Egal ob Frankfurt, New York, Dubai oder Peking: An den globalen Flughäfen ist das Gewusel groß wie nie. Laut Zahlen der International Air Transport-Association (IATA) stieg die Zahl der weltweiten Passagiere 2017 erstmals über die Marke von vier Milliarden. Für das laufende Jahr rechnet die Branchenorganisation mit einer Zunahme auf 4,3 Milliarden. Bestätigt sich die Prognose, hätte das Passagieraufkommen seit dem Krisenjahr 2009 um nahezu drei Viertel zugenommen (siehe "Auf einen Blick", Seite 3).
Folgerichtig brummt das Geschäft bei den Fluggesellschaften. Mit einem erwarteten Nettogewinn von 34,2 Milliarden US-Dollar werden die Airlines laut IATA 2018 das neunte Jahr nacheinander schwarze Zahlen schreiben. "Das finanzielle Fundament der Industrie ist stark", schreibt der Verband in seinem Ausblick. Gleichwohl bremst ein Mix aus steigendem Ölpreis, Arbeitskämpfen und politischen Unsicherheiten Lufthansa & Co an der Börse seit geraumer Zeit aus.
Die Aktien von Flugzeugbauern und ihren Zulieferern sind dagegen schwer angesagt. Das gilt allen voran für Branchenprimus Boeing. Auf Sicht von zwölf Monaten hat sich der Dow-Jones-Titel um mehr als die Hälfte verteuert. Die Rally geht mit einer wahren Auftragsflut für das Unternehmen aus Seattle einher. In den ersten acht Monaten des Jahres sicherte sich Boeing Nettobestellungen für 581 Passagiermaschinen (siehe "Auf einen Blick").
Gefragter Flugzeugklassiker
Der absolute Verkaufsschlager ist die Boeing 737 MAX zu. Diese moderne Version des legendären Mittelstreckenflugzeugs verbraucht deutlich weniger Kerosin als vergleichbare Jets. Laut Boeing hat sich nie zuvor in der mehr als 100-jährigen Firmengeschichte ein Modell so gut verkauft. Gut ein Jahr nach der ersten Auslieferung liegen nahezu 4700 Bestellungen von mehr als 100 Kunden vor.
Das neue Modell treibt das Wachstum des Konzerns. Bei einem Umsatzplus von sechs Prozent verbesserte das Unternehmen den Gewinn im ersten Halbjahr um 40 Prozent. Aufhorchen ließ Boeing auch mit einem operativen Cashflow von 7,8 Milliarden US-Dollar - elf Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten 2017. Läuft alles optimal, könnte sich diese Summe laut Konzernchef Dennis Muilenburg bis Ende des Jahres knapp verdoppeln.
Ob es bei der Prognose bleibt, erfahren Anleger am 24. Oktober. Dann präsentiert Muilenburg die Zahlen für das dritte Quartal. Auch wenn der Topmanager die Wall Street kaum enttäuschen dürfte, stufen wir Boeing auf "Beobachten" herab. Der Large Cap hat das mehrmals erhöhte Kursziel überschritten. Nun zeigt die Aktie ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2019 von annähernd 22, womit sich das weitere Potenzial in Grenzen hält.
In Relation zum US-Branchenprimus handelt Airbus mit einem Bewertungsabschlag von rund 14 Prozent. Dafür gibt es einen plausiblen Grund: Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern befindet sich seit einigen Monaten in einem Seitwärtsflug. Als ein Bremsklotz für die Aktie gelten die Schwierigkeiten bei der neuen Version des A320. Wegen fehlenden Triebwerken kann Airbus die "neo"-Version nicht wie geplant ausliefern. Dagegen klappt beim Großraumflugzeug A350 der Programmanlauf. Noch hält Vorstandschef Tom Enders daher an dem Ziel fest, 2018 in Summe 800 Maschinen auszuliefern. Per Ende September hatte der Konzern 503 Jets an die Kundschaft übergeben. Bei einer Roadshow in Frankfurt sprach Enders vor Kurzem von Fortschritten beim A320neo.
Entscheidend ist, dass der Manager die Ziele für das Gesamtjahr bestätigt, wenn er am 31. Oktober den Neunmonatsbericht vorlegt. Dadurch könnte "Major Tom" bei der Airbus-Aktie für neue Schubkraft sorgen, ehe er nach der Hauptversammlung im nächsten Jahr den Steuerknüppel abgibt. Neben dem prall gefüllten Orderbuch - die Flugzeugproduktion ist für annähernd neun Jahre ausgelastet - spricht die Übernahme des C-Series-Programms von der kanadischen Bombardier über die kommenden Jahre für ein zweistelliges Gewinnwachstum. Hinzu kommt der bedauerliche, aber reale Umstand, dass auch die Militärsparte angesichts der instabilen weltpolitischen Lage mit guten Geschäften rechnen kann.
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Breit aufgestellte Zulieferer
Bereits am 25. Oktober gewährt MTU Aero Engines Einblick in den jüngsten Geschäftsgang. Obwohl die Münchner am PW1000G, dem "Problemantrieb" des A320neo, beteiligt sind, läuft das Geschäft gut: Nach dem ersten Halbjahr erhöhte der Triebwerksspezialist die Prognose. Vorstandschef Reiner Winkler peilt ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 640 Millionen Euro an. Damit würde das Unternehmen den operativen Gewinn um knapp zwölf Prozent steigern. Dem Konzernlenker zufolge entwickeln sich vor allem das zivile Ersatzteilgeschäft und die Instandhaltung besser als erwartet. "Wir gehen davon aus, dass dieser Trend anhält", sagte Winkler Ende Juli.
Schon jetzt spricht der Orderbestand dafür, dass der Höhenflug von MTU Aero Engines weitergeht. Per 30. Juni stapelten sich bei dem Unternehmen Aufträge in einem Rekordvolumen von 15,5 Milliarden Euro. Bei der International Airshow im britischen Farnborough kamen im Juli weitere 800 Millionen Euro dazu. Um die seit den wiederholten Empfehlungen von BÖRSE ONLINE aufgelaufenen Gewinne abzusichern, sollten Anleger den Stoppkurs bei dem MDAX-Highflyer nachziehen.
Voll aufgegangen ist auch der in Ausgabe 43/2017 abgegebene Kauftipp für Safran. Seither dehnte sich der Börsenwert des Euro-Stoxx-50-Mitglieds aus Frankreich um gut ein Drittel aus. Anfang September hat der breit aufgestellte Zulieferer - die Palette reicht von Triebwerken über Bremssysteme bis zur Kabinenausstattung - starke Halbjahreszahlen präsentiert. Gleichzeitig schraubte das Management die Prognose für 2018 nach oben. Nachdem die französische Staatsholding APE ein Aktienpaket verkauft hatte, kam der Large Cap zuletzt etwas zurück. Gerade für langfristig orientierte Anleger könnte daher der Zeitpunkt für ein Neuengagement in Safran günstig sein.