In diesem Jahr läuft es am deutschen Aktienmarkt bisher besser als noch im überaus schwachen Vorjahr. Auch die 2018 ebenfalls stark gebeutelten Nebenwerte haben wieder in den Vorwärtsgang gefunden. Passend dazu hat die Deutsche Bank erstmals ihre so genannten Top-8 vorgestellt.

Gemeint sind damit die besten Aktien aus dem Nebenwerte-Segment (Börsenwert von unter fünf Milliarden Euro) im deutschsprachigen Raum, die auf Sicht von zwölf Monate positive absolute Renditen erzielen sollen. Ein weiteres Performance-Ziel lautet, besser abzuschneiden als der als Vergleichsmaßstab dienende STOXX Europe Small 200 Index.

Nach Angaben der Deutschen Bank handelt es sich bei den Top-8 um ein Modellportfolio, das sich nicht an der Marktkapitalisierung orientiert. Investiert wird zu Beginn ein virtueller Betrag von 100.000 Euro in jede Aktie. Insgesamt beträgt das Anlagevolumen somit 800.000 Euro, alle Dividenden reinvestiert werden.

Veränderungen bei der Titel-Zusammensetzung können erst im Zuge der nächsten Ausgabe der Publikation vorgenommen werden. Geplant ist dabei eine viermalige Veröffentlichung der Top-Picks im Jahr. Zum Start bestücken sich die Favoriten wie bereits angedeutet aus der DACH-Region (Deutschland, Österreich und die Schweiz). Man behält sich aber vor, die Liste in späteren Ausgaben eventuell schrittweise regional zu erweitern.

Wir stellen auf den nachfolgenden Seiten die vier deutschen Aktien aus den Top-8 vor. Die anderen drei Favoriten sind der Maschinen- und Anlagenbauer Andritz aus Österreich, der ebenfalls aus Österreich stammende Öl-Dienstleister Schoeller-Bleckmann, das Industrieunternehmen SIG Combibloc sowie der Technologiekonzern Oerlikon, beide aus der Schweiz. Den deutschen Empfehlungen traut die Deutsche Bank gemessen an den Kurszielen Gewinne von 29 Prozent bis zu 69 Prozent zu.

Auf Seite 2: Frosta





Frosta-Aktie



Einer der Nebenwerte-Favoriten der Deutschen Bank ist die Frosta AG. Das Kursziel für die Anteilsscheine des Anbieters von Tiefkühlkost beträgt 77,50 Euro. Bei einer aktuellen Notiz von 60,00 Euro verspricht das bei einer Zielerreichung einen Anstieg von 29,2 Prozent.

Mit der Abdeckung dieses Titels hat die Deutsche Bank erst Mitte Januar begonnen. Damit sei man die erste große Investmentbank, die diesen Wert abdeckt, hieß es damals. Bei der Begründung des Kaufurteils verweist die zuständige Analystin Nika Zimmermann unter anderem darauf, dass Frosta global der einzige Tiefkühlkonzern ist, der jede Art von "bösen" Nahrungsmittelzutaten vollständig ausschließt.

Zudem ist Zimmermann der Ansicht, dass es sich um ein qualitativ hochwertiges Unternehmen mit großem Wachstumspotenzial und einer starken Bilanz handelt. Der Verschuldungsgrad sei jedenfalls konstant niedrig und der familiengeführte Vorstand verfolge einen langfristig orientierten Ansatz.

Zimmermann sieht die Gesellschaft gut positioniert, um als einer der wichtigsten Akteure in Europa im Tiefkühlbereich erfolgreich zu sein. Mit dem 2003 eingeführten "Reinheitsgebot" habe Frosta die Qualitätsführerschaft gestärkt und sich einen Anteil von 32 Prozent am deutschen Markt für Fertiggerichte gesichert. Es sei von einer anhaltenden Fokussierung des Unternehmens auf das margenstarke Markengeschäft auszugehen.

In den kommenden Jahren sollte die Gesellschaft von der anhaltenden Expansion in den osteuropäischen Markt profitieren, da man beim Produktangebot auf wichtige Kundenbedürfnisse und Lifestyle-Trends eingeht. Der Titel verfüge außerdem auch deshalb über Kurspotenzial, weil er auf Basis der Schätzungen für das Geschäftsjahr 2019 beim Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITDA nur mit einem 8,3-fachen Multiplikator gehandelt werde.

Nach einem Rückgang beim Gewinn je Aktie im Vorjahr von 3,40 Euro auf 2,94 Euro sieht die Deutsche Bank diesen 2019 und 2020 wieder bei höheren 3,62 Euro bzw. bei 4,46 Euro. Die Dividendenreihe für die Geschäftsjahre 2018 bis 2020 taxiert man wie folgt: 1,48, 1,83 und 2,24 Euro je Anteilsschein.

Charttechnik



Der Aktienkurs von Frosta kann von Februar 2004 bis Oktober 2017 angesichts eines da verbuchten Anstiegs von 4,80 Euro auf 90,05 Euro auf eine sehr erfolgreiche Historie zurückblicken. Allerdings signalisiert das Datum des letztgenannten Rekordhochs, dass es zuletzt nicht mehr vorwärts gegangen ist. Vielmehr hat der Titel in den Rückwärtsgang geschaltet und der dabei ausgebildete Abwärtstrend ist noch intakt, auch wenn es zuletzt gelungen ist, sich vom Zwischentief von 56,00 Euro etwas abzusetzen.



Profil



Die Frosta AG zählt zu den größten europäischen Produzenten von Tiefkühlprodukten. Für die Herstellung seiner Produkte stehen dem Unternehmen Produktionsstätten in Bremerhaven, Elbtal, Bydgoszcz (Polen) und Rheintal zur Verfügung. Jedes der Werke hat seinen Produktionsschwerpunkt: In Polen werden vor allem Tiefkühl-Fischprodukte und -Fertiggerichte für den osteuropäischen Raum sowie Gourmet-Mahlzeiten für den deutschen Markt gefertigt; das Werk Rheintal zum Beispiel ist wiederum auf die Verarbeitung von frisch geerntetem Spinat, Kohl und zahlreichen Kräutern spezialisiert. Um sich langfristig den Zugang zu wichtigen Bio-Gemüseressourcen in Deutschland zu sichern, hat sich die FRoSTA AG im Dezember 2007 an der Bio-Frost Westhof GmbH in Wöhrden beteiligt.

Auf Seite 3: Shop Apotheke Europe





Shop Apotheke Europe-Aktie





Streng genommen handelt es sich zwar um ein niederländisches Unternehmen, aber der Börsengang erfolgte in Deutschland. Der zuständige Analyst Alexander Thiel begründet seine Kaufempfehlung unter anderem damit, dass es sich um den Marktführer für Online-Apotheken in Kontinentaleuropa mit einem starken Fokus auf den deutschen Markt handele.

Die Geschäftschancen bestünden aus einem riesigen Endabsatzmarkt (mit einem geschätzten Volumen von 165 Milliarden Euro in Kontinentaleuropa), der bisher nur zu vier Prozent online durchdrungen sei. Zum Vergleich: Bei Elektronik sind es bereits rund 25 Prozent.

Mit dem e-Rezept-Katalysator erwarte man außerdem über die bestehende Online-Penetration hinaus wichtige Impulse für das Umsatzwachstum. Dazu muss man wissen, dass der deutsche Bundesgesundheitsminister Jens Spahn angekündigt hat, dass das E-Rezept bis Ende 2020 eingeführt werden soll.

Thiel erinnert daran, dass dies der Hauptgrund für die Gründung des Unternehmens vor 17 Jahren war. Neben den daraus resultierenden zusätzlichen Impulsen für das Umsatzwachstum impliziere diese nachrichtliche Neuentwicklung, dass ein Versandverbot für verschreibungspflichtige Medikamente sehr unwahrscheinlich sei und sogar völlig vom Tisch sein könne.

Allerdings ist zu beachten, dass die Gesellschaft derzeit noch Verluste schreibt. Das wird vorerst auch so bleiben, wenn man auf die Gewinnschätzungen der Deutschen Bank vertraut, die von 2017 bis 2020 je Aktie wie folgt aussehen: -2,25, -258, -1,43 und -0,98 Euro. Dafür rechnet man beim Umsatz im genannten Zeitraum mit einem starken Anstieg von 284 Millionen Euro auf 849 Millionen Euro.

Laut Deutscher Bank handelt der SDAX-Titel für 2019 beim Verhältnis von Unternehmenswert zum Umsatz beim 0,8-fachen. Das vergleiche sich mit einem durchschnittlichen Multiplikator von 1,6 für größere Unternehmen mit vergleichbaren Geschäftsmodellen

Charttechnik



Gemessen an der noch relativ jungen Börsenhistorie seit dem Gang an dem Aktienmarkt am 13. Oktober 2016 haben die Aktien der Shop Apotheke Europe bereits relativ viele Auf- und Abwärtsbewegungen erlebt. Nachdem der Ausgabepreis auf 28,00 Euro festgezurrt worden war, ging es bei zum 30. Oktober 2017 bis auf 63,48 Euro nach oben. Von dieser Bestmarke musste sich der Titel aber anschließend nachhaltig verabschieden. Derzeit steht ein seit mehreren Monaten vorherrschender Abwärtstrend zu Buche, wobei aber die Chance besteht, dass im Bereich des Vorjahrestiefs von 34,00 Euro eine Bodenbildung gelingt.



Profil



Shop Apotheke Europe bezeichnet sich als die führende und am stärksten wachsende Online-Apotheke in Kontinentaleuropa. Mit der Übernahme der Europa Apotheek Venlo im November 2017 hat die Gesellschaft ihre europäische Marktführerschaft signifikant ausgebaut. Das Sortiment für die ganze Familie in den Bereichen OTC-, Schönheits- und Pflegeprodukte sowie rezeptpflichtige Medikamente wird zudem durch hochwertige Naturkost- und Gesundheitsprodukte, Low Carb-Produkte und Sportnahrung der seit Juli 2018 zur Unternehmensgruppe gehörenden nu3 GmbH ergänzt.

Das Unternehmen betreibt Online-Apotheken auf dem deutschen, österreichischen, französischen, belgischen, italienischen, spanischen, niederländischen und dem Schweizer Markt. Geliefert wird ein sehr breites Sortiment von über 100.000 Originalprodukten an über 3,5 Millionen aktive Kunden. Das Angebot wird ergänzt durch umfassende pharmazeutische Beratung und Betreuung.

Auf Seite 4: Aixtron





Aixtron-Aktie





Allerdings ist zu beachten, dass der zuständige Analyst Uwe Schupp sein Kursziel am 22. Januar um drei Euro von zuvor 17,00 Euro gesenkt hat. Einher ging das mit einer Erhöhung der Gewinnschätzung je Aktie für 2018 von fünf Prozent, mit den Prognosen für die Folgejahre ging es dagegen gleichzeitig um elf nach unten. Zu sehen ist letzteres vor dem Hintergrund noch immer hoher Kosten für Forschung und Entwicklung für das laufende OLED-Projekt sowie einer leicht schwächeren Konjunktur.

Allgemeine heißt es aber ansonsten zur weiter bestehenden Kaufempfehlung wie folgt: Aixtron ist einer der beiden Weltmarktführer im Bereich der Verbindungshalbleitergeräte. Nach dem Ausverkauf der Aktie in den vergangenen Jahren sprechen inzwischen drei Katalysatoren für eine Neubewertung des Titels in Richtung des genannten Kursziels.

Erstens die Erwartung, dass Verbindungshalbleiterfabrikate Marktanteile zulasten von an Siliziumhalbleiterfabrikaten erobern können. Zweitens bewege sich der Auftragsbestand auf einem Mehrjahreshoch. Drittens mache der bevorstehende Abschluss des lang erwarteten Joint Ventures mit Iruja Aixtron zu einem Komplettanbieter von OLED-Beschichtungssystemen, woraus sich ab 2020 neue Absatzchancen ergeben dürften.

Die Bewertung für 2019 auf Basis des Unternehmenswertes zum Umsatz bewege sich derzeit beim 1,9-fachen. Historisch habe dieser Multiplikator aber rund das Dreifache betragen. Auch so gesehen verfüge der Titel über einiges an Aufwärtspotenzial.

Nach einem für das Vorjahr erwarteten Sprung beim Ergebnis je Aktie von 0,06 Euro auf 0,36 Euro rechnet Schupp für 2019 bei einem prognostizierten Gewinn je Aktie von 0,37 Euro praktisch mit Stagnation. Für 2020 geht er dann aber von einem weiteren Schub nach oben auf 0,48 Euro je Anteilsschein aus.

Charttechnik



Der Kursverlauf bei den Aktien von Aixtron war in den vergangenen zehn Jahren geprägt von Höhen und Tiefen. Das Hoch in dieser Zeit stammt mit 33,35 Euro vom Januar 2011, wobei die Aufwärtsbewegung damals im Oktober 2008 bei 2,95 Euro losging. Allerdings fiel die Notiz dann anschließend bis Februar 2016 wieder bis auf 2,95 Euro zurück, nur um anschließend bis März 2018 wieder bis auf 19,22 Euro zu klettern. Danach schloss sich wieder eine Abwärtsbewegung an, wobei es nun charttechnisch gesehen darauf ankommt, ob im Bereich des Vorjahrstiefs von 7,87 Euro eine Bodenbildung gelingt.



Profil



Aixtron SE ist ein weltweit führender Anbieter von Beschichtungsanlagen für die Halbleiterindustrie. Die Produkte der Gesellschaft werden von einem breiten Kundenkreis zur Herstellung von leistungsstarken Bauelementen für elektronische und optoelektronische Anwendungen auf Basis von Verbindungs-, Silizium- und organischen Halbleitermaterialien sowie Kohlenstoff-Nanostrukturen genutzt. Eingesetzt werden diese Bauelemente in der Displaytechnik, der Signal- und Lichttechnik, Glasfaser-Kommunikationsnetzen, drahtlosen und mobilen Telefonie-Anwendungen, der optischen und elektronischen Datenspeicherung, LEDs, Photovoltaik sowie einer Reihe anderer High-Tech-Anwendungen.

Zu den Kunden zählen viele namhafte internationale Elektronikkonzerne wie Osram, Philips, Merck, Mitsubishi, Sumitomo oder Samsung sowie zahlreiche kleinere Hersteller mikro- und optoelektronischer Bauelemente. Des Weiteren kooperiert das Unternehmen mit verschiedenen Universitäten und Forschungseinrichtungen.

Auf Seite 5: HelloFresh





HelloFresh-Aktie





Zur Untermauerung ihre Kaufempfehlung verweist die zuständige Analystin Nizla Naizer bei dem Lieferservice für Lebensmittel auf die aus ihrer Sicht nachhaltige Profitabilität von Hellofresh. Außerdem sei das Unternehmen global betrachtet ein Marktführer in seinem Bereich. Die Gesellschaft dominiere weiterhin eine im Entstehen begriffene und schnell wachsende Nische im gesamten Lebensmittelkonsummarkt.

Allerdings habe sich der Wert zuletzt mit Skepsis unter der Anlegerschaft bezüglich der langfristigen Tragfähigkeit des Dienstleistungsangebots konfrontiert gesehen. Dies habe auch damit zu tun, dass der einzige andere börsennotierte Konkurrent in den USA, Blue Apron, nach wie vor mit operativen Problemen zu kämpfen habe.

Angesichts von konstant über den Erwartungen ausgefallenen Umsätzen und Margen, einem im Branchenvergleich weiterhin überdurchschnittlichen Wachstum und einer inzwischen erreichten Umsatzgrößenordnung von deutlich mehr als einer Milliarde Euro seien diese Bedenken aber nicht gerechtfertigt.

Gelinge es dem Vorstand weiterhin, die Geschäftsziele konsequent umzusetzen, dann sollte der Kurs deutlich zulegen können. Gemessen an einem Verhältnis von Unternehmenswert zum Umsatz von geschätzten 0,9 für 2019 sei der Titel jedenfalls moderat bewertet. Andere E-Commerce-Aktien bekämen jedenfalls im Schnitt einen Multiplikator von rund zwei zugestanden.

Den Umsatz sieht Naizer von 2017 bis 2020 von 905 Millionen Euro auf 1,762 Milliarden Euro steigen. Beim Ergebnis soll gemäß ihrer Prognosen erstmals für das Geschäftsjahr 2019 ein Plus von 0,09 Euro je Aktie herausspringen. Wobei ihre Schätzung für 2020 dann sogar 0,50 Euro je Anteilsschein vorsieht.

Charttechnik



Nach dem Börsengang, der am 02. November 2017 zu einem Ausgabepreis von 10,25 Euro erfolgte, konnten die Aktien von HelloFresh bis Juli 2018 bis auf 14,94 Euro zulegen. Doch auch im Zuge der allgemeinen Marktschwäche ging es im Verlauf des zweiten Halbjahres 2018 dann deutlich nach unten. Einen Boden fand der Wert erst im Dezember bei 5,97 Euro. Seitdem hat sich die Notiz deutlich erholt und der Titel rüttelt inzwischen sogar schon an dem im zweiten Halbjahr des Vorjahres ausgebildeten Abwärtstrend.



Profil



HelloFresh beschreibt sich selbst als weltweit führenden Anbieter von Kochboxen, tätig in den USA, Großbritannien, Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Australien, Österreich, der Schweiz, Kanada und Neuseeland. Das Unternehmen liefert die passenden Zutaten und die Rezepte für Gerichte zum selber Kochen an die Haustür. Die Lieferungen können individuell abgestimmt werden und die Essensplanung mit wöchentlich neuen Gerichtideen wird von HelloFresh übernommen.

Abonnenten des Services können jede Woche aus abwechslungsreichen Gerichten auswählen und sparen sich den Weg zum Supermarkt. Das Unternehmen lieferte im Drei-Monatszeitraum vom 1. Oktober 2018 bis 31. Dezember 2018 54,7 Millionen Mahlzeiten an 2,04 Millionen aktive Kunden weltweit aus. HelloFresh wurde im November 2011 in Berlin gegründet und ging im November 2017 in Frankfurt an die Börse. HelloFresh hat Büros in New York, Berlin, London, Amsterdam, Zürich, Sydney, Toronto und Auckland.