Die Baubranche ist einer der größten Klimakiller. Allein die Herstellung von Zement ist für rund acht Prozent des globalen jährlichen Kohlenstoffdioxidausstoßes verantwortlich. Das ist mehr, als der weltweite Flugverkehr sowie große Rechenzentren zusammen emittieren. Aufgrund der steigenden Preise für CO2-Zertifikate sowie den Erwartungen von Investoren und Abnehmern ist die Zement- und Betonindustrie deshalb sehr bemüht, in der Zementproduktion neue Wege zu beschreiten.
Eine Möglichkeit, die Emissionen zu verringern, sind neue Verfahren beim Herstellungsprozess, neue Materialmischungen, moderne Filteranlagen und die Nutzung von erneuerbarer Energie bei der Herstellung. Klar ist aber auch, die eine Lösung gibt es nicht. Vielmehr braucht es viele verschiedene Maßnahmen, um die schädliche Emission zu reduzieren.
Wiederentdeckte Speicherlösung
Damit rückt nun auch wieder eine Option in den Fokus, die vor einigen Jahren als Allheilmittel gepriesen wurde, dann aber aufgrund des mäßigen Erfolgs und der nicht abschätzbaren Risiken nur noch auf Sparflamme weiter erforscht wurde: das Abtrennen und unterirdische Einlagern von Kohlendioxid, Carbon Capture and Storage, kurz CCS genannt. Die Brisanz der Klimaproblematik brachte die Wende. Inzwischen fließen wieder EU-Mittel für neue Forschungsanlagen und in Studien, die die Risiken der unterirdischen Einlagerung von Kohlendioxid untersuchen. Einen effektiven Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels kann die Speicherung von CO2 nur leisten, wenn das eingelagerte Gas dauerhaft und vollständig in den Speichern verbleibt. Problematisch sind vor allem Leckagen.
In Norwegen ist man schon in der Praxis angekommen. Mit Mitteln der norwegischen Regierung entsteht im Zementwerk Brevik, das HeidelbergCement betreibt, die weltweit erste Anlage zur Abscheidung und Speicherung von C02 im industriellen Maßstab. 2024 soll die Anlage in Betrieb gehen. Das eingesammelte Klimagas soll in leeren Öl- und Gasfeldern unter der Nordsee dauerhaft gespeichert werden. Die Kapazität der Anlage ist auf rund 400 000 Tonnen pro Jahr ausgerichtet.
Die Technik kommt von Aker Carbon Capture. Die norwegische Firma bietet eine patentierte Lösung für die Kohlenstoffabscheidung und kann das Gas komprimieren, verflüssigen und einlagern. Die Anlage in Brevik ist für die Norweger ein wichtiges Referenzprojekt. Gelingt es dort, könnte es zu Folgeaufträgen kommen. Bis die Norweger damit richtig Geld verdienen, kann es noch dauern. Für kontinuierliche Einnahmen soll vorerst ein Rundum-sorglos-Paket für kleinere Unternehmen sorgen. Letztlich hängt der Erfolg davon ab, ob sich die Technologie durchsetzt.
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