Airbus zahlt für den Einstieg kein Geld, soll aber künftig Einkauf, Vertrieb, Marketing und Wartung für die Baureihe übernehmen, für die Bombardier seit 18 Monaten keinen neuen Auftrag bekommen hat. Auch eine Lösung für den Streit mit Boeing und der US-Regierung um Subventionen ist damit in Sicht.

Airbus-Chef Tom Enders sagte, der Konzern habe angeboten, die Bombardier-Maschinen, die an Fluggesellschaften aus den USA gingen, in seinem Werk im US-Bundesstaat Alabama zusammenbauen zu lassen. Damit unterlägen sie nicht den Strafzöllen von bis zu 300 Prozent, die in den USA drohten, sagte Bombardier-Chef Alain Bellemare. "Eine Montage in den USA kann das Problem lösen." Bisher findet die Endmontage in Mirabel bei Montreal statt. Er betonte aber, der Einstieg von Airbus sei keine Reaktion auf die Beschwerde von Boeing: "Wir machen das, weil es strategisch der richtige Schritt für Bombardier ist." Die Transaktion solle in sechs bis zwölf Monaten unter Dach und Fach sein.

Boeing kritisierte die Vereinbarung als "fragwürdiges Geschäft zwischen zwei staatlich subventionierten Firmen", mit dem ein Verfahren gegen Bombardier umgangen werden solle. Die US-Fluggesellschaft Delta Air Lines hatte bei Bombardier 75 CSeries bestellt. Boeing hatte sich daraufhin beschwert, dass die Kanadier die Maschinen durch Subventionen zu Dumping-Preisen verkaufen könnten. Delta will an seiner Bestellung festhalten.

"VON ANFANG AN EINE NUMMER ZU GROSS"



Bombardier hatte sechs Milliarden Dollar für die Entwicklung der CSeries ausgegeben. Dank der größeren Schlagkraft von Airbus im Verkauf könnte sich das Geschäft trotzdem lohnen. Vor allem in Asien, wo Bombardier noch kaum Fuß gefasst hat, erhoffen sich die Kanadier mehr Aufträge für die Passagiermaschine mit 110 bis 130 Plätzen. Die CSeries ist kleiner als die meisten Airbus-Maschinen. Bisher ist Korean Air der einzige Kunde in Asien. Bombardier hatte auch mit Unternehmen aus China über einen Einstieg in die CSeries verhandelt, um auf dem riesigen Markt voranzukommen, doch sie zögerten zu lange.

Nun kam Airbus zum Zug. Enders sagte, er rechne nach dem Einstieg mit rasch steigenden Verkaufszahlen. Durch die Partnerschaft könne sich der Wert der CSeries mehr als verdoppeln, erklärte Bombardier. "Es ist besser, 30 Prozent an einer sehr erfolgreichen Modellreihe zu haben als sich mit einer hochriskanten Baureihe abzuquälen, die vielleicht von Anfang an eine Nummer zu groß für sie war", sagte Luftfahrt-Analyst Richard Aboulafia von Teal Group.

Bombardier erwartet im Geschäft mit Passagierflugzeugen in diesem Jahr 400 Millionen Dollar Verlust, die Sparte soll aber 2020 schwarze Zahlen schreiben. Die Kanadier stecken mitten in einer auf fünf Jahre angesetzten Sanierung. Sie hatten sich mit der parallelen Entwicklung mehrerer Flugzeug-Baureihen übernommen und deshalb sogar den Gang in die Insolvenz erwogen. Die staatliche Investitionsgesellschaft der kanadischen Provinz Quebec war mit einer Milliarde Dollar in das "CSeries"-Programm eingestiegen. Mit dem Einstieg von Airbus lässt sie ihren Anteil nun auf 19 von 38 Prozent verwässern. Der neue Mitgesellschafter bekommt Optionen auf bis zu 100 Millionen Bombardier-Aktien. Die profitable Zug-Sparte von Bombardier hatte im Streben nach einem Bündnis mit Siemens unlängst gegen Alstom den Kürzeren gezogen.

Airbus-Aktien stiegen in Paris um 2,4 Prozent auf 78,92 Euro und pirschten sich an ihr Jahreshoch von 82,25 Euro heran.

ZWEITER ANLAUF

Für Airbus ist es der zweite Anlauf, bei Bombardier einen Fuß in die Tür zu bekommen. 2015 hatte Enders die Gespräche über einen Einstieg in die "CSeries" abrupt abgebrochen. Im August wurden sie wieder aufgenommen. Inzwischen sei die Baureihe auf dem Markt, zertifiziert und entwickele sich gut. "Das ist eine ganz andere Situation", sagte Enders. Kanadas Innovationsminister Navdeep Bains, der die Transaktion noch genehmigen muss, sagte, auf den ersten Blick verbessere die neue Partnerschaft die Erfolgsaussichten für die Flugzeug-Baureihe. Der Konzern erklärte, Stellenstreichungen oder -verlagerungen seien nicht geplant. Auch die Gewerkschaft Unifor zeigte sich zufrieden. "Letztlich haben die Maßnahmen der USA eine stärkere Bombardier geschaffen", sagte ihr Vorsitzender Jerry Dias.

In den Streit mit den USA hatte sich auch die britische Premierministerin Theresa May eingeschaltet und US-Präsident Donald Trump um Hilfe gebeten. Denn Bombardier ist der größte Industrie-Arbeitgeber im strukturschwachen Nordirland. Ihr Wirtschaftsminister Greg Clark sagte, es gehe nun darum, die Beschwerde von Boeing gegen Bombardier zusammen mit Kanada schnell beizulegen.

rtr