"Für mich sind das Denkkategorien aus dem 19. oder 20. Jahrhunderts", ergänzte er. "Wenn überhaupt, brauchen wir schlagkräftige europäische Firmenzusammenschlüsse." Eine nationale Konsolidierung der Branche könne vielleicht in Ausnahmefällen sinnvoll sein, folge aber eher einem politischen Reflex als unternehmerischer Einsicht.

Enders plädierte für höhere Verteidigungsausgaben, nicht nur in Deutschland, sondern in Europa. "Warum soll Europa als größter Wirtschaftsraum der Welt nicht in der Lage sein, zwei Prozent seiner Wirtschaftsleistung für Verteidigung auszugeben?", fragte er. Zugleich beklagte er ein gemessen am Nachbarland Frankreich ungünstiges Klima in Deutschland gegenüber der Branche. "In Deutschland bezeichnet es ein namhafter Minister als 'Schande', dass die heimische Rüstungsindustrie einigermaßen erfolgreich ist." In Frankreich sehe das dagegen ganz anders aus. Enders drohte: "Wenn man hierzulande in die Schmuddelecke gedrängt wird, muss man sich nicht wundern, dass die Unternehmen Konsequenzen ziehen."

Mit Blick auf Qualitätsprobleme und lange Verzögerungen bei Rüstungsvorhaben räumte Enders Versäumnisse der Unternehmen ein. "Wir tragen unser gerütteltes Maß an Verantwortung", sagte er. Beide Seiten, die Wirtschaft wie die Politik, hätten sich in der Vergangenheit überfordert und seien von Anfang an nicht ehrlich miteinander umgegangen, sondern hätten nur kurzfristige Ziele verfolgt. "Daran kann man viel verbessern", sagte Enders. Für große Rüstungsprojekte mit hohem technologischen Risikogehalt einen Festpreis zu vereinbaren, wie das in der Vergangenheit getan wurde, werde man nicht noch einmal tun.

Ein Expertenbericht für Verteidigungsministerin Ursula von Leyen hatte kürzlich massive Probleme und Verzögerungen von solchen Großvorhaben, wie etwa dem Airbus-Transportflugzeug A400M, aufgelistet. Zudem war darin beklagt worden, die Politik habe es durchweg nicht geschafft, auf eine Augenhöhe mit der Industrie ihre eigenen Interessen durchzusetzen.

Reuters