Die Air-Berlin-Aktie verlor nach den Berichten am Montag erneut deutlich an Wert. Bis zur Mittagszeit ging es für die Titel an der Frankfurter Börse 6,16 Prozent auf 1,768 Euro nach unten. Damit war das Papier mit Abstand schwächster Wert im SDAX. Die Gesellschaft hatte als Grund für die erneute Verschiebung der Bilanzvorlage vergangene Woche angeführt, dass sie an Maßnahmen für eine Rekapitalisierung arbeite. Damit sollten Eigenkapital und Liquidität gestärkt werden.
Air Berlin erwägt nun rechtliche Schritte gegen den Anlegerschützer Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Dieser hatte laut "Berliner Zeitung" (Samstag) den Verdacht geäußert, dass die Gesellschaft ihre Bilanz absichtlich zurückhalte, weil eine akute Insolvenzgefahr bestehe. "Air Berlin verstößt hier ganz klar gegen die Berichtspflichten", zitierte die Zeitung den SdK-Mann. Der Fall dürfe nicht ohne Konsequenzen bleiben.
Der Anlegerschützer forderte die Finanzaufsicht Bafin auf, Air Berlin näher zu untersuchen und das Unternehmen mit Strafzahlungen zu belegen. Die Aufseher sähen allerdings keinen Handlungsbedarf, hieß es. Jede Aktiengesellschaft habe bis Ende April Zeit, um ihren Jahresabschluss vorzulegen, sagte eine Bafin-Sprecherin der Zeitung. Diesen Zeitrahmen hatte auch Air Berlin genannt.
Ein Sprecher des Unternehmens wies Kunerts Vorwürfe zurück. "Die Behauptungen von Herrn Kunert sind falsch und unserer Meinung nach geschäftsschädigend", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Das Unternehmen schließe deshalb juristische Schritte nicht aus. Air Berlin verstoße nicht gegen die im Handelsgesetzbuch geregelten Publizitätspflichten. "Zudem verfügt das Unternehmen über ausreichend Liquidität und hat darüber hinaus weiteren Spielraum durch ein noch nicht in Anspruch genommenes Anteilseignerdarlehen."
Die Bundesregierung fasst Air Berlins Zukunftspläne laut "Handelsblatt" nur mit "spitzen Fingern" an. Das Unternehmen müsse nachweisen, dass seine Kontrolle in deutscher oder europäischer Hand bleibe, zitiert die Zeitung politische Kreise. Medienberichten zufolge prüft Air Berlin den Abschied von der Börse. Dabei solle die arabische Fluggesellschaft Etihad ihren Anteil von knapp 30 Prozent auf 49,9 Prozent aufstocken. Die übrigen Anteile sollen einige der übrigen Gesellschafter übernehmen, allen voran Firmengründer Hunold.
Irritiert zeigt sich die Regierung laut "Handelsblatt" über die Konstruktion der angeblich geplanten GmbH, deren Top-Anteilseigner zwei Personen sein sollen. Es gebe den Verdacht, dass die beiden stellvertretend für Etihad investierten, um vorzugeben, dass die Airline weiter mehrheitlich in deutscher Hand bleibe. Die Mehrheit der Europäer ist notwendig, da viele Verkehrsrechte davon abhängen. Hunold wies die Vorwürfe der Zeitung zufolge zurück.
Air Berlin ist seit Jahren angeschlagen. Das Eigenkapital war zuletzt aufgebraucht, der Schuldenberg lag bei mehr als 800 Millionen Euro. Vorstandschef Wolfgang Prock-Schauer hatte im November trotz Sparanstrengungen einen Verlust für 2013 angekündigt - es wäre der fünfte Fehlbetrag in sechs Jahren. Analysten rechnen mit einem operativen Minus von 110 Millionen Euro. Unter dem Strich dürfte der Fehlbetrag mit 175 Millionen Euro noch größer ausfallen.
dpa-AFX