Chart 1 - Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis
Die Nachfrage an der 21-Tage-Linie, also dem mittleren Kurs des zurückliegenden Handelsmonats, ließ den DAX gestern wieder nach oben drehen. Aktuell kleben die Notierungen noch unterhalb der ersten schwachen charttechnischen Barriere bei 9690 Punkten, dürften aber problemlos auch bis an die nächste Hürde bei 9720/30 vorstoßen können. Selbst die zu Monatsanfang unüberwindbaren 9775 Punkte stellen inzwischen kaum mehr einen ernst zu nehmenden Widerstand dar.
Die Freude, die beim Betrachten der kurzfristigen Charts aufkommt, hält aber einer Überprüfung am übergeordneten Zeitrahmen nicht stand. Zunächst fallen hier die Widerstände im Tageschart auf, die bei rund 9800/9860 Punkten regelmäßig Marktteilnehmer zu Gewinnmitnahmen motivieren, und auch beim nächsten Anstieg des DAX die Kurse wieder ausbremsen dürften. Selbst wenn es der Index noch einmal bis ans Allzeithoch bei 10.050 Punkten schafft, bleibt ein gewichtiger Signalgeber in der Gefahrenzone.
Das vom Statistik-Unternehmen Index-Radar entwickelte Indikatorsystem (IRIS) unter dem DAX-Chart zeigt, warum Anleger noch nicht zu optimistisch sein sollten: Dieser Indikator misst, wie viele der 30 Indexaktien sich in einem langfristigen Aufwärtstrend befinden. Er zeigt die Anzahl der Papiere mit einer hinreichend stark steigenden 200-Tage-Linie in Prozent. Das erschreckende Fazit: Keine der im Index enthaltenen Aktien zeigt auch auf lange Sicht noch eine ausreichende Aufwärtsdynamik. In den vergangenen 20 Jahren war dies nur selten der Fall (siehe rote Markierungen), dann aber ging es erst für einige Zeit seitwärts oder sogar abwärts, bevor der Markt zum nächsten Aufwärtsimpuls ansetzte (grüne Markierung).
Wir werden diesen Indikator in den kommenden Wochen regelmäßig abbilden und auswerten, um den Zustand des Marktes aus diesem Blickwinkel zu verfolgen. Anleger müssen bis zu einer Besserung der Lage mit einem Rückschlag auch unter der vorläufig bewährten Unterstützung bei 9550/9600 rechnen, das nächste Kursziel liegt dann bei etwa 9350/9420 Zählern. Wenn sich der Index dort stabilisiert, wäre eine anschließende Wiederaufnahme der Aufwärtsbewegung jedoch relativ einfach, es besteht also kein Grund zum Schwarzsehen.
Chart 2 - DAX-Langfristchart mit Indikator-System
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Chart 3 - Tageschart
Nachdem der Markt auch die Zone um 9600/9700 geknackt hat, ist das Risiko weiterer Verluste unter die erste stärkere Unterstützung bei 8900 inzwischen deutlich gesunken - der nächste Halt auf der Südseite bei 8500 Zählern ist damit vorerst wieder vom Tisch. Stattdessen rücken die Zone um 9800/9860 (Ex-Aufwärtstrend und horizontale Barriere) sowie das Allzeithoch um 10.050 wieder in den Mittelpunkt.
Chart 4 - Wochenchart
Im Wochenchart ist der Aufwärtstrend gebrochen, hier ist Abwärtspotenzial erkennbar. Bevor die Kurse nicht mindestens 25 bis 35 Prozent unter die 200-Tage-Linie fallen, ist der Markt aus ganz langfristiger Sicht nicht als überverkauft zu sehen. Kursverluste bis an die 7500er-Marke, wo eine weitere Unterstützung liegt, sind aus dieser Perspektive durchaus möglich. Allerdings nur, wenn die 8900er-Marke nicht halten sollte. Derzeit ist dies noch offen, Anleger müssen noch nicht mit dem Schlimmsten rechnen.
Insbesondere aus dem übergeordneten Sichtwinkel wird erkennbar: Seit 2009 tendiert der Markt nach oben, und selbst Korrekturen wie der Mini-Crash in 2011 konnten den DAX nicht allzu lange vom Steigen abhalten. Diese Tendenz dürfte sich auch nach einer ausgeprägten Konsolidierung, wenn sie denn kommt, wieder fortsetzen.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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