"Dennoch schweben die Belastungsfaktoren wie die laufenden Brexit-Verhandlungen, die Schuldenkrise in Italien sowie der Streit zwischen den USA und Saudi Arabien hinsichtlich des Journalisten Dschamal Chaschoggi gefährlich nahe über den Köpfen der Anleger", sagte Analyst Christian Henke vom Broker IG Markets.

Der Zollstreit sowie die schleppenden Verhandlungen über den EU-Austritt Großbritanniens sind auch nach einer Umfrage des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) "Stimmungskiller" für die Börsianer. Der ZEW-Index rutschte im Oktober weit stärker als von Experten erwartet ab.

In der angelaufenen US-Berichtssaison erwarten viele Analysten aber überwiegend solide Geschäftsergebnisse. Allerdings dürfte es auch einige herbe Enttäuschungen geben, warnte ein Händler. Am Dienstag lagen Licht und Schatten eng beieinander: Die US-Investmentbank Morgan Stanley wies wie einige ihrer Rivalen einen Gewinnzuwachs aus, was die Aktien im vorbörslichen US-Geschäft anschob. Auch der Penaten-Creme-Hersteller Johnson & Johnson verdiente im dritten Quartal mehr und hob die Jahresziele an. Doch Walmart senkte seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr, was die Aktien des US-Einzelhandelsriesen im vorbörslichen US-Geschäft belastete.

Derweil machte die italienische Regierung den Anlegern in Mailand Kauflaune. Sie verabschiedete den Haushaltsentwurf am Montagabend kurz vor Ablauf der Frist. Italien - wie auch die 18 anderen Euro-Länder - mussten bis heute ihre Haushaltsentwürfe für 2019 bei der EU-Kommission einreichen. Zwar reagierte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker kritisch auf den Plan, der eine höhere Neuverschuldung vorsieht. Doch waren die Anleger erleichtert, dass der als gemäßigt geltende Finanzminister Giovanni Tria hinter dem Etat stand. Aktien- und Anleihe-Kurse zogen an.

LEGOLAND-BETREIBER MERLIN WARNT VOR HÖHEREN KOSTEN

Im Dax zählten Merck mit einem Plus von bis zu 1,9 Prozent zu den größten Gewinnern. Der Pharma- und Spezialchemiekonzern will 2019 die Ergebnistrendwende schaffen, wie Firmenchef Stefan Oschmann auf dem Kapitalmarkttag des Unternehmens bekräftigte.

Zeitweise 3,3 Prozent im Plus lagen VW. Gegen die Tochter Audi wird wegen Verletzungen der Aufsichtspflicht rund um den Dieselskandal zwar eine Geldbuße von 800 Millionen Euro verhängt. Doch waren die Anleger erleichtert, dass VW dies nicht weiter kommentierte. "Offenbar hat es keinen Einfluss auf das Ergebnis", sagte ein Händler.

Im MDax brachen die Titel von Talanx um bis zu gut acht Prozent auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren ein. Der Versicherungskonzern senkte seine Ergebnisprognose. Ganz oben standen mit einem Plus von zeitweise mehr als zehn Prozent die Aktien von Kion. Die Papiere des Gabelstaplerherstellers profitierten von einer Kaufempfehlung.

Steil bergab ging es in London mit den Aktien des Madame-Tussauds- und Legoland-Betreibers Merlin, der vor höheren Kosten warnte. Sie verloren 8,4 Prozent.

rtr