Seit Sommer 2020 steigen die Preise von Agrarrohstoffen. Der Food Price Index der Welternährungsorganisation FAO, der die Kosten von Grundnahrungsmitteln verfolgt, hat seitdem rund ein Drittel zugelegt. Der Index nähert sich aktuell dem Niveau seines letzten Peaks im Jahr 2011.
Die Folgen sind weltweit spürbar - an der Supermarktkasse in München, viel mehr aber noch auf den Märkten in Malawi, Madagaskar oder einem beliebigen anderen Entwicklungsland. Aufgrund der vielfältigen Disruptionen durch die weltweiten Corona-Beschränkungen ist nach FAO-Daten die Zahl der Menschen, die keinen adäquaten Zugang zu Nahrungsmitteln haben, bereits 2020 um 320 Millionen auf insgesamt 2,4 Milliarden gestiegen. Diese Zunahme ist so hoch wie in den vorangegangenen fünf Jahren zusammen. Mit den explodierenden Preisen dürfte sich die Situation noch verschärfen.
Zwar deutet sich bei einigen Faktoren, die für die Preissteigerungen verantwortlich waren, eine vorsichtige Entspannung an. So hatte Chinas hektischer Wiederaufbau der weltgrößten Schweineherde nach Massenschlachtungen wegen der afrikanischen Schweinepest eine enorme Nachfrage nach Futtergetreide ausgelöst, die sich langsam normalisiert. Die Störungen in der internationalen Transportlogistik sollten ebenfalls, wenn auch langsam, abflauen. Neues Ungemach droht aber für die kommende Saison: Die hohen Energiekosten werden auf die Düngemittelpreise durchschlagen. Zudem beziffern Meteorologen die Wahrscheinlichkeit für eine weitere "La Niña"-Konstellation, die typischerweise Dürren in Süd- und Nordamerika mit sich bringt, auf 70 bis 80 Prozent. Im laufenden Jahr hat La Niña unter anderem ein Viertel der Kaffeeernte in Brasilien zerstört.
Spekulation und Transformation
Es ist eine Frage der persönlichen Einstellung, ob Anleger auf die Preisentwicklung bei Agrarrohstoffen spekulieren wollen. Wegen der möglichen Auswirkungen auf Nahrungsmittelpreise haben sich viele Banken und Investoren aus dem Bereich zurückgezogen. Eines der wenigen Produkte, das die Preisentwicklung von Agrarrohstoffen abbildet, ist der WisdomTree Agriculture EUR Daily Hedged ETC (ISIN: DE 000 A1N ZLJ 4).
Moralisch unverfänglicher und langfristig aussichtsreich sind Fonds, die auf eine nachhaltige Transformation der Lebensmittelproduktion setzen. Darunter fallen beispielsweise der Pictet Nutrition (ISIN: LU 036 653 434 4) oder der Rize Sustainable Future of Food ETF (ISIN: IE 00B LRP QH3 1). Erst vor wenigen Tagen haben am Rand der UN-Vollversammlung mehr als 150 Länder angekündigt, in den kommenden fünf Jahren Milliardensummen in eine umweltverträgliche Verbesserung der Nahrungsmittelproduktion zu investieren.