Flugzeugbauer Airbus hat im Streit mit dem Großkunden Qatar Airways vor Gericht einen weiteren Zwischensieg errungen. Ein britisches Gericht wies den Antrag der Airline auf eine einstweilige Verfügung am Donnerstag zurück, wonach Airbus Auslieferungen an die staatliche Fluggesellschaft stoppen solle. Qatar Airways muss also weiter Airbus-Maschinen vom Typ A350 abnehmen und bezahlen, selbst wenn der juristische Streit weitergeht. In den kommenden Jahren stehen eine handvoll Auslieferungen des Typs an. Das ist bereits die zweite Schlappe für die Golf-Airline.

Erst Ende April hatte ein britisches Gericht Airbus erlaubt, die Bestellung der Airline über 50 Mittelstrecken-Jets des Typs A321neo zu kündigen. Demnach darf Airbus die von Qatar Airways bestellten Maschinen dieser Reihe an andere Kunden verkaufen. Die staatliche Fluggesellschaft des arabischen Emirats Katar müsse sich benötigte Flugzeuge stattdessen anderweitig besorgen. Die Airline hatte dazu bereits einen Vertrag mit dem Airbus-Konkurrenten Boeing unterzeichnet.

Im Grundsatz geht es in dem Streit nicht um die viel gefragten A321neo-Jets, sondern um Lack- und Oberflächenschäden an Langstreckenjets vom Typ Airbus A350, die die Airline nun weiter abnehmen muss.

Qatar Airways hatte im Dezember gegen den europäischen Hersteller wegen der Mängel Klage in London eingereicht. Airbus hält die Probleme hingegen für nicht sicherheitsrelevant, wollte die Mängel aber beheben. Qatar Airways gehört zu den wichtigsten Airbus-Kunden. Das Unternehmen hat 53 Maschinen der A350-Reihe in der Flotte und weitere 23 bestellt.

Großer Hubschrauber-Auftrag


Am vergangenen Montag hat der Flugzeugbauer noch einen Hubschrauber-Großauftrag der US-Armee im Wert von potenziell mehr als 1,5 Milliarden Dollar an Land gezogen. Es handele sich um einen Folgevertrag, der die Lieferung von Ersatzteilen, Material und technischer Unterstützung für die gesamte UH-72A- und UH-72 B Lakota-Flotte der Armee mit 482 Nutz- und Schulungshubschraubern vorsehe, teilte Airbus mit.

Der sogenannte CLS-Vertrag mit der U.S. Army sei der größte leistungsbezogene Vertrag dieser Art für Hubschrauber von Airbus weltweit. Die US-Armee setzt die Modelle UH-72A und UH-72B für viele Missionen ein, darunter die Drogenbekämpfung und Einsätze an der Südwestgrenze für die Nationalgarde der Armee.

Einschätzungen zur Airbus-Aktie


Die Aktie von Airbus SE (ex EADS) gewinnt am Donnerstag-Mittag fast drei Prozent auf 107,80 Euro und gehört im gut behauptetem DAX damit zu den Tagessiegern.

Die US-Bank JPMorgan hatte das Kursziel für Airbus kürzlich mit 180 Euro bestätigt. Analyst David Perry empfiehlt in einer Studie zum europäischen Luftfahrt- und Rüstungssektor Aktien aus diesem Bereich zu erwerben. Zum Flugzeugbauer Airbus schrieb er, dass das Papier in einem "mehrjährigen Sweet-Spot" sei. Die finanzielle Entwicklung von Airbus sei am stärksten, wenn drei Faktoren zusammen kämen: steigende Volumina bei Schmalrumpf-Flugzeugen, ein im Vergleich zum Euro starker US-Dollar und das Fehlen größerer neuer Entwicklungsprogramme. Dies sei nun alles gegeben.

Auch BÖRSE ONLINE ist mittelfristig zuversichtlich für die Airbus-Aktie gestimmt und hat ein Kursziel von 170 Euro ausgegeben. Eine Stop-Loss-Marke sollte bei 90 Euro gezogen werden.

mmr mit dpa/rtr