Ein Grund ist das boomende Paketgeschäft. Der gelbe Riese wird nach Schätzungen von Jürgen Gerdes, Briefvorstand der Deutschen Post, in diesem Jahr erstmals mehr als eine Milliarde Pakete ausliefern. In den Wochen vor den Weihnachtsfeiertagen bringt die Post an einem guten Tag deutschlandweit bis zu acht Millionen Sendungen vor die Haustür. 2012 lag dieser Spitzenwert noch bei sieben Millionen Sendungen pro Tag.
Den Paketumsatz im Weihnachtsgeschäft schätzt der Bundesverband für Versandhandel auf knapp zehn Milliarden Euro. 80 Prozent davon entfallen auf Onlinebestellungen. Dieses Segment hat im auslaufenden Jahr voraussichtlich um 40 Prozent zugelegt. Ein Ende des starken Wachstums im Paketgeschäft ist nicht in Sicht. Schließlich werden Bestellungen in den Onlineshops von Amazon bis Zalando immer beliebter. Bestellt wird nicht mehr nur via Laptop oder PC, sondern auch von unterwegs mit Smartphone oder Tablet.
Das Deutschland-Geschäft hält die Bonner deshalb voraussichtlich trotz des Gegenwinds durch negative Währungsverhältnisse und die moderate Weltkonjunktur auf Wachstumskurs. Bei etwas mehr als 55,5 Milliarden Euro Gesamtumsatz soll der operative Gewinn (Ebit) dank der Pakettochter DHL auf bis zu drei Milliarden Euro steigen. 2012 waren es 2,9 Milliarden Euro.
Lesen Sie auf Seite 2, warum die Post strategisch gut aufgestellt ist.
Zweistelliges Gewinnwachstum
Im neuen Jahr wird die Post beim Gewinnwachstum nach Schätzungen von Analysten auf zweistellige Wachstumsraten beschleunigen. Treiber dafür sind auch die anziehende Weltkonjunktur und höhere Gebühren für Briefsendungen. Ab 1. Januar kostet ein Brief 60 statt 58 Cent, das Einschreiben mit Rückschein 3,95 Euro, zehn Cent mehr. Mit der Genehmigung der neuen Preise durch das Bundeskartellamt hat Post- Chef Frank Appel Investoren, die für eine Abspaltung des Briefgeschäfts plädieren, um den Wert des Konzerns zu steigern, den Wind aus den Segeln genommen.
Appel und Finanzvorstand Larry Rosen vermarkten den Konzern als "die Post für Deutschland" und "den Logistikdienstleister für die Welt". Im globalen Netz des größten Logistikers gebe es keine Lücke, die nicht durch Expansion aus eigener Kraft geschlossen werden könne, heißt es selbstbewusst aus der Konzernzentrale. Wichtiger als Zukäufe seien deshalb die Barmittelzuflüsse aus dem Geschäft, also der Cashflow und das Investment-Grade-Rating der Post. So können Investitionen günstig finanziert werden. Im Oktober wurde das Niedrigzinsumfeld genutzt, um zwei Anleihen im Gesamtwert von einer Milliarde Euro zu platzieren.
Weltweit in der ersten Reihe
Strategisch ist die Post gut aufgestellt. In die Region Asien-Pazifik gingen die Bonner als Logistikpioniere. Heute macht DHL dort ein Drittel des Gesamtumsatzes. In Märkten wie China, wo eine wachsende Mittelschicht DHL glänzende Geschäfte beschert, liegt die Pakettochter ganz vorn. US-Konkurrenten wie UPS und FedEx haben große Mühe, den Vorsprung der Post in den Schwellenländern aufzuholen.
Global dürfte der weltweit größte Logistikkonzern seinen Einfluss deshalb ausgebaut haben. Bereits 2012 lag der Bonner Konzern mit mehr als 46 Milliarden Euro Frachtumsatz klar vor dem Verfolger UPS. Der US-Rivale schaffte nur 41 Milliarden Euro und dürfte nach Schätzungen der Analysten im auslaufenden Jahr weltweit nicht zugelegt haben.
Den seit Kurzem börsennotierten britischen Rivalen Royal Mail und dessen Pakettochter GLS muss die Deutsche Post nicht fürchten. In der globalen Logistik sind die "Roten" so gut wie nicht präsent, die Gelben sind Weltmeister.
Einziger Wermutstropfen: Der Bund wird über kurz oder lang Aktien aus der 21-Prozent-Beteiligung der Kreditanstalt für Wiederaufbau platzieren. Der Vorsitzende der Monopolkommission, Daniel Zimmer, macht öffentlich Druck für einen Verkauf. Das Geld sollte in den Ausbau der Breitbandnetze investiert werden. Für Anleger wären mögliche Kursrückschläge aber Kaufgelegenheiten.
Einschätzung der Redaktion:
Kurz vor Weihnachten kletterte die Aktie auf ihr Allzeithoch. Das starke Weihnachtsgeschäft und die globale Aufstellung sorgen für Kursfantasie, obwohl die Aktie nicht mehr günstig ist. Bei der Dividende erwarten Analysten ein Plus von zehn Prozent.