Nervös macht Aktienanleger unter anderem das nahende Ende der Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB). In den USA rechnen manche Analysten eher mit vier als mit zwei bis drei Zinserhöhungen im laufenden Jahr. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 0,752 Prozent. Ihr US-Pendant rentierte mit 2,801 Prozent sogar so hoch wie seit vier Jahren nicht.

Bauchschmerzen bereitet Investoren auch der ungelöste Haushaltsstreit in den USA. Einigt sich der Kongress nicht bis Donnerstag auf eine Anhebung der Schulden-Obergrenze, droht ein zweiter Regierungsstillstand binnen weniger Wochen, bei dem Staatsbedienstete in Zwangsurlaub geschickt werden.

MITTELFRISTIGE AUSSICHTEN GÜNSTIG



Dennoch sei ein größerer Rückschlag für Dax & Co. unwahrscheinlich, betont Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research. "Europäische Aktien sind im Vergleich zu US-Papieren immer noch unterbewertet. Deutliche Kursverluste sind nur bei einem Einbruch der Wall Street zu erwarten, und der ist nicht in Sicht." Mit knapp 26.200 Punkten bleibt der US-Standardwerteindex Dow Jones in Reichweite seines Ende Januar erreichten Rekordhochs.

Die Experten des BlackRock Investment Institute verweisen in diesem Zusammenhang auf den zusätzlichen Konjunkturschub durch die US-Steuerreform. "Wir erwarten, dass die US-Wirtschaft durch das gesamte Fiskalpaket um 0,8 Prozentpunkte stärker wachsen könnte", erläutert die Analysesparte des weltgrößten Vermögensverwalters.

Kurzfristige Unterstützung für die Aktienmärkte erhoffen sich Investoren von der anhaltenden Flut an Firmenbilanzen. In Deutschland legen unter anderem der Versicherer Münchener Rück (Dienstag) und die Commerzbank (Donnerstag) Zahlen vor. Im Ausland öffnen der Autobauer General Motors (GM), der Unterhaltungskonzern Walt Disney (beide Dienstag) und der Kosmetik-Hersteller L'Oreal (Donnerstag) ihre Bücher.

BESTÄTIGUNG DES STARKEN WACHSTUMS ERWARTET



Konjunkturdaten stehen vergleichsweise wenige auf der Agenda. Den Anfang machen die europäischen Einzelhandelsumsätze am Montag. Es folgen die Auftragseingänge der deutschen Industrie (Dienstag) sowie die Industrieproduktion (Mittwoch). "Die Zahlen dürften bestätigen, dass die Geschäfte auch zum Ende des Jahres gut gelaufen sind", sagt Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. Ein Ende dieser Entwicklung sei nicht in Sicht.

Am Donnerstag berät die Bank von England (BoE) über ihre Geldpolitik. Eine Zinserhöhung gilt zwar als ausgeschlossen, Notenbank-Chef Mark Carney betonte in zuletzt allerdings, dass er sich künftig wieder stärker auf die Bekämpfung der Inflation konzentrieren wolle. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen britischen Bonds auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 1,59 Prozent.

rtr