Dabei befindet sich Airbus insgesamt eigentlich im Aufwind. Im abgelaufenen Jahr verbuchte der Hersteller Aufträge über 1109 Verkehrsflugzeuge und damit 197 mehr als sein Konkurrent Boeing aus den USA. Zwar blieben die Amerikaner mit 763 Auslieferungen auch 2017 der weltgrößte Flugzeugbauer. Airbus gelang mit einer Steigerung von 688 auf 718 ausgelieferte Maschinen dennoch ein eigener Produktionsrekord. Im laufenden Jahr könnten es dann an die 800 Flugzeuge werden, sagte Brégier. Damit würde Airbus endgültig an Boeings Thron wackeln.
An der Börse sorgten die Nachrichten indes für wenig Bewegung. Für die Airbus-Aktie ging es am Morgen in Frankfurt um 0,22 Prozent abwärts. Allerdings hat sie nach einem guten Lauf 2017 auch im neuen Jahr schon mehr als acht Prozent an Wert gewonnen und erst in der vergangenen Woche den höchsten Stand ihrer Geschichte erreicht.
Noch im Herbst hatte die Airbus-Führung bezweifelt, die angepeilte Marke von gut 700 ausgelieferten Jets 2017 überhaupt zu schaffen. Grund waren vor allem technische Probleme beim Triebwerksbauer Pratt & Whitney, der Antriebe für den modernisierten Mittelstreckenjet A320neo beisteuert. Der zu United Technologies gehörende Hersteller musste technische Probleme an seinen neuen Hightech-Antrieben lösen. Die Triebwerke sind maßgeblich für den geringeren Treibstoffverbrauch der A320neo verantwortlich, der das Flugzeug für Fluggesellschaften attraktiv macht.
Letztlich gelang es Airbus in einem Kraftakt bis zum Jahresende 181 Exemplare der A320neo und der Langversion A321neo an seine Kunden zu übergeben. Geplant waren allerdings 200 Stück. "Ohne Triebwerke ist es ziemlich schwierig, Flugzeuge auszuliefern", sagte Brégier augenzwinkernd.
Insgesamt zeichneten die Mittelstreckenjets wie üblich für den Löwenanteil bei Aufträgen und Auslieferungen verantwortlich. Airbus verbuchte Bestellungen über 926 "neos" und 128 Jets aus der herkömmlichen A320-Modellfamilie. Für die zweistrahligen Langstreckenjets der Typen A330, A330neo und A350 kamen zusammen nur 57 Aufträge herein.
Beim weltgrößten Passagierjet A380 setzte sich das Trauerspiel der vergangenen Jahre fort. 2017 lieferte Airbus 15 Maschinen des Typs aus, verbuchte aber keine einzige Bestellung und kassierte obendrein zwei Stornierungen. Das A380-Auftragsbuch schrumpfte auf nur noch 95 Flugzeuge. Airbus will die Produktion in laufenden Jahr auf 12 Maschinen und im nächsten Jahr auf nur noch acht A380 herunterfahren. Der Konzern könne auf bis zu sechs Flieger pro Jahr heruntergehen, sagte Brégier.
Ohne eine neue Bestellung der Golf-Airline Emirates steht die A380 nach Aussage von Verkaufschef Leahy jedoch über kurz oder lang vor dem Aus. "Ganz ehrlich, wenn wir keinen Deal mit Emirates aushandeln können gibt es glaube ich keine andere Wahl, als das Programm zu beenden", sagte er. Emirates sei derzeit wahrscheinlich die einzige Airline im Markt, die für einen Zeitraum von acht bis zehn Jahren mindestens sechs Flugzeuge jährlich abnehmen kann. "Aber ich bin zuversichtlich, dass wir einen Deal mit Emirates aushandeln, und andere (Airlines) können dann noch Flugzeuge hinzufügen."
Als Grund führte Leahy wie schon seit langem das immense Wachstum des weltweiten Flugverkehrs an. So verdopple sich das Fluggastaufkommen alle 15 Jahre. "Aber man kann nicht die Zahl der Flüge nach Heathrow oder Charles de Gaulle verdoppeln", sagte er. Die Lösung könne nur in Flugzeugen wie der A380 liegen. Die Maschine kann in ihrer aktuellen Ausführung bis zu 853 Fluggäste befördern. Üblich sind etwa 544 Sitzplätze. Damit ist die A380 das größte Passagierflugzeug der Welt.
Boeings Konkurrenzmodell, der Jumbo-Jet 747-8, hat allerdings ähnliche Absatzprobleme. Er verkauft sich praktisch nur noch in der Frachtversion. Im Passagiergeschäft setzen Airlines inzwischen vor allem auf mittelgroße Langstreckenjets wie die Boeing 787 "Dreamliner" und den Airbus A350, die sich auch auf weniger stark gefragten Strecken rentabel einsetzen lassen. So sieht sich Airbus auf Kurs, von seinem jüngsten Spross A350 ab Ende 2018 monatlich zehn Exemplare auszuliefern. Im abgelaufenen Jahr waren es insgesamt 78 Maschinen.
Brégier und Leahy werden dann bei Airbus nicht mehr an Bord sein. So gibt der 67-jährige Leahy seinen Posten als Verkaufschef Ende Januar nach rund 24 Jahren an den bisherigen Rolls-Royce-Manager Eric Schulz ab. Brégier verlässt den Konzern im ersten Schritt eines Management-Umbaus im Februar. Sein Nachfolger an der Spitze des Verkehrsflugzeug-Geschäfts wird der bisherige Chef der Hubschrauber-Sparte Guillaume Faury./stw/sku/bgf/jha/