Im laufenden Hausse-Zyklus hat die Aktie der Airbus Group N.V. (WKN: 938914, 60,23 Euro) in der Spitze schon um fast 682 Prozent zugelegt. Das ist eine starke Bilanz, zumal damit seit März 2009 nicht nur der MDax geschlagen wurde, in dem der Luft- und Raumfahrtkonzern enthalten ist, der neben zivilen Flugzeugen wie dem A320 und A380 auch Hubschrauber sowie Kampfflugzeuge produziert. Abgehängt wurde in Sachen Performance damit vielmehr auch der Erzrivale Boeing.

Als kursbeflügelnd für den Aktienkurs erwies sich dabei neben der allgemeine Haussestimmung die Orderflut, welche den Flugzeugbauern in den vergangenen Jahren die Auftragsbücher füllte. Auch aktuell besteht in dieser Hinsicht noch kein Grund zum Klagen. Im ersten Quartal hat der US-Flugzeugbauer Boeing den europäischen Konkurrenten bei den Nettobestellungen für Passagierjets zwar geschlagen und auch bei den Auslieferungen hatte Boeing die Nase vorn. Während Boeing für das erste Quartal 110 Nettobestellungen verzeichnete, waren es bei Airbus neun weniger. Bei den tatsächlichen Auslieferungen lag das Kräfteverhältnis bei 184 zu 134 Flugzeugen. Dank einem gut verlaufenen Monat April hat Airbus zuletzt aber Boden gutgemacht. Bei den Auslieferungen lag Boeing zum Ende des Vormonats zwar noch immer mit 250 zu 196 vorne, doch bei den Nettobestellungen führt inzwischen Airbus mit 209 zu 128. Geholfen hat dabei vor allem eine Großbestellung der kolumbianischen Fluggesellschaft Avianca, die 100 Jets der A320-Familie bestellt hat.

Wie bereits angedeutet kann sich Airbus auch sonst nicht über fehlende Aufträge beklagen. Zum Ende des ersten Quartals belief sich der Orderbestand auf 955 Milliarden Euro. Das waren fast 100 Milliarden Euro mehr als ein Jahr zuvor. Neben dem allgemein regen Interesse der Kunden trägt dazu auch der schwache Euro bei, weil das den Europäern im Gerangel um Marktanteile mit den US-Konkurrenten zum Vorteil gereicht.



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Dividende soll weiter steigen

Insgesamt verbuchte Airbus in den ersten drei Monaten einen Gewinnanstieg von 80 Prozent auf 792 Millionen Euro. Allerdings war dafür der Verkauf von Anteilen am Flugzeugbauer Dassault Aviation verantwortlich, was einen Gewinn von 697 Millionen Euro einbrachte. Das Geschäft mit Flugzeugen und Hubschraubern warf dagegen weniger ab. Analysten zeigten sich mit den Ergebnissen trotzdem weitgehend zufrieden, obwohl der Umsatz wegen rückläufiger Flugzeug-Auslieferungen um fünf Prozent auf 12,1 Milliarden Euro gesunken ist. Beim operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern blieben bei herausgerechneten Sondereffekten mit 651 Millionen Euro sieben Prozent weniger hängen. Dabei wurde auch mit Hubschraubern weniger verdient und nur die Verteidigungssparte Airbus Defence & Space konnte beim Gewinn zulegen.

Die Kursreaktion auf die Zahlen fiel auch deshalb gelassen aus, weil die geringeren Flugzeug-Auslieferungen im Jahresverlauf wieder ausgebügelt werden sollen. Der Plan lautet jedenfalls nach wie vor, im Gesamtjahr die Zahl der Auslieferungen leicht über den Vorjahreswert von 629 Flugzeugen zu steigern. Den Prognosen sollen sich darunter auch rund 30 Exemplare des weltgrößten Passagierjets A380 befinden. Mit der Produktion des doppelstöckigen Flugzeugs soll zehn Jahre nach dem Erstflug des Modells erstmals Geld verdient werden. Im Plan gesehen wird vom Vorstand auch der jüngste Großraumjet A350, von dem in den ersten drei Monaten nur ein Exemplar ausgeliefert wurde. Insgesamt sollen 2015 rund 15 Jets dieses Typs an die Kunden gehen, für den bei der Ergebnisvorlage 780 Bestellungen vorlagen.

Für das Gesamtjahr geht der Vorstand von einem steigenden operativen Gewinn aus und es wird auch über weitere Beteiligungsverkäufe, wie etwa die an dem Hersteller von Rohrsystemen für die Luftfahrt-Technik PFW Aerospace gehaltenen Anteile nachgedacht. Auf dieser Basis ist dann auch eine erneute Anhebung der Dividende möglich, wobei der Hauptversammlung am 27. Mai bereits für das Geschäftsjahr 2014 eine Anhebung der Ausschüttung von 0,75 Euro auf 1,20 Euro je Aktie vorgeschlagen werden soll. Das hören die Aktionäre ebenso gerne wie die Möglichkeit eines Aktienrückkaufprogramms, über das im Herbst im Zuge einer Überprüfung der Kapitalsituation entschieden werden soll. Angedacht ist der Rückkauf von bis zu zehn Prozent der eigenen Aktien und finanziert werden könnte dieses Vorhaben durch den Gewinn aus dem Verkauf von Beteiligungen.

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Anleger freuen sich bereits auf einen Aktienrückkauf

Die Chancen, dass es tatsächlich zu einem Aktienrückkauf kommen wird, stehen derzeit nicht schlecht. LBBW-Kreditanalyst Stefan Maichl sieht die Liquiditätslage jedenfalls auf einem für das kapitalintensive Geschäftsmodell notwendigen sehr hohen Niveau: 17,3 Milliarden Euro an liquiden Mitteln, 7,8 Milliarden Euro an Finanzverbindlichkeiten und eine nicht in Anspruch genommene Kreditlinie von drei Milliarden Euro listet er auf. Nicht unerwähnt bleiben sollten allerdings auch Pensionsrückstellungen, die zum Ende des ersten Quartals auf 8,9 Milliarden Euro ach 8,3 Milliarden Euro Ende 2014 gestiegen sind. Trotzdem macht laut Maichl die Ankündigung aber Sinn, die Kapitalallokation erst Ende 2015 zu überprüfen. Denn dann sei der Produktionshochlauf des A350 erfolgt und der Übergang zum A320neo sowie die Desinvestitionen weiter fortgeschritten. Die drei genannten Voraussetzungen für den Start des auf der kommenden Hauptversammlung zur Genehmigung anstehenden Aktienrückkaufs sind auch laut Management auf einem guten Weg, erfüllt zu werden.

Auf Basis der Ende April gültigen Marktkapitalisierung errechnet Maichl bei der maximal angestrebten zehnprozentigen Rückkaufquote ein Volumen der Transaktion von bis zu 5,1 Milliarden Euro. Der Rückkaufpreis soll auf 85 Euro je Aktie limitiert werden, was zu einem maximalen Transaktionswert von ca. 6,7 Milliarden Euro führt. Demgegenüber stehen im Zeitraum 2015 - 2016 geschätzte Cashzuflüsse aus dem Portfolioumbau in der Division Airbus Defence & Space und dem Anteilsverkauf an Dassault Aviation in Höhe von rund sechs Milliarden Euro. "Nach unserer Sicht dürfte der Aktienrückkauf deshalb die Credit Metrics nicht wesentlich schwächen und damit keinen Ratingdruck auslösen", so Maichl. Da ein Einzug der aufgekauften Aktien geplant sei, habe dies auch Einfluss auf die Aktionärsstruktur. Der das Kreditrating positiv beeinflussende Staatsanteil könnte von 26 Prozent auf knapp 29 Prozent steigen, jedoch in Summe damit weiterhin unter der Schwelle von 30 Prozent bleiben. Unklar sei, ob die 2012 vereinbarte Beteiligungshöchstgrenze von 28 Prozent das Volumen des Aktienrückkaufs begrenzt.

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Anspruchsvolle Bewertung

Nicht zuletzt die Meldungen über den Aktienrückkauf haben der Aktie im April zu weiteren Rekorden verholfen. Zuletzt ist die Notiz wie der Gesamtmarkt aber auch dem steilen mittelfristigen Aufwärtstrendkanal herausgefallen. Charttechnisch betrachtet hat sich die Ausgangslage damit zunächst etwas eingetrübt. Auch fundamental gesehen muss konstatiert werden, dass der Titel nach dem Gipfelsturm nicht mehr wirklich günstig bewertet ist. So beträgt das geschätzte KGV für 2016 immerhin 17,3. Das ist nicht nur absolut gesehen anspruchsvoll, sondern auch deshalb als relativ hoch einzustufen, weil nach einem für 2015 erwarteten Gewinnanstieg von rund 20 Prozent auf 3,60 Euro 2016 mit einem Gewinnrückgang auf 3,49 Euro gerechnet wird. Nicht unerwähnt bleiben sollte auch, dass Airbus gegenüber Boeing einen Bewertungsaufschlag aufweist, denn das 2016er-KGV beträgt bei dem US-Konkurrenten etwas tiefere 15,7.

Um das erreichte Bewertungsniveau auch angesichts des oftmals sehr zyklischen Geschäfts zu rechtfertigen, muss man schon etwas weiter in die Zukunft blicken und davon ausgehen, dass nach dem in diesem und im kommenden Jahr den Gewinn belastenden Produktionshochlauf des A350 und der Modellwechsel beim A330 anschließend tatsächlich das mittel- bis langfristige als hoch eingeschätzte Ertrags- und Cash-Flow-Potenzial erschlossen werden kann. Hilfreich wäre es natürlich auch, wenn der Dollar stark bleiben würde und sich nach ausgelaufenen Währungsabsicherungen der daraus resultierende Effekt stärker positiv auf das Geschäft durchschlägt. Wie wichtig Währungseinflüsse sind, zeigt sich auch daran, dass J. P. Morgan jüngst das Kursziel für Airbus von 72 auf 69 Euro gesenkt hat, weil Analyst David Perry in seinem Bewertungsmodell nun wieder von einem etwas stärkeren Euro ausgeht.

Fazit: Zusammengefasst drängt sich derzeit keine Veränderungen bei der auf Beobachten lautenden Börse Online-Einstufung der Airbus-Aktie auf. Handlungsbedarf gibt es auf der Long-Seite erst prozyklisch bei einem Sprung über das Schlussrekordhoch von 65,74 Euro, denn dann darf die jüngste Konsolidierung als abgeschlossen betrachtet werden. Auf der Short-Seite bietet sich dagegen eine Wette bei einem Fall unter das März-Tief von 58,81 Euro an.

Was Unternehmensnachrichten angeht, gilt es zunächst vor allem zwei Termine zu beachten. Zunächst die Hauptversammlung am 27. Mai und die Angaben zum Geschäftsverlauf, die der Vorstand da abgeben wird. Sehr wichtig ist außerdem die Luftfahrtmesse Paris Air Show, die im Juni stattfindet, dann bei dieser Veranstaltung wird mit der Bekanntgabe neuer Aufträge gerechnet.