahlungsmethoden stehen im Schaukasten und können von Kunden in ihrer Website eingebunden werden. Händler sind dabei nicht auf eine lokale Software angewiesen, sondern arbeiten entweder über eine Terminal-Schnittstelle oder greifen auf die Cloud-Lösung zurück. Unter anderem nutzen bereits Facebook, Uber, Groupon, Netflix, Linkedin, Spotify, Superdry und easyJet die Leistungen des Fintech-Überfliegers. Demnächst ersetzt Adyen bei eBay sogar den bisherigen Zahlungsabwickler PayPal. Mehr als nur ein Prestigeerfolg.
Bisher läuft es für die Niederländer wie aus dem Bilderbuch. Und die Perspektiven könnten kaum besser sein. Das Bezahlen via Smartphone steht in vielen Ländern wie in Deutschland noch am Anfang. Schätzungen zufolge machte 2017 weltweit der Online-Vertriebsweg am gesamten Handel lediglich zehn Prozent aus. In den kommenden drei Jahren könnte die Quote gerade im Mobile-Segment deutlich steigen. Adyen würde davon kräftig profitieren. Auf der anderen Seite ist das Geschäft der Zahlungsdienstleister auch sehr margenschwach. Deshalb versuchen viele Anbieter, mehrere Aufgaben in der Abwicklung zu übernehmen. Dazu zählen das Risikomanagement, die Buchung auf dem Konto und natürlich die sichere Abwicklung des Zahlungsvorgangs.
Gerade im Hinblick auf die Wertschöpfungstiefe ist Wirecard nach Meinung von Warburg Research etwas besser aufgestellt und bietet mehr Dienstleistungen an. Zudem könnte sich die Kundenstruktur von Adyen als nachteilig erweisen: Die zehn größten Kunden repräsentieren rund ein Drittel des Umsatzes, während Wirecard eine hohe Anzahl an kleinen Händlern bedient. Mit dem Börsengag dürfte die Medienpräsenz und damit Bekanntheit von Adyen aber spürbar steigen, hier besteht mittelfristig viel Fantasie. Allerdings fällt die Bewertung bereits sehr sportlich aus. Warburg Research sieht das 2019er-KGV bei rund 100, während Wirecard mit einem Faktor von 40 bewertet wird.
Auf Seite 2: Empfehlung der Redaktion
Empfehlung der Redaktion
Nach dem imposanten Börsendebüt ist die Aktie von Adyen auf dem aktuellen Niveau ein sehr heißes Eisen. Das breite Angebot von Zahlungsmethoden und die Liste namhafter Kunden sprechen vor dem Hintergrund der spannenden Wachstumsperspektiven für den Wert. Allerdings sind mit dem Kurssprung auch viele Vorschusslorbeeren eingepreist. Mutige Trader, die auf dem aktuellen Niveau bereits einsteigen wollen, setzen mit kleinen Summen auf den Bull-Schein HX2LN0, der Kursveränderungen um den Faktor 4,1 verstärkt. Das Papier hat keine Laufzeitbegrenzung und wird mit einem Spread von rund 0,5 Prozent angeboten. Alternativ empfiehlt es sich, auch vor dem Hintergrund der oft schwächeren Sommerwochen, erst einen Rücksetzer abzuwarten und anschließend günstiger einzusteigen.
Basiswert |
Adyen |
---|---|
Kurs Basiswert |
470 EUR |
Produkt |
Knock out Bull |
WKN |
HX2LN0 |
Emittent |
UniCredit |
Fälligkeit |
Endlos |
Hebel |
4,1 |
Basispreis |
360 EUR |
Knock Out |
360 EUR |
Kurs Zertifikat |
11,42 EUR |
Spread |
0,5 % |
Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins Index-Radar. Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast bei n-tv und dem Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD).