Bei Airbus wurden in 2019 so viele Flugzeuge bestellt wir nie zuvor. Trotzdem läuft es bei dem Flugzeugbauer nicht rund, wie die Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr belegen.
2019 verzeichnete der Konzern ein Minus von 1,36 Milliarden, nach einem Gewinn in Höhe von über drei Milliarden Euro im Vorjahresvergleich. Die Einigung zur außergerichtlichen Beilegung einer Bestechungsaffäre kostete das Unternehmen 3,6 Milliarden Euro. In Großbritannien und Frankreich hatte die Justiz schon seit 2016 wegen des Verdachts der Bestechung ausländischer Beamter sowie Geldwäsche gegen Airbus ermittelt. Dazu kommen noch Sonderbelastungen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro für den Militärtransporter A400M.
Gründe hierfür seien die zunehmend schlechten Exportaussichten für militärisches Gerät und insbesondere das Verbot von Rüstungsexporten nach Saudi-Arabien, so Airbus in einer Mitteilung am Donnerstag. Konkurrent Boeing machte wegen des Startverbots für die 737 MAX einen 640 Millionen Dollar schweren Verlust, nachdem der Konzern im Vorjahr noch ein Gewinn von fast 10,5 Milliarden Dollar zu verzeichnen hatte.
Beim bereinigten Betriebsergebnis blieb Airbus mit einer Steigerung um 19 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro unter den Erwartungen des Marktes. Analysten hatten hier im Schnitt mit fast acht Milliarden Euro gerechnet.
Die Dividende soll von 1,65 auf 1,80 Euro je Anteilsschein klettern. Analystenschätzungen lagen bei über zwei Euro je Aktie. Für das Geschäftsjahr 2020 geht das Luftfahrtunternehmen von einer Steigerung des um Sondereffekte bereinigten Betriebsgewinns auf 7,5 Milliarden Euro aus. Trotz der angekündigten Dividendenerhöhung zeigten sich Anleger von den Airbus-Zahlen enttäuscht. Im frühen Handel verlor der Titel über drei Prozent.
Airbus-Rüstungssparte unter Druck
Der militärische Zweig des Konzerns, Airbus Defence and Space, steht nach einem Gewinneinbruch von 935 auf 565 Millionen Euro vor großen Herausforderungen. Neben den Schwierigkeiten bei der Vermarktung des A400M, steht nun auch noch ein anderes Großprojekt auf der Kippe.
In den kommenden Wochen will Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer in über die Nachfolge des Kampfflugzeugs Tornado der Luftwaffe entscheiden. Dabei geht es um 90 Flugzeuge - ein Milliardenauftrag. Daher warnte der Betriebsratschef der Airbus -Rüstungssparte Thomas Pretzl vor einer Entscheidung für ein amerikanisches Konkurrenzmodell der Firma Boeing und gegen den Eurofighter. Mit dem Erwerb eines US-Modells riskiere man die Zukunft der europäischen Luft- und Raumfahrtindustrie, so Pretzl gegenüber dpa.
Auf dem zivilen Sektor hingegen steht Airbus glänzend dar. Nach dem Rekordjahr 2019 mit 863 ausgelieferten Flugzeugen, strebt der Konzern für 2020 rund 880 Maschinen an. Der Löwenanteil falle mit 642 Flugzeugen auf die Modellreihe des Mittelstreckenjets A320, so Airbus-Chef Guillaume Faury.
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Der Aktienkurs ist innerhalb eines Jahres von 100 auf aktuell rund 135 Euro gestiegen, damit liegt er knapp unter dem Allzeithoch von 138,50 Euro Ende Januar 2019. In den vergangenen acht Jahren hat sich der Kurs gar verfünffacht.
Obwohl Airbus im zivilen Bereich den Konkurrenten Boeing entthront hat, könnte sich die Rüstungssparte als Wachstumsbremse erweisen. Daher sehen wir wenig Potenzial für einen nachhaltigen Kursanstieg der Airbus-Aktie und setzen den Titel aktuell auf "Beobachten". Wer sich den Titel von Airbus dennoch ins Portfolio legen möchte, sollte den Stopp auf das Sechs-Monats-Tief von 113,50 Euro legen, mit Kursziel 147,00 Euro.