Wie immer im Januar zeigen wir auf www.boerse-online.de auch 2017 wieder die aktuell heißesten Trends in den wichtigen deutschen Indizes. Heute kommt der MDAX unter die Lupe - auch wenn es zahlreiche spannende Papiere gibt, sollten Anleger nicht blind kaufen. Selbst unter den Titeln mit Aufwärtstrends ist Vorsicht angebracht, denn manchmal sind die Kurse bereits schon zu weit gelaufen, der Börsenexperte spricht dann von einer Überhitzung - eine Korrektur droht.

Das so genannte Stockpicking - also die Selektion von Aktien anstatt eines Investments in den gesamten Index - ist daher auch im MDAX ein wichtiges Werkzeug, um die Performance des Depots zu steigern. Besonders spannend sind daher Papiere, in die aktuell messbar Kapital fließt - die aber noch nicht heiß gelaufen sind. Dies lässt sich mit statistischen Mitteln gut anhand von Daten vergangener Rallys überprüfen.

Um nachvollziehbar zu erläutern, wie wir die aktuellen Favoriten ermittelt haben, starten wir mit einem Blick auf die tabellarische Übersicht aller MDAX-Mitglieder, unterteilt in die drei technisch entscheidenden Beurteilungsfaktoren Tendenz, Trend und Relative Stärke (erstellt in Kooperation mit dem größten deutschen Börsenstatistik-Magazin "Index Radar").

Die Tendenz signalisiert, ob die Aktie in den vergangenen Tagen zu schnell gestiegen oder gefallen ist (schwarzer Punkt weit rechts oder links von der Mittellinie), und zeigt damit eine kurzzeitige Erholungschance oder Korrekturgefahr (schwarzer Punkt im grünen/roten Extrembereich). Dabei gelten für jede Aktie individuell festgelegte Grenzwerte.





Der Trend zeigt, ob der Durchschnittskurs der vergangenen Tage sowie Wochen stabil nach oben steigt - kleinere Pausen werden dabei nicht gleich als Trendwendesignal gewertet, sondern mit einem komplexen mathematischen Filter ausgeblendet. Damit werden häufige Trendwechsel und damit Fehlsignale minimiert.



Die Relative Stärke signalisiert, welches Papier momentan im Index am meisten Kapitalzuflüsse erhält, und wie der Rang in den Vorwochen war. Interessant sind Aufsteiger, gefährlich wird es dagegen für Papiere, die schon lange einen Top-Platz haben, und absturzgefährdet sind.

Spannend für Investoren sind somit vor allem Aktien, die auf den ersten Rangplätzen der Relativen Stärke notieren, gleichzeitig aber - vor allem auf Wochensicht - noch keine überhitzte Tendenz aufweisen. Damit scheidet der Relative-Stärke-Spitzenreiter Wacker Chemie beispielsweise wegen Überhitzung aus, er wird erst nach einer Konsolidierung wieder interessant. Papiere mit zu kurzer Kurshistorie, wie Covestro, gilt es aus analytischer Sicht ebenfalls zu meiden - es liegen noch zu wenig Daten über das "normale" Trendverhalten dieser Aktien vor. Anstatt auf Erfahrung, basieren Investitionen dann nur auf Zufall.

Zum Glück gibt es jedoch zahlreiche interessante Alternativen, deren Kursverlauf wir im Folgenden detailliert analysieren. Die Charts auf den nächsten Seiten zeigen für die Top 5 aus dem MDAX wichtige horizontale Kaufzonen (Unterstützungen) und Verkaufzonen (Widerstände) sowie den populären 200-Tage-Durchschnitt (violett), an dem die Kurse häufig drehen. Auf Seite 2 starten wir mit Aareal Bank.

Auf Seite 2: Aareal Bank 





Aareal Bank





Die Aareal Bank-Aktie hat sich vom 2015er-Crash fast vollständig wieder erholt und hat mit dem Sprung zurück über 35 Euro ein mittelfristiges Kaufsignal geliefert. Aktuell pausiert der Kurs auf hohem Niveau, ohne dass Gewinnmitnahmen aber zu einer stärkeren Korrektur führen - dies ist ein Zeichen für eine hohe Relative Stärke, also Stabilität im Vergleich zum Marktdurchschnitt. Notierungen oberhalb des 200-Tage-Durchschnitts bei aktuell rund 31,70 sind Kaufkurse. Auch auf aktuellem Niveau können erste Teilpositionen aufgebaut werden, da die Aktie gemessen an historischen Rallys noch nicht überhitzt ist. Das Rekordhoch bei 41,60 ist mittelfristig erreichbar.

Auf Seite 3: Airbus





Airbus





Die Airbus-Aktie gehört ebenfalls zu den MDAX-Titeln mit hoher Relativer Stärke, ohne aber bereits maßlos überhitzt zu sein: Aktuell notiert die Aktie rund 18 Prozent oberhalb ihres 200-Tage-Durchschnitts (violette Kurve), Werte jenseits von 30 Prozent werden in Rallys regelmäßig erreicht. Für eine kurze Pause im Aufwärtstrend sorgt nun allenfalls der durch Zwischenhochs der Vorjahre gebildete Widerstand um 66/68,50 Euro. Vorsichtige Anleger warten einen Ausbruch über diese Hürde als weiteres Kaufsignal ab, mutige Investoren nutzen durch die charttechnische Barriere verursachte Rückschläge dagegen bereits zum vorzeitigen Aufbau erster Teilpositionen - mit entsprechend höherem Risiko, aber auch höheren Gewinnchancen durch mehr Potenzial.

Auf Seite 4: Hugo Boss





Hugo Boss





Nach dem steilen Absturz im Jahr 2015 folgte in 2016 eine lehrbuchreife Bodenbildung. Inzwischen hat das Papier seinen 200-Tage-Durchschnittskurs (violett) wieder nach oben überwunden. Käufe jenseits dieses Mittelwerts sind oft ein Signal für eine Beruhigung. Ein weiteres positives Zeichen stellt der Anstieg an den Widerstandsbereich um 62 Euro dar, der kurzzeitig sogar bereits überwunden wurde. Spätestens nach einem Wochenschlusskurs oberhalb dieser Marke ist der Weg nach oben frei, optimistische Anleger bringen sich bereits jetzt mit ersten Teilpositionen in Stellung, denn bereits jetzt steigt das Papier in der Relative Stärke-Rangliste deutlich an - ein Signal für Kapitalzuflüsse in den vergangenen Wochen. Überhitzt ist die Aktie dennoch bisher nicht: In Rallys klettert der Kurs regelmäßig um bis zu 25 Prozent über seinen 200-Tage-Mittelwert, woraus sich Potenzial bis jenseits der 68er-Marke ableitet. Im Chart selbst ist sogar erst um 74 Euro eine schwächere, und um 90 Euro eine stärkere Hürde erkennbar.

Auf Seite 5: K+S





K+S





Es gibt nur wenige Papiere im MDAX mit höherer Relativer Stärke als K+S, diese sind jedoch alle maßlos überhitzt. Bei K+S sind zwar nach dem steilen Anstieg der Vormonate ebenfalls kurzfristige Korrekturen möglich, die Aktie weist jedoch einen positiven Trend auf solange sie ihren 200-Tage-Durchschnitt und die gleichzeitig knapp darüber liegende horizontale Wendezone bei 20,0/20,50 Euro nicht wieder unterschreitet. Schon vorher, um 22/23 Euro, zeigte sich bei den jüngsten Schwächeanfällen wieder eine gesteigerte Nachfrage. Das Interesse der Investoren verwundert nicht, denn bis zur nächsten, im Kursbild erkennbaren Hürde um 27,50 Euro ist noch jede Menge Luft - erst dann wäre die Aktie wieder reif für eine starke Korrektur.

Auf Seite 6: Salzgitter





Salzgitter





Die Salzgitter-Aktie steht kurz vor einem Ausbruch über den seit 2013 etablierten Widerstandsbereich um 34,40/36,40 Euro. Ob diese Hürde im ersten Anlauf geknackt wird, oder erst noch eine Korrektur zurück in die Zone um 31,0/32,50 Euro erfolgt, muss sich noch zeigen. Selbst Gewinnmitnahmen bis zur 200-Tage-Durchschnittskurve um 29 Euro wären aber unkritisch für den weiteren Aufwärtstrend. Dieser sollte sich ungestört bis mindestens 41 fortsetzen können. Weitere Hürden, die langfristige Kursziele im Chart bilden, sind bei 46 bis 49 erkennbar. Anleger können kleinere Korrekturen zum Einstieg in erste Teilpositionen nutzen, ein Ausbruch über 36,40 auf Wochenschlusskursbasis wäre dann ein klares Kaufsignal, bei dem weiter aufgestockt werden kann.

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Andreas Büchler ist Herausgeber des Index Radar Magazins, der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Er ist zudem Gründer und Partner der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft für Börsenhandelssysteme.

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