Im Vorfeld der US-Zinsentscheidung haben die Anleger an den europäischen Aktienmärkten am Dienstag Gewinne eingestrichen. Der Dax verlor bis zum Nachmittag 0,7 Prozent auf 9916 Punkte, der EuroStoxx50 fiel um 1,1 Prozent. Für die Wall Street signalisierten die US-Futures zunächst leicht fallende Kurse. Die Entwicklung des Einzelhandelsumsatzes und der Erzeugerpreise im Februar schürten Börsianern zufolge zunächst keine weiteren Zinsspekulationen. Die US-Notenbanker um ihre Chefin Janet Yellen geben ihre Zins-Entscheidung am Mittwochabend bekannt.

"Die Fed wird die Leitzinsen in dieser Woche wahrscheinlich nicht anheben", sagte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. "Es kann aber gut sein, dass sie andeuten wird, bei weiter anziehender Inflation und guten Arbeitsmarktdaten jederzeit zu Straffungen bereit zu sein." Die US-Notenbank habe eine sehr stark abwartende Haltung eingenommen, führte Luke Bartholomew, Investment Manager bei Aberdeen Asset Management, aus. Eine Zinserhöhung zum jetzigen Zeitpunkt sei extrem unwahrscheinlich, aber die Fed werde vermutlich die Sitzung nutzen um zu signalisieren, dass sie nach wie vor die Absicht habe, die Zinsen noch drei Mal dieses Jahr zu erhöhen. "Dies wird ein klares Signal an Investoren senden, die mit allem, aber nicht mit mehr als einer Zinserhöhung in diesem Jahr gerechnet haben."

BANK VON JAPAN HÄLT ZINSEN VORERST STABIL



Mit Yen-Käufen quittierten die Anleger dagegen die Entscheidung der Bank von Japan (BoJ), die Zinsen nach der Senkung vom Januar stabil zu halten. Die Währung des Landes wertete auf: Euro und Dollar verbilligten sich jeweils um etwa ein Prozent auf 125,21 und 112,68 Yen. "Der Markt straft die BoJ dafür ab, dass sie sich ziert, erneut zu handeln", sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. "Die BoJ traut sich nicht, den Stier bei den Hörnern zu packen und gleich noch einmal nachzulegen, um alle Welt davon zu überzeugen, dass sie wirklich voll entschlossen im Kampf für ihr Inflationsziel alle Mittel einsetzen wird."

Am Rohstoffmarkt geriet der Ölpreis erneut unter Druck: Wegen der weiter schwindenden Aussicht auf eine baldige Förderbremse verbilligte sich die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee um 3,1 Prozent auf 38,32 Dollar je Barrel (159 Liter).

PROFI-INVESTOREN VERKLAGEN VOLKSWAGEN



Bei den Unternehmen standen im Dax Volkswagen im Rampenlicht: Profi-Investoren verklagten den Autobauer wegen der Abgasaffäre auf rund 3,3 Milliarden Euro Schadensersatz. VW-Titel verloren knapp drei Prozent auf 112,25 Euro. Die im SDax gelisteten Sixt machten den Anlegern mit seinen Geschäftszahlen Kauflaune: Die Aktien des Autovermieters stiegen um 3,5 Prozent und damit an die Spitze des Kleinwerte-Index.

In London brachen die Titel von Antofagasta um mehr als zehn Prozent ein. Der Preisverfall beim Kupfer hat dem Bergbaukonzerns einen Gewinneinbruch von 58 Prozent eingebrockt. Die Titel der Konkurrenten Glencore, Rio Tinto, BHP Billiton und Anglo American fielen im Sog von Antofagasta bis zu acht Prozent. Ebenfalls lange Gesichter gab es bei den Aktionären Legal & General : Der Versicherer hatte zwar im vergangenen Jahr mehr verdient. Aber die Börsianer waren über die Eigenkapitalquote enttäuscht. Legal & General fielen um über sechs Prozent.

Reuters