Der Stoxx Europe 600 Travel & Leisure zog am Montag kurz nach dem Handelsstart erstmals über 270 Punkte auf ein Rekordhoch. Gegen Mittag legte er um 2,6 Prozent auf 271,33 Punkte zu.
Aktien von Fluggesellschaften waren besonders gefragt, allen voran die der Britisch-Airways-Mutter IAG (International Consolidated Airlines), die in London um zwei Prozent stiegen oder auch die der Lufthansa mit plus 1,9 Prozent. Ebenfalls im Sektor hoch um Kurs standen Papiere von Glücksspielunternehmen wie Entain (GVC), die um 2,1 Prozent zulegten oder Flutter (Flutter Entertainment), die an der EuroStoxx-Spitze sogar um rund sieben Prozent hochschnellten. Für die Anteile der Kreuzfahrtreederei Carnival ging es um 1,5 Prozent nach oben.
Anleger setzten auf die Reiselaune der Menschen. Wir stark der Drang in die Ferne ist, zeigen die Buchungen für Mallorca nach der Aufhebung der Reisewarnung für die Lieblingsinsel der Deutschen. Der größte Fluganbieter Eurowings sprach am Sonntag von Buchungen "in einer bisher nicht gekannten Dynamik" und legte kurzfristig 300 zusätzliche Flüge für die Osterzeit auf. Beim größten Reiseveranstalter TUI wurden am Wochenende doppelt so viele Reisen nach Mallorca gebucht wie im gleichen Zeitraum vor zwei Jahren, als die Pandemie noch nicht das Geschehen bestimmte.
Unterstützung für diesen zyklischen Sektor kam am Morgen nicht zuletzt auch von Analysten. So rechnet Aktienstratege Mislav Matejka von JPMorgan trotz des vor allem seit November extrem guten Laufs zyklischer Branchen - allein der Reise- und Freizeitsektor legte seither um über 50 Prozent zu - mit weiter steigenden Kursen. Er begründete dies vor allem mit einer voraussichtlich weiter anziehenden Ergebnisentwicklung in den kommenden Quartalen. So lange diese Dynamik andauere und die Ergebnisse je Aktie von Zyklikern die der defensiven Branchen überträfen, dürften die Kursgewinne andauern, folgerte er.
Darüber hinaus verwies er auf den Anstieg der Zinsen am Anleihemarkt, den er "nicht für übertrieben" hält. Politiker dürften auf kurze Sicht nicht eingreifen, solange die Wirtschaft wieder erstarke. Die Lücken zwischen den Anleiherenditen und der Wirtschaftsaktivität sowie Inflationserwartungen seien nach wie vor groß, schrieb er und konstatierte: "Und solange die Zinsen nach oben laufen, sollten Zykliker nicht verkauft werden."
Analyst Neil Glynn von der Credit Suisse verwies in einer Studie zur Luftfahrtbranche zudem auf den wachsenden Optimismus über eine Erholung dieses Teilbereichs im Reise- und Freizeitsektor nach der Pandemie. Er bleibt daher ebenfalls positiv gestimmt. Vor allem Unternehmen mit Selbsthilfe-Potenzial blieben unverändert attraktiv, schrieb er. Für am wenigsten attraktiv hält er zugleich jene, die restriktiven Regulierungen unterworfen seien, wie etwa der französische Flughafenbetreiber ADP, sowie stark auf Geschäftsreisende ausgerichtete Unternehmen.
dpa-AFX