"Bayer muss die Klagerisiken und Altlasten von Monsanto abschließend in den Griff bekommen", forderte Janne Werning von der Fondsgesellschaft Union Investment anlässlich der virtuellen Hauptversammlung am Dienstag. Der im vorigen Jahr beschlossene außergerichtliche Vergleich sei positiv zu sehen. Jetzt müsse eine Lösung für künftige Klagen gefunden werden. "Weitere Fehltritte kann sich das Management nicht erlauben."

Doch dieser wichtige Teil des Glyphosat-Vergleichs, bei dem es um die Handhabung und Beilegung künftiger Klagen wegen des Unkrautvernichters geht, hängt weiter in der Schwebe. Eine Anhörung zu einer neuen Einigung mit Klägeranwälten bei dem zuständigen US-Bezirksrichter Vince Chhabria verschiebt sich erneut - wenn auch nur um eine Woche - auf den 19. Mai. Ursprünglich war diese schon für den 31. März geplant. Bayer-Chef Werner Baumann verwies auf "rein terminliche Gründe".

Der Einigung, die Bayer Anfang Februar bekannt gegeben hatte , muss Chhabria noch eine vorläufige Genehmigung erteilen. Baumann sagte, er sehe dem Termin "optimistisch entgegen". "Wir sind überzeugt, dass die Einigung fair für alle Parteien ist und werden uns weiter dafür einsetzen." Generell könnten finale Genehmigungen zu solchen Vereinbarungen ein Jahr oder auch länger dauern. Bayer durchdenke "selbstverständlich auch alternative Wege." Näher äußerte er sich dazu aber nicht.

Für die Produkthaftungsverfahren zu Glyphosat in den USA erwartet Baumann derzeit Gesamtkosten für vorgesehene Vergleiche bestehender Klagen von bis zu 9,6 Milliarden US-Dollar. Für Regelungen zu zukünftigen Klagen rechnet er mit etwa zwei Milliarden Dollar, wie er bekräftigte. "Wir sind fest entschlossen, die Rechtsstreitigkeiten so schnell wie möglich in einem vernünftigen Rahmen beizulegen." Bayer gehe bei den Glyphosat-Klagen auf alle Kanzleien zu, die aktuelle Fälle vertreten. "Die Entscheidungen über Einigungen liegen dazu allerdings nicht alleine bei uns." Der nächste Glyphosat-Prozess sei derzeit für das dritte Quartal terminiert.

Die Fondsgesellschaft Deka hatte angekündigt, den Bayer-Vorstand auf der Hauptversammlung nicht entlasten zu wollen, für sie ist der Konzern nur noch ein "Schatten seiner selbst". Die DWS wollte sich "aufgrund der bisher nicht gelösten Rechtsunsicherheiten in den USA und den Nachhaltigkeitsrisiken" enthalten, Union Investment wollte Vorstand und Aufsichtsrat dagegen entlasten. 2019 hatten von der Monsanto-Übernahme enttäuschte Aktionäre den Vorstand um Baumann nicht entlastet - ein bis dahin einmaliger Vorgang im Dax. Ein solcher Denkzettel blieb Baumann 2021 erspart: Der Vorstand wurde mit einer Zustimmung von 90,08 Prozent entlastet, etwas weniger als im vergangenen Jahr mit 92,6 Prozent.

rtr