Narendra Modi ging mit starken Versprechungen in den Wahlkampf. Die kamen offensichtlich bei den Wählern gut an. Im Mai wählten 550 Millionen Inder Narendra Modi zu ihrem neuen Ministerpräsidenten. Modis Bharatiya Janata Party erhielt dadurch eine absolute Mehrheit im Parlament. Das gab es seit 1984 nicht mehr. Zusatzbonus für Anleger: Indien hat damit zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit des Landes 1947 eine wirtschaftsfreundliche Mitte-Rechts-Regierung.
Die Aktienbörse in Bombay gab Modi schon Monate vorher ordentlich Vorschusslorbeeren: Seit Jahresbeginn klettert der BSE-30-Index nahezu ohne Pause nach oben. Jetzt steht der Index mehr als 30 Prozent höher als an Neujahr. Es ist nicht auszuschließen, dass nach dem rasanten Anstieg jetzt vielleicht eine vorübergehende Korrektur kommt. Doch für die Zukunft hat die indische Börse beste Perspektiven. Modi ist mit seinen Reformen noch lange nicht am Ende. Mit dem richtigen ETF sind Anleger mit im Boot.
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Mit seiner soliden Mehrheit im Rücken kann Modi nun die Missständen bekämpfen, die seit Jahren das Wirtschaftswachstum in Indien hemmen. Und genau das tut er: Schon nach den ersten sechs Monaten Amtszeit sind mehrere vielversprechende Initiativen und Reformen der Regierung Modi erkennbar. So stellte die Regierung bei der Vorstellung des neuen Bundeshaushalts bereits neue Finanzmittel für den Ausbau der Infrastruktur zur Verfügung. Zusätzlich bekräftigte der Finanzminister die Entschlossenheit seiner Regierung, die Staatsfinanzen zu sanieren und die Steuerlast für Privatpersonen zu senken.
Modi habe richtig erkannt, dass die Schwäche seines Landes nicht von einem Mangel an Reformen herrühre, sondern von mangelnder Reformumsetzung, loben die Indien-Experten von Jupiter Asset Management. Viel zu viele Projekte gehen nach ihrer Beobachtung bislang in Indiens weitläufigem Bürokratielabyrinth unter. Jetzt scheint es flotter zu gehen: Maßnahmen zur Verbesserung der Genehmigungsprozesse hätten bereits den Weg für 176 Projekte frei gemacht - im Wert von 104 Milliarden US-Dollar.
Doch das ist noch lange nicht alles. Modi will weitere geplante Projekte im Wert von rund 250 Milliarden Dollar loseisen. Zudem soll ein neues elektronisches Überwachungssystem künftig bürokratische Abläufe beschleunigen. Dabei soll kontrolliert werden, ob Regierungsangestellte auch tatsächlich ihre Arbeitszeit einhalten. Indiens Beamte gelten nämlich als notorisch arbeitsscheu. Mit dem neuen System können sich die Inder über eine spezielle Website ein genaues Bild davon machen, wie viele Staatsdiener gerade an ihrem Schreibtisch sitzen. Indiens Unternehmen könnten davon mit schnelleren Genehmigungsprozessen profitieren.
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Vielversprechender Kurs
Auch in anderen Bereichen hat Modi nach Einschätzung von Experten zuerst die Bereiche ins Visier genommen, in denen sich wahrscheinlich am schnellsten Resultate erzielen lassen. Jetzt will der Regierungschef die Subventionen reformieren und dafür sorgen, dass Ausländer leichter auf dem Subkontinent investieren können.
Der Reformkurs verspricht höheres Wirtschaftswachstum, doch seine Umsetzung wird sicher nicht leicht: Die gesellschaftlichen Strukturen bleiben verkrustet, die Bürokratie ein Wachstumshindernis, berichten Landeskenner. Die Anleger an der indischen Börse scheinen jedoch an den Erfolg der Reformen zu glauben. Dafür spricht die anhaltend hohe Nachfrage nach indischen Aktien.
Langfristig sprechen zudem die Demokratie, die englische Amtssprache und die englischen Wurzeln des Rechtssystems für Indien. Die wirtschaftliche Entwicklung Indiens scheint das Vertrauen der Anleger zu rechtfertigen: Im zweiten Quartal wuchs die Wirtschaft um 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat denn auch kürzlich seine diesjährige Prognose für Indiens Wirtschaftswachstum von 5,4 Prozent auf 5,6 Prozent angehoben. Für das kommende Jahr prognostiziert der IWF sogar eine Wachstumsbeschleunigung auf 6,4 Prozent.
Noch vielversprechender ist der Rückgang der Inflationsrate. Sie fiel jetzt wieder unter die Marke von acht Prozent. Ein wichtiger Grund: Modi sorgt mit Staatsgeldern dafür, das die Lebensmittelpreise niedrig bleiben. Das gefällt Wählern, aber auch Ökonomen. Viele Volkswirte erwarten, dass sich die Inflation weiterhin in einem vertretbaren Rahmen bewegen wird. Die Preissteigerungsrate soll nach Schätzungen bis Anfang 2016 sogar unter sechs Prozent fallen.
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Attraktive Basis
Mit Aktien können Anleger von dem Aufschwung in Indien profitieren. Großes Plus dabei: Trotz der jüngsten Rally liegen die Bewertungen der Aktien derzeit noch etwa auf ihren historischen Durchschnittsniveau. Das ist eine gute Ausgangsbasis, angesichts der Tatsache, dass die Unternehmensgewinne das Potenzial haben, für mehrere Jahre deutliche Steigerungsraten zu erreichen.
Wer mit ETFs auf Indien setzten will, hat nicht allzu viel Auswahl. An der deutschen Börse sind derzeit nur vier Indien-ETFs gelistet. Drei von ihnen bilden den MSCI Emerging Markets India Index ab. Unter ihnen ist mit mehr als einer Milliarde Euro verwalteten Vermögen der Lyxor UCITS ETF MSCI India (ISIN: FR0010361683) der größte Fonds. Seine jährlichen Kosten betragen 0,85 Prozent der Anlagesumme. Etwas preiswerter ist der db x-trackers MSCI India Index UCITS ETF (LU0514695187). Er kostet 0,75 Prozent pro Jahr. Beide ETFs bilden den MSCI India Index ab. Dieser enthält aktuell 67 Aktien, die nach Angaben von MSCI rund 85 Prozent der indischen Marktkapitalisierung repräsentieren.
Satte 41 Prozent Kursplus brachten die ETFs auf den MSCI India seit Jahresanfang. Noch einen Schnaps mehr schaffte der db x-trackers CNX Nifty UCITS ETF (LU0292109690). Er enthält die 50 größten indischen Aktien. Dieser ETF kletterte in diesem Jahr bereits um 47 Prozent nach oben. Seine jährlichen Kosten betragen 0,85 Prozent der Anlagesumme. Für einen börsengehandelten Indexfonds ist das ein vergleichsweise stolzer Obolus. ETFs auf den Euro-Stoxx-50-Index kosten nur rund ein Zehntel. Doch angesichts des Kurspotenzials der indischen Börse dürften risikobewußte Anleger die höheren Kosten verschmerzen.