Die meisten modernen Smartphones lassen sich heute per Gesichtserkennung entsperren. Das entscheidende Bauteil heißt 3-D-Lasersensor. Der Anlagenbauer Aixtron ist drin in diesem Geschäft, mit seinen Maschinen lassen sich die Sensoren herstellen. Doch der Boom hat nicht nur Vorteile: Die Aktie des Maschinenbauers rauschte zum Jahresanfang mit der des US-Techkonzerns Apple in die Tiefe. Der Grund: schlechte Nachrichten von ­Apple. "Auf unser Geschäft hat die Gewinnwarnung keine unmittelbaren Auswirkungen gehabt", versichert Unternehmenssprecher Guido Pickert.

Die Kundenbasis habe sich inzwischen sogar erweitert, vor allem in Asien. Smartphone­hersteller haben der Technologie zum Durchbruch verholfen. Die Nachfrage nach 3-D-Sensoren wird jetzt auch von der Umstellung auf vollautomatisierte Industrieanlagen getrieben. Maschinen des Unternehmens aus Herzogenrath in der Nähe von Aachen produzieren zudem ­laserfähige Glasfaserkabel. Zulieferer der Telekommunikationsbranche zählen somit ebenfalls zum Kundenstamm.

Das Geschäft brummt, der Auftragseingang ist auf den höchsten Stand seit 2011 geschnellt. 2018 lag er am oberen Ende der prognostizierten Spanne von 260 bis 290 Millionen Euro, heißt es aus informierten Kreisen. Mit einem starken vierten Quartal könnte Aixtron die Prognosen sogar übertroffen haben. Klarheit gibt es am 26. Februar mit Veröffentlichung der Zahlen.

Damit hätte Aixtron die Krise der vergangenen Jahre aus eigener Kraft bewältigt. 2016 setzten die Westdeutschen noch auf Rettung aus China: Der Investmentfonds Fujian Grand Chips wollte Aixtron übernehmen und die durch den Zusammenbruch der Nachfrage nach LED-Maschinen in die roten Zahlen gerutschten Maschinenbauer stabilisieren. Sinn hätte die Übernahme schon gemacht, Aixtron erzielt rund die Hälfte des Umsatzes in Asien. Die Bundesregierung untersagte den Deal jedoch auf Druck aus den USA.

Aixtron hat sich inzwischen neu aufgestellt. Das Geschäft mit Speicherchips wurde verkauft. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung stehen in einem gesünderen Verhältnis zum Umsatz. In den ersten neun Monaten 2018 wurden sie im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent auf 40 Millionen Euro reduziert, das entspricht 22 Prozent des Umsatzes. 2017 lag die Quote noch bei 30 Prozent.

Richtung Asien

Vergangenen Herbst rückte Aixtron dann doch näher an Asien heran. Die Halbleiterspezialisten lagerten die Produktion von Anlagen zur Fertigung dünner Leuchtdioden (OLED) an den koreanischen Lieferanten Iruja aus, zu dessen Kundschaft Samsung zählen soll. Eine vielversprechende Kooperation: Nach Verkaufsstart 2021 bringt jede Anlage mindestens einen dreistelligen Millionenbetrag. Das Kaufargument: "Die Technologie ermöglicht den Kunden, Produktionskosten massiv zu senken", so Pickert.

Mittelfristig dürften zunehmend auch Zulieferer der Automobilindustrie Aixtron-Maschinen kaufen: Die großen Pkw-Hersteller brauchen 3-D-Sensoren für autonome Fahrzeuge. Und das Betanken elektrisch betriebener Autos lässt sich mit Chips aus Aixtron-Anlagen beschleunigen. Der Durchbruch steht hier kurz bevor.

Investor-Info

Aixtron
Riskanter Wachstumswert

Der Halbleiterspezialist rechnet nicht mit einer nachlassenden Nachfrage wegen der sich allmählich abkühlenden Konjunktur. Aixtron baut Anlagen für künftige Schlüsseltechnologien. Auch von steigenden Siliziumpreisen ist die Firma nicht direkt betroffen. Das Umsatzwachstum soll, wie die Profitabilität, 2019 zulegen. 14 Leerverkäufer sind noch in der Aktie investiert - einige haben zuletzt Positionen abgebaut, aber längst nicht alle. Auch deshalb ist die Aktie nur für Nervenstarke.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 10,50 Euro
Stoppkurs: 7,30 Euro