Medienaktien haben auf den ersten Blick nicht gerade ein so aufregendes Geschäftsfeld wie manche Tech-Unternehmen. Dennoch wäre es falsch, die Papiere nicht zu beachten. Die Branche befindet sich in einem spannenden Übergangsprozess, bei dem die Weichen für die kommenden Jahre gestellt werden. Für Anleger bietet sich somit eine gute Gelegenheit, möglichst frühzeitig dabei zu sein und die Erfolgswelle, wenn sie rollt, auch lange zu reiten.

Einer der Favoriten ist ProSiebenSat.1, zählt die Gruppe doch zu den stärksten Senderfamilien im deutschsprachigen Raum und erreicht gut 41 Millionen Haushalte. Lange Zeit waren Anleger vom Konzern eher schlechte Nachrichten gewöhnt, inzwischen hat sich das Blatt aber gewendet. Auf Sicht von zwei Jahren legte der Kurs um rund 140 Prozent zu, damit zählen die Papiere zu den besten Werten im ohnehin starken MDAX. Und die Aussichten für die Zukunft könnten kaum besser sein. Erfolgsformate wie Schlag den Raab oder The Voice of Germany mögen vielleicht nicht jedem Börsianer zusagen, die Quote ist aber überzeugend. Die sechs Free-TV-Sender ProSieben, Sat.1, Kabel Eins, Sixx, Sat.1 Gold und Pro Sieben Maxx beendeten das vergangene Jahr mit einem Marktanteil von 28,1 Prozent und lagen damit um zwei Prozentpunkte vor der Mediengruppe RTL Deutschland. Ein gutes Argument bei den Verhandlungen mit Werbekunden. Im Hauptgeschäft mit den freien Kanälen läuft es somit rund. Aber auch das Angebot an Bezahlsendern scheint bei den Kunden gut aufgenommen zu werden.

Neue Ertragsquellen werden angezapft

Auch wenn der TV-Werbemarkt in Deutschland aktuell in einer guten Verfassung ist und stabile Cashflows liefert, ergänzt Konzernlenker Thomas Ebeling bereits seit seinem Amtsantritt vor knapp fünf Jahren durch kontinuierliche Zukäufe und neue Ideen die Gruppe, um von den eher stark schwankenden Einnahmen unabhängiger zu werden. Der Umsatzanteil des TV-Bereichs lag im dritten Quartal 2013 bei 73 Prozent, nach 78 Prozent im Vorjahreszeitraum. Hingegen legte der Anteil der digitalen Zusatzgeschäfte kräftig von 16 Prozent auf 21,5 Prozent zu, der Rest entfällt auf Produktionen.

Ausgebaut werden vor allem neue Geschäfte abseits des Fernsehbildschirms. Jüngster Coup war der im Dezember verkündete Zukauf der beiden Online-Reiseanbieter weg.de und ferien.de. Die Unternehmen zählen zu den erfolgreichsten Online-Reisebüros in Deutschland. Der gesamte deutsche Reisemarkt weist ein Volumen von rund 52 Mrd. Euro, davon entfallen 40 Prozent auf den Online-Reisemarkt mit rund 20 Mrd. Euro. Ein cleverer Schachzug, denn die Ferienmarken können über die TV-Kanäle nicht nur ideal vermarktet werden, sondern ergänzen auch das bestehende Produktportfolio. Mit den bereits bestehenden Internet-Beteiligungen am Reiseanbieter Tropo, Wetter.com, Billiger-Mietwagen, MyDay, Holiday-Insider und Reise.com bedient die Gruppe nun sämtliche Bedürfnisse, die Urlauber für die schönsten Tage des Jahres brauchen. Weil die TV-Programme besonders auf jüngere Zielgruppen ausgerichtet sind, ist zugleich die Online-Affinität bei den Zuschauen überdurchschnittlich. Eine runde Sache.

Synergien erzielt der Konzern aber auch mit weiteren Internet-Geschäften, wie Maxdome. Deutschlands größte Online-Videothek ist nicht nur auf sehr vielen Smart-TVs bereits vorinstalliert, sondern profitiert auch zunehmend von dem Trend, dass die Zuschauer vermehrt selber über ihr Fernsehprogramm entscheiden wollen. Eine Entwicklung, die künftig sicherlich an Bedeutung gewinnen wird. Wer lieber auf Musik steht, wird bei der ProSiebenSat.1-Gruppe ebenfalls fündig. Ampya ist der passende Musik-Streaming-Dienst mit über 20 Millionen Songs, unzähligen Musikvideos und vielen Radiostationen. Spiele-Freaks dürfte hingegen Sevengames bekannt vorkommen, einem der führenden Online-Spiele-Anbieter in Europa.

DAX-Aufstieg als Ziel

Als positiv ist auch der Ausstieg von Permira und KKR zu werten. Die beiden Finanzinvestoren waren seit Jahren bei den Münchenern engagiert und trennen sich seit Herbst 2013 marktschonend von ihren Aktien. Damit erhöht sich auch der Streubesitz, was wiederum die Chancen für einen Aufstieg in den DAX verbessert. Bereits jetzt erfüllt der Titel, gemessen am Börsenwert des Streubesitzes, die Anforderungen. Für das vierte Quartal und somit auch für das Gesamtjahr 2013 zeigte sich das Management zuversichtlich und strebt abermals ein Rekordergebnis an. Allerdings dürfte das Ergebniswachstum im vierten Quartal investitionsbedingt etwas flacher ausfallen als in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahren. Die Zahlen für 2013 werden am 27. Februar bekannt gegeben. Auch die langfristige Marschroute ist vorgegeben. Bis 2018 sollen die Umsätze aus fortgeführten Aktivitäten um eine Mrd. Euro auf über 3,3 Mrd. Euro im Vergleich zum Jahr 2012 steigen. Der Anteil des Digitalgeschäfts am Konzernumsatz soll bis 2018 auf rund 30 Prozent zunehmen.

Kaufsignal in Sicht

Bleibt als letzter Analysepunkt die fundamentale und charttechnische Bewertung. Börse Online rechnet für 2013 mit einem Ergebnis je Aktie von 1,82 Euro und im laufenden Jahr mit 2,05. Bei einem aktuellen Kurs von 34,40 Euro liegt das 2014er-KGV somit bei 16,7. Kein Schnäppchen, aber bei einer weiter robusten Konjunktur und den aufgezeichneten Perspektiven in den digitalen Sparten durchaus attraktiv. Zudem wird Konkurrent Axel Springer derzeit mit Faktor 19 bewertet. Auch bei der Dividendenrendite trumpfen die Münchener auf. Mit einer Quote von 3,8 Prozent liegt die Aktie deutlich über dem MDAX-Durchschnitt von 2,9 Prozent. Überzeugend ist auch das Kursbild, die Papiere laufen seit Ende 2011 in einem Aufwärtstrend, dessen untere Begrenzung aktuell durch die 200-Tage-Linie bei aktuell 32 / 33 Euro verstärkt wird. Erst unterhalb von 28 / 29 Euro müsste die positive Einschätzung endgültig kassiert werden. Was noch fehlt ist ein nachhaltiger Ausbruch über die Barriere um 36 Euro. Darüber wäre der Weg bis mindestens 40 Euro frei, was zugleich auch dem Kursziel der Commerzbank entspricht.