Hinter dem für die Chipindustrie produzierenden Anlagenbauer Aixtron liegt ein herausforderndes Jahr. Die schwächelnde Konjunktur belastet die Zahlen des Herzogenrather Unternehmens. Bei einem Umsatzminus von drei Prozent auf knapp 260 Millionen Euro sank der operative Gewinn (Ebit) auf 39 Millionen Euro. Netto brach das Ergebnis um knapp 30 Prozent auf 32,5 Millionen Euro ein. Auch die Auftragseingänge reduzierten sich fast um ein Viertel auf 232 Millionen Euro. Unter dem Strich verringerte sich der Gewinn von knapp 46 Millionen Euro im Vorjahr auf 32,5 Millionen Euro. Die Analysten waren noch negativer eingestellt: Ihre Einschätzungen lagen darunter.
Trotz des von politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten geprägten Marktumfeldes hat Aixtron die Jahresprognose erfüllt. "Vor dem Hintergrund der vielfältigen Herausforderungen sind wir mit dem vergangenen Geschäftsjahr sehr zufrieden", so Aixtron-Chef Bernd Schulte. Der Free Cashflow fiel höher aus als erwartet, was insbesondere auf deutlich erhöhte Zahlungseingänge zum Ende der Berichtsperiode zurückzuführen war. Dieser lag im Geschäftsjahr 2019 bei 36 Millionen Euro. Der Anstieg gegenüber dem Vorjahr ist hauptsächlich auf ein stabiles Umlaufvermögen in 2019 zurückzuführen. Der Bestand an liquiden Mitteln inklusive kurzfristiger Finanzanlagen lag zum 31. Dezember 2019 bei 298,3 Millionen Euro gegenüber 263,7 Millionen Euro zum 31. Dezember 2018.
Der Konzern investierte 2019 erheblich in die Neu- und Weiterentwicklung seiner Produkte für alle wichtigen Anwendungssegmente. In diesem Rahmen hat das Unternehmen an der Verbesserung bestehender Anlagetypen gearbeitet. Die entsprechenden neuen Produkte wurden bereits vorgestellt oder sollen im in 2020/21 auf den Markt kommen. Das Portfolio deckt Anwendungen in der E-Mobilität (Antriebsstränge, Ladeinfrastruktur), der Telekommunikation (5G-Netz), der Display-Technologie (Mini- und Micro LED) und der Unterhaltungselektronik (3D-Sensorik, Fast Charging) ab.
Ausblick 2020
Für das Geschäftsjahr 2020 erwartet Aixtron eine insgesamt stabile bis wachsende Umsatzentwicklung im Vergleich zu 2019. Es werden wieder höhere Auftragseingänge zwischen 260 und 300 Millionen Euro erwartet. Diese Bandbreite berücksichtigt insbesondere einen möglichen Auftrag im Bereich OLED, der noch nicht genau zu beziffern ist. Die Erwartungen für 2020 beinhalten vollständig die Ergebnisse der APEVA-Gruppe, die das Geschäft mit Anlagen für die OLED-Herstellung abdeckt. Außerdem wurden alle notwendigen Investitionen für die weitere Entwicklung der OLED-Aktivitäten einkalkuliert. Die Prognose steht unter der Annahme, dass der Coronavirus sich nicht signifikant auf das Geschäft auswirkt.
Unsere Einschätzung
Das Marktumfeld war für Aixtron im vergangenen Jahr sehr herausfordernd, der Geschäftsbericht war entsprechend wenig überzeugend. Die Aktie verlor deutlich. Doch die Zahlen dürften nicht das einzige Manko gewesen sein: So hatten Anleger auf Neuigkeiten zu einem möglichen Samsung-Großauftrag gehofft, die aber ausblieben. Aixtron hat zuletzt Anlagen zur Erzeugung von OLED-Chips bei den Koreanern getestet. Die Testphase ist abgelaufen - Neuigkeiten über einen möglichen Folgevertrag gab es nicht.
Ein Händler sprach außerdem von einer zurückhaltenden Prognose für die Profitabilität. "Einige Analysten liegen mit ihren Annahmen am oberen Rand dieser Spanne", sagte der Händler. Auf kurze Sicht werde der Aktienkurs jedoch ohnehin von den drohenden negativen Folgen des Coronavirus bestimmt, zumal Aixtron den Ausblick unter eben diesen Vorbehalt gestellt habe.
Auch die britische Investmentbank Barclays war vom Ausblick nicht komplett überzeugt. Die Bank hat die Einstufung für Aixtron nach Zahlen auf "Overweight" mit einem Kursziel von 12 Euro belassen. Doch Analyst Andrew Gardiner hat dem Spezialmaschinenbauer in einer am Donnerstag vorliegenden ersten Einschätzung eine starke Gewinn- und Auftragsentwicklung zugesprochen.
Gelingt es Aixtron diese Entwicklung fortzusetzen, dürfte sich der Kurs bald wieder erholen. Damit dürfte sich der aktuell niedrige Kurs für einen Einstieg lohnen. Wir belassen unsere Einschätzung bei Kaufen.
Kursziel: 14 Euro
Stoppkurs: 7,90 Euro