Ein großer Rückruf belastet augenscheinlich den Kurs des Elektroautobauers Tesla. Die Amerikaner haben jedoch eine Lösung parat – und noch Kurspotenzial in petto. Von Stephan Bauer



Dieser Fehler könnte für fast 1,1 Millionen Fahrern eines Elektroautos der Marke Tesla schmerzhaft werden: Ein Bug im Betriebssystem der Stromer aus Kalifornien könnte dazu führen, dass die elektrischen Fensterheber nicht stoppen, wenn es eine Störung gibt – beispielsweise, wenn der Arm des Fahrers beim Fensterschließen einklemmt ist. Völlig nachvollziehbar, dass der Lapsus laut NHTSA, der zivilen US-Bundesbehörde für Straßen- und Fahrzeugsicherheit, gegen die amerikanischen Sicherheitsvorschriften verstößt und das Problem umgehend gelöst werden muss.

Sicherheitsproblem belastet Tesla-Aktie

Das Sicherheitsproblem betrifft alle vier Produktreihen des amerikanischen Elektroautoherstellers, konkret Fahrzeuge der Modellreihen 3, Y, S und X, die seit dem Jahr 2017 gefertigt wurden. Die Nachricht von einem der größten Recalls bei Tesla kam an der Wall Street augenscheinlich nicht gut an: Das Papier geriet im Donnerstagshandel unter Druck, verlor rund vier Prozent.

Dabei können die Kalifornier auch diesen Bug ähnlich unkompliziert lösen wie bislang die allermeisten solcher Fehler. Denn anders als bei herkömmlichen Fahrzeugen müssen die Autos von Tesla bei „Rückrufaktionen“ in aller Regel nicht in die Werkstatt. Softwarebugs wie der jetzige beseitigen die Techniker einfach über ein Update „Over-The-air“, also per Funk. Besitzer sparen sich so ärgerliche Wartezeiten und müssen auf ihre Fahrzeuge nicht verzichten.

Angesichts des Kursanstieg Teslas in den Tagen zuvor ist der Rücksetzer der Aktie hingegen auch mit Gewinnmitnahmen zu erklären. Die Aktie des weltgrößten Herstellers von batteriegetriebenen Fahrzeugen profitierte jüngst von einer ganzen Reihe positiver Analystenkommentare. Die Experten der Deutschen Bank etwa zeigten sich nach einem Besuch der Gigafactory in Grünheide bei Berlin vom hohen Automatisierungsgrad in der Fertigung und der entsprechend hohen Produktivität der Produktion beeindruckt. Die Analysten sprachen gar von einem möglichen „Gamechanger“ für die Automobilbranche – und erhöhten ihr Kursziel für die Aktie von 375 auf 400 Dollar.



Aussichten für Tesla

In den USA gilt das Unternehmen zudem als einer der großen Nutznießer des Konjunktur- und Klima-Pakets der Biden-Administration, des so genannten Inflation Reduction Act (IRA). Das Mitte August verkündete Programm sieht sowohl direkte Subventionen für Elektroauto-Käufer in den USA als auch hohe Steuer-Gutschriften für die inländische Batterie-und Akku-Produktion vor – alles Bereiche, in denen Tesla tätig ist. Morgan Stanley-Analyst Adam Jonas schätzte die potenziellen Vorteile für Tesla aus dem IRA-Programm auf eine Summe in zweistelliger Milliardenhöhe. Das sollte den Kurs der Aktie mittelfristig wieder nach oben schieben.