LED-Aktien haben in den vergangenen Jahren oft enttäuscht. Dabei ist das Segment, in dem sie tätig sind, auf Wachstumskurs. Die Nachfrage nach Leuchtdioden (light-emitting diode, kurz LED genannt) steigt wegen der vielen Vorzüge, welche die LED-Produkte bieten, in vielen Bereichen. So geht das Bankhaus Lampe von einer schnell steigenden Penetration von LED-Frontscheinwerfern aus, was zu einem nachhaltig hohen Wachstum im Automotive-LED-Markt führen dürfte. Als durchschnittliche jährliche Wachstumsraten werden 15 Prozent p.a. für den Zeitraum von 2015 bis 2020 unterstellt.
Die Analysten von Lampe erwarten, dass die Penetration von LED-Frontscheinwerfern von vier Prozent in diesem Jahr auf bis zu 25 Prozent im Jahr 2020 steigen wird. Im Vergleich zu anderen Endmärkten im LED-Markt zeichne sich der Automarkt durch sehr hohe Visibilität und Produktzyklen von rund fünf Jahren aus.
In einer aktuellen Studie beleuchtet das Bankhaus Lampe den Einfluss auf unterschiedliche Teile der Wertschöpfungskette (LED Chip, Halbleiter, Leuchten/System, LED Equipment). Auf unterschiedlichen Stufen der Wertschöpfungskette sind im Automotive-LED-Markt unter anderem die börsennotierten deutschen Gesellschaften Aixtron, Hella, Infineon und Osram betroffen. Das höchste Exposure zu diesem Markt haben dabei Hella mit einem Umsatzanteil von 18 Prozent, fünf bis zehn Prozent für "Voll"-LED) und die "neue" Osram (15 Prozent Umsatzanteil).
In der besagten Studie werden die LED-Hersteller, die Halbleiterhersteller, die Leuchten/Systemhersteller und auch die LED-Equipment-Hersteller untersucht. Den LED-Markt für automobile Anwendungen, der derzeit durch Osram, Nichia und Lumiled dominiert wird, schätzt Lampe in diesem Jahr auf 1,8 Milliarden Dollar und bis 2020 wird ein durchschnittliches Wachstum von 15 Prozent p. a. erwartet. Den Halbleiterherstellern wird zugetraut, neben der steigenden Penetration in der Frontbeleuchtung auch vom steigenden Content bei Rückleuchten zu profitieren. Dieser Trend sei in anderen Teilen der Wertschöpfungskette nicht in dem gleichen Maße zu beobachten. Daher werde insgesamt bei Halbleiter-Herstellern das höchste Wachstum erwartet. Von den deutschen Unternehmen seien hier Infineon und Elmos gut positioniert, wobei beide derzeit aber nur einen untergeordneten Umsatzanteil mit Automotive LED erzielen.
Bei Leuchten/Systemen hält Lampe die Eintrittsbarrieren in der Wertschöpfungskette nicht zuletzt aufgrund der lang gewachsenen Kundenbeziehungen für am höchsten. Das von uns erwartete Stückwachstum dürfte die rückläufigen Preise in den nächsten Jahren deutlich kompensieren. So werde ein Wachstum bei LED-Frontscheinwerfern Leuchten von 25 Prozent jährlich erwartet. Auch die LED-Equipment-Zulieferer profitierten indirekt vom Wachstum von Automotive LED, auch wenn dieser Endmarkt noch eine untergeordnete Rolle einnehme. Der derzeitige, etwas zähe Zyklus werde allein durch General Lighting getragen. Mittelfristig jedoch dürften sich Automotive auch für die Anlagenbauer zu einem wichtigen Umsatztreiber entwickeln.
In der erwähnten Studie beschäftigt sich das Bankhaus Lampe näher mit den Aussichten der Aktien von Aixtron, Hella, Infineon und Osram. Drei dieser Aktien werden dabei als Kauf eingestuft, eine als Halten. Näheres dazu erfahren Sie auf den nachfolgenden Seiten.
Bankhaus Lampe LED-Aktien-Empfehlung Nummer eins: Infineon Technologies AG (WKN: 623100, 11,23 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 13. Juli)
Seit Mitte März tritt der Aktienkurs von Infineon nur noch auf der Stelle. Damit hat sich der Titel aber noch vergleichsweise gut gehalten. Der DAX, in dem der Wert enthalten ist, hat sich in dieser Zeit jedenfalls etwas schlechter entwickelt.
Das Bankhaus Lampe sieht in dem Halbleiterhersteller derzeit aber nur eine Halteposition. Als Kursziel werden 11,00 Euro genannt, was etwas unter der aktuell gültigen Notiz liegt. Diese Eischätzung hat nicht zuletzt damit zu tun, dass man bei Lampe das Risiko sieht, Infineon könnte bei einem sich abschwächenden Halbleitermarkt das Margenziel von 15 Prozent über einen Zyklus nicht erreichen. In der Vergangenheit habe Infineon dieses Niveau auch im Autogeschäft nicht erreicht. Zwar gebe es derzeit keine Indikationen für einen bevorstehenden Abschwung, aber der Halbleitermarkt sei jetzt schon seit drei Jahren relativ stark. Dies sei außergewöhnlich lang. Der schnelle Kursabschwung im vergangenen Jahr nach der Warnung des US-Herstellers Microchip sollte Investoren an die Zyklik des Sektors erinnern, auch wenn sich die Sorgen im letzten Jahr als verfrüht herausgestellt hätten.
Lampe erwartet für die kommenden Monate jedenfalls eine nachlassende Wachstumsdynamik im Halbleitermarkt. Auf eine Trendwende der Frühindikatoren reagiere die Aktie normaler Weise negativ. Positiv könnten sich weitere M&A-Aktivitäten im Sektor auswirken. Die Konsolidierungswelle im Halbleitersektor sei noch immer im vollen Gange. Zur Bewertung heißt es, die Relationen lägen im Rahmen der Vergleichsgruppe, aber etwa 50 Prozent über dem historischen Durchschnitt.
Was den Umsatzanteil von Automotive LED bei Infineon angehe, sei dieser noch vernachlässigbar. In den nächsten fünf Jahren könnte er nach unseren Schätzungen aber im besten Fall auf bis zu 400 Millionen Euro steigen und damit über fünf Prozent zum Umsatz beitragen. Damit sei Automotive LED für Infineon durchaus wichtig, aber nur ein Teil des Investment Case. Infineons Portfolio sei in der Vergangenheit bei Frontbeleuchtung eher schwach gewesen. Dies habe sich mit der Einführung der LITIX-Reihe jedoch geändert, sodass das Unternehmen hier künftig eine deutlich stärkere Marktposition einnehmen dürfte.
Bankhaus Lampe LED-Aktien-Empfehlung Nummer zwei: Hella KGaA Hück & Co. (WKN: A13SX2, 42,215 Euro)
Seit einigen Wochen kommt der Aktienkurs von Hella nicht mehr voran. Doch das ist an sich wenig verwunderlich, schließlich hat die Notiz des Autozulieferers seit dem Börsengang im November schon sehr stark zugelegt. Gestützt werden die Kurse aber von der Prognose, beim Umsatz und bereinigten Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr 2014/2015 per Ende Mai eine Steigerung im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich erzielt zu haben.
Außerdem war bei der jüngsten Zahlenvorlage davon die Rede, dass das Segment Automotive der entscheidende Wachstumstreiber sei. Neben einer Markterholung in Westeuropa hätten die starke Positionierung bei deutschen Premiumherstellern und neue Projektanläufe für LED-Produkte und Elektronikkomponenten zu einer positiven Geschäftsentwicklung geführt.
Lampe sieht Hella als ein geeignetes Investment an, um vom erwarteten Wachstum bei Automotive LED zu profitieren. Die LED-Technologie sei bei Hella sowohl in der Automotive-Sparte als auch im Bereich Special Applications relevant. Derzeit erziele Hella etwa 18 Prozent des Umsatzes mit Produkten mit LED-Anteil und fünf bis zehn Prozent des Umsatzes mit Voll-LED-Leuchten. Bis 2020 könnte der Umsatzanteil mit Produkten mit LED-Anteil auf 30 Prozent steigen.
Zusätzlich zu dem Trend zu LED profitiere Hella von einem ständig steigenden Elektronikanteil im Auto. Die zuletzt von Wettbewerbern wie Conti und Valeo berichteten starken Auftragseingangszahlen zeigten, dass die Marktnachfrage ungebrochen sei. Nach der jüngsten Platzierung durch die Altaktionäre sei bei dem SDAX-Vertreter eine Aufnahme in den MDAX Anfang September sehr wahrscheinlich. Die vorläufigen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr (Ende am 31.05.) werden am 15.07. veröffentlicht und sollten die positive Entwicklung im Automotive-Bereich bestätigen.
Die Aktie von Hella werden zum Kauf empfohlen und als Kursziel werden 55,00 Euro genannt. Das lässt der Aktie theoretisch gut 30 Prozent Luft nach oben. Der Gewinn je Aktie für das Geschäftsjahr 2016/17 wird auf 3,50 Euro taxiert (der Analystenkonsens prognostiziert übrigens etwas niedrigere 3,41 Euro). Daraus ergibt sich ein geschätztes KGV von rund zwölf.
Bankhaus Lampe LED-Aktien-Empfehlung Nummer drei: Osram Licht AG (WKN: LED400, 46,22 Euro)
Ähnlich wie bei Hella stuft Lampe auch die Aktie von Osram als ein geeignetes Vehikel ein, um vom erwarteten Wachstum bei Automotive LED zu profitieren. Die "neue Osram" (ohne das Lampengeschäft, das abgespalten werden soll) erziele bereits heute 15 Prozent des Umsatzes mit LEDs für automobile Anwendungen. Hier generiere das Unternehmen eine beeindruckende EBITA-Marge von rund 20 Prozent. Bis 2020 dürfte der Umsatzanteil nach Einschätzung von Lampe auf 25 Prozent steigen.
Automotive LED wird bei Ostam als wichtigster Umsatztreiber gesehen. Für die neue Gesellschaft wird insgesamt ein nachhaltiges Umsatzwachstum von fünf bis zehn Prozent erwartet bei einer EBITA-Marge von langfristig zwölf bis fünfzehn Prozent. Dies dürfte neue Investoren anziehen, die bisher nicht bereit waren, sich mit dem "Restrukturierungsfall" Osram auseinanderzusetzen.
Für dieses Jahr wird außerdem mit einem positiven Nachrichtenfluss in Zusammenhang mit der Abspaltung des Lampengeschäfts gerechnet. Die rechtliche Ausgliederung des Lampengeschäfts sollte etwa bis April 2016 abgeschlossen sein. Der Verkaufsprozess dürfte jedoch schon deutlich früher beginnen. Erste Bewertungsindikationen dürften den Kurs treiben. Ein Verkauf wird von Lampe als die bevorzugte Option gegenüber einer Partnerschaft oder einem Spin-off bezeichnet. In diesem Fall könnte Osram einen Verkaufspreis von etwa 500 Millionen Euro erzielen, der dann für M&A oder eventuell auch für Dividenden zur Verfügung stünde.
Der eigene Marktanteil des Unternehmens im LED-Markt für automobile Anwendungen wird auf 37 Prozent geschätzt. Langfristig sei zwar von einem steigenden Wettbewerb durch chinesische Hersteller auszugehen. Kurzfristig sei dieser jedoch aufgrund der noch immer vorhandenen qualitativen Unterschiede noch nicht zu erwarten.
Als Kursziel für die Aktie werden 60,00 Euro genannt, wobei davon dem abzuspaltenden Lampengeschäft ein Wert von fünf Euro je Aktie zugestanden wird. Für den Titel bedeutet das genannte Kursziel ein Potenzial von fast 30 Prozent. Der Gewinn je Aktie für 2016/2017 wird auf 3,44 Euro taxiert, was ein geschätztes KGV von 13,4 bedeutet.
Bankhaus Lampe LED-Aktien-Empfehlung Nummer vier: Aixtron AG (WKN: A0WMPJ, 5,244 Euro)
Fast schon als trostlos ist das Chartbild bei Aixtron zu bezeichnen. Seit Anfang 2011 geht es letztlich nur bergab mit der Notiz und erst in der Vorwoche wurden neue Mehrjahrestiefs markiert. Der Abwärtstrend ist somit völlig intakt. Die Analysten vom Bankhaus Lampe glauben aber weiter an den Titel. Gehen ihre Berechnungen auf, dann hätte der TecDAX-Vertreter erhebliches Erholungspotenzial. Die bestehende Kaufempfehlung ist jedenfalls mit einem Kursziel von 12,00 Euro verstehen, was immerhin fast 129 Prozent über den derzeit gültigen Kursen liegt.
Begründet wird die Einschätzung auch damit, dass der Wert des Non-LED Geschäfts (Service, Silizium-Equipment etc.) sowie Cash und Verlustvorträge bei 5,10 Euro je Aktie gesehen wird. Der aktuelle Kurs reflektiere für das LED-Geschäft folglich kaum noch einen Wert. Damit der Titel die Kurswende schafft, braucht es aber bessere Geschäftszahlen als zuletzt. Diese sind vom zweiten Quartal allerdings noch nicht zu erwarten. Die Hoffnungen ruhen jedoch darauf, dass sich die zuletzt bereits an Land gezogenen Großaufträge ab dem zweiten Halbjahr positiv auf das Zahlenwerk auswirken werden.
Lampe rechnet außerdem mit einem kurzfristig günstigen Nachrichtenfluss, weil weitere Aufträge für die neue R6-Anlage denkbar seien sowie eine Qualifizierung der Anlage bei Sanan. Ergänzend zur neuen R6-Anlage heißt es, Aixtron habe damit seine Wettbewerbsposition gegenüber Veeco wieder deutlich verbessert. Insgesamt stehe das Unternehmen auch dadurch deutlich besser dar, als es das sehr negative Sentiment vermuten lasse.
Die Prognose für das Ergebnis habe zudem nicht zuletzt über die Währungsschiene Luft nach oben. Was die Automotive-Anwendungen von LEDs angeht, könnten diese bei Aixtron laut Lampe zu einem Umsatz von rund 80 Millionen Dollar jährlich führen, was somit langfristig durchaus relevant sei. Das würde dann einem Marktanteil von 40 Prozent entsprechen.
Mit Aixtron und Veeco gebe es noch immer nur zwei Hersteller von MOCVD-Anlagen. Zwar gebe es chinesische Anlagenbauer, die seit einiger Zeit in diesen Markt eintreten wollen, bis heute verwende jedoch keiner der großen LED-Hersteller chinesische Beschichtungsanlagen in der Massenproduktion. Angesichts der gerade neu eingeführten Anlagengeneration von Aixtron und Veeco sei hier zunächst auch keine Änderung zu erwarten. Auch die verhaltene Marktentwicklung halte neue Wettbewerber derzeit fern.